Zweite Machbarkeitsstudie Ratsopposition kritisiert abgespeckte Pläne fürs Melbbad

Bonn · Die aktuell vorliegende Machbarkeitsstudie für das Bonner Melbbad stößt bei den Oppositionsparteien im Stadtrat auf harsche Kritik. CDU-Sportsexperten sprechen von einer „Mini-Minimallösung“.

 Zurzeit kann im  Melbbad nur auf dem Trockenen Sport getrieben werden, wie etwa Beachvolleyball. Die Becken sind geschlossen.

Zurzeit kann im Melbbad nur auf dem Trockenen Sport getrieben werden, wie etwa Beachvolleyball. Die Becken sind geschlossen.

Foto: Benjamin Westhoff

Nur das Nötigste soll beim für den Schwimmbetrieb geschlossenen Melbbad realisiert werden. Dieser Vorschlag, den ein Architekturbüro innerhalb einer zweiten Machbarkeitsstudie für das Freizeitbad am Venusberghang erarbeitet hat, stößt in der Bonner Kommunalpolitik auf unterschiedliche Reaktionen.

Kurz und knapp fällt die erste Bewertung zur Studie seitens der Ratsmehrheit aus Grünen, SPD, Linken und Volt aus. Der Studie zufolge sollen die maroden Bestandsgebäude abgerissen und nur noch durch einen eingeschossigen Funktionsbau mit Umkleiden sowie Sanitär- und Technikräumen ersetzt werden. Die Schwimmbadtechnik soll auf den neuesten Stand gebracht werden, auch sind lediglich Imbisswagen zur Versorgung der Badegäste mit Essen und Trinken vorgesehen.

Die zweite Machbarkeitsstudie hatte die Ratskoalition im Oktober 2021 beschlossen, weil die vorherige Studie mit zwei Varianten wegen zu hoher Investitionskosten durchgefallen war. Die Kostenschätzung für die neue, abgespeckte Variante liegt inklusive aktueller Baukostensteigerung derzeit bei 10,7 Millionen Euro. Die Fertigstellung wird wie bei der ersten Studie nicht vor Herbst 2026 prognostiziert, wahrscheinlicher ist aufgrund des großen Sanierungsbedarfs auch der anderen Bonner Bäder eher ein deutlich späterer Zeitpunkt.

„Natürlich müssen wir uns die neue Machbarkeitsstudie noch genauer ansehen. Auf den ersten Blick werden jedoch mit dem verringerten Bauvolumen und den verminderten Kosten die Risiken für eine Umsetzung reduziert, was wir uns als Ergebnis der zweiten Beauftragung erhofft hatten“, teilt Linksfraktions-Geschäftsführer Holger Schmidt im Namen aller Bündnispartner kurz und knapp mit.

Ausführlicher und durch die Bank kritisch äußern sich die Oppositionsparteien. Die CDU-Sportexperten David Lutz und Nicole Bonnie beklagen, das aktuelle Ergebnis führe zu einer „Mini-Minimallösung“, zudem werde die Wiedereröffnung des Melbbades zeitlich erheblich verzögert. Auch werde die nun vorgeschlagene Lösung letztlich kostenintensiver.

„Ganz klar ist, dass, wenn nun von einer möglichen Öffnung des Melbbades in 2027 nach Umsetzung der Vorschläge aus der zweiten Machbarkeitsstudie geschrieben wird, eine Öffnung in 2028 ein vielleicht erreichbares Ziel ist“, so Lutz und Bonnie in ihrer gemeinsamen Erklärung. „Das ist nicht zu akzeptieren.“ Die Verwaltung müsse Wege und Lösungen finden, um sich bei der Umsetzung von Bauvorhaben fachliche Unterstützung von außen zu holen oder sogenannte Totalunternehmer zu beauftragen.

Völlig unklar bei der vorliegenden Mitteilungsvorlage der Verwaltung sei zudem die Aussagekraft des Hinweises, dass für den Neubau bauliche Standards reduziert werden sollen. „Was ist zum Beispiel mit der ursprünglich gewollten Dachbegrünung? Die Vorlage lässt viele Fragen offen“, so die beiden Unionspolitiker weiter. Die Umsetzung der zweiten Machbarkeitsstudie bedeute nunmehr in vielleicht sechs Jahren die schlechteste Lösung.

Die FDP glaubt ebenfalls nicht an eine Fertigstellung des Melbbades bis Herbst 2026. „Das ist eine absolute Hinhalte-Taktik, die Oberbürgermeisterin und Ratskoalition hier treiben. Das Melbbad ist ein ungeliebtes Bad seitens der Mehrheitsfraktionen. Das sehen wir hier“, kritisiert Fraktionschef Werner Hümmrich. Seine Sorge: Mit der jetzt vorgelegten „Schmalspurlösung“ werde das Bad für Familien zunehmend unattraktiv gemacht, sodass man in einigen Jahren anhand fallender Besucherzahlen sich sogar dafür entscheiden könnte, das Bad ganz zu schließen.

Albert Weidmann vom Bürger Bund Bonn (BBB) beklagt, die Stadt hätte bereits vor einem Jahr die Betriebsfähigkeit des Melbbades durch eine Sparvariante so schnell wie möglich wiederherstellen können. Wie die CDU fühlt sich auch der BBB in seiner Auffassung bestätigt, dass das Melbbad für die Ratskoalition keine große Rolle spielt – mit entsprechenden Folgen für Familien mit Kindern in dem Einzugsbereich. Das sei ein weiterer Tiefschlag für bürgerliches Engagement in Bonn, so Weidmann mit Blick auf den Einsatz des Fördervereins „Unser Melbbad“ für den Erhalt des Freizeitbads.

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Von GA-Redakteurin
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