Projekt des Bonner Studierendenwerks Menschen mit Migrationshintergrund fürs Studium begeistern

Tannenbusch · Das Bonner Pilotprojekt "Studium? Läuft!" soll Schüler und Studierende mit Migrationshintergrund für ein Studium begeistern. Die Interessenten bekommen Einblicke in Hörsäle und lernen die Studienberatung und BaföG-Förderung kennen.

 Ein Teil der Jugendlichen, die mit Sibel Sümer (von links), Diana Palomino, Wolfgang Bitter und Alina Rudi-Syed das Studentenwohnheim an der Oppelener Straße kennenlernen.

Ein Teil der Jugendlichen, die mit Sibel Sümer (von links), Diana Palomino, Wolfgang Bitter und Alina Rudi-Syed das Studentenwohnheim an der Oppelener Straße kennenlernen.

Foto: Stefan Hermes

Die beiden Frauen haben genauso wie die von ihnen erwarteten 15 und 16 Jahre alten Jugendlichen einen Migrationshintergrund. Rudi-Syed kam mit neun Jahren aus Kasachstan nach Deutschland, studierte hier Germanistik und Philosophie und arbeitet heute in der Öffentlichkeitsarbeit des Bonner Studierendenwerks. So wie auch die Germanistin und Turkologin Sümer, deren türkische Eltern ihr einmal „Geh und erobere die Welt!“ mit auf den Weg gegeben haben, arbeitet sie für das Pilotprojekt „Studium? Läuft!“ vom Bonner Studierendenwerk, das Schüler und Studierende mit Migrationshintergrund im Hochschulraum Bonn-Rhein-Sieg zum Studium motivieren möchte.

„Ich hatte nicht mit so viel Zuspruch gerechnet und war geradezu euphorisiert“, sagt Wolfgang Bitter, Leiter des Jugendhauses Brücke, aus dem ein Großteil der Tannenbuscher Jugendlichen sich für das Kennenlernen des „Studentenlebens“ angemeldet hatten. Er konnte schon an den beiden vorangegangenen Tagen begeistert erleben, wie ernsthaft und interessiert die meist jungen Frauen auf das Angebot von „Studium? Läuft!“ reagierten.

Nach einer Kennenlernphase liefen sie gemeinsam von der Poppelsdorfer Mensa zur Mensa Nassestraße und bekamen dabei Einblicke in Hörsäle, lernten Studienberatung und Bafög-Förderung kennen und führten Gespräche mit „Bildungsvorbildern“: Studenten, die einen Migrationshintergrund haben, wie sie selbst, ermunterten sie mit ihrer eigenen Biografie, familiäre Hemmnisse, Zweifel und finanzielle Sorgen zu überwinden.

„Meine Mutter meinte, mit Migrationshintergrund könnte man ein Studium nicht schaffen“, sagt Leslie Tima (15), deren Eltern aus dem Kongo stammen. Sie weiß nun, dass sie es schaffen kann. Ebenso wie die beiden 16-jährigen Kurdinnen Helin und Kshmer, die jetzt wissen, dass es für sie nach dem bevorstehenden Realschulabschluss noch weitergehen soll. Nicht zuletzt auch, weil sie nun wissen, dass sich ein Studium auch über Bafög finanzieren lässt.

Sie wollen Medizin und Pädagogik studieren. Jetzt stehen sie mit den anderen Mädchen, die nahezu alle davon überzeugt sind, studieren zu wollen, im Studierendenwohnheim und sind erst einmal begeistert von der Einbauküche in dem besichtigten Studentenapartment.

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