Angriff in Bonner Buslinie 601 56-Jähriger kommt nach Messerattacke in Psychiatrie

Bonn · Ein 56-Jähriger kommt nach einer Messerattacke in der Buslinie 601 in Bonn im vergangenen Sommer in eine psychiatrische Klinik. Das Opfer hatte den Angriff nur dank des beherzten Eingreifens eines Unbeteiligten überlebt.

 Am Bonner Busbahnhof hatte es im vergangenen Sommer eine Messerattacke gegeben.

Am Bonner Busbahnhof hatte es im vergangenen Sommer eine Messerattacke gegeben.

Foto: Benjamin Westhoff

Im Fall des Messerangriffs auf einen Fahrgast der Buslinie 601 im vergangenen Sommer hat die 4. Große Strafkammer am Bonner Landgericht am Dienstagmittag die dauerhafte Unterbringung des Täters in einer psychiatrischen Klinik angeordnet. Im strafrechtlichen Sinne hätte sich der 56-jährige Angreifer des versuchten Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht – der Mann ist aber aufgrund einer psychischen Erkrankung schuldunfähig. Die Unterbringung wird prinzipiell unbefristet ausgesprochen, muss aber jährlich überprüft werden. Erst nach einer Genesung oder dem Wegfall der Gefahr, die von dem Untergebrachten ausgeht, ist ein Ende der Maßnahme möglich.

„Es ist erschreckend, wenn man den Mann hier im Raum sitzen sieht“, sagte der Vorsitzende Richter Klaus Reinhoff in der Begründung der Kammerentscheidung mit Blick auf die komplett unauffällige Erscheinung des Täters. Der Mann sei aber hochgefährlich. Man sehe ihm seine Erkrankung eben nicht an und da es zwischen Täter und Opfer so gut wie keine Beziehung gegeben hatte, hätte es theoretisch jeden treffen können, so der Richter weiter. Beide Männer kannten einander nicht, arbeiteten aber in verschiedenen Positionen im Marienkrankenhaus. Am 27. Juli des vergangenen Jahres machten sie zufällig zur selben Zeit Feierabend und trafen an der Bushaltestelle vor der Klinik aufeinander. Hier fragte der spätere Angreifer den 22-jährigen Kollegen noch nach dessen Namen. Dem Angesprochenen kam das, wie er später im Zeugenstand berichtete, zwar ein wenig merkwürdig vor, er habe sich aber nichts weiter dabei gedacht.

Im Fahrzeug begab sich der Ältere dann auf einen Sitzplatz im Fond des Gelenkbusses, der Jüngere stand zunächst im Bereich des Gelenks, bevor auch er einen Sitzplatz vor der Drehscheibe links fand. Kurz vor dem Hauptbahnhof erhob sich der Täter dann von seinem Platz, ging nach vorne und stach dem jungen Opfer unvermittelt von hinten mit der 15 Zentimeter langen Klinge eines mitgeführten Küchenmessers in den Kopf- und Halsbereich. Weil der gut besetzte Bus sich in Fahrt befand, stoben die aufgeschreckten Fahrgäste in alle Richtungen davon. Nur ein 28-Jähriger nahm seinen Mut zusammen, packte den Angreifer von hinten und hielt ihn bis zum Eintreffen der Polizei fest. „Das muss man sich erst einmal trauen“, so Reinhoff anerkennend. Das Eingreifen des Fahrgastes habe dem Opfer wahrscheinlich das Leben gerettet, stellte der Vorsitzende noch einmal heraus.

 Bewies Mut und Zivilcourage: Ahmad Al Sheikh Hussein Kames überwältigte den Täter. „Ein solcher Fall von Zivilcourage ist mir in meiner bisherigen Laufbahn so noch nicht begegnet“, sagte der Polizeipräsident Frank Hoever bei einem Empfang im Juli.

Bewies Mut und Zivilcourage: Ahmad Al Sheikh Hussein Kames überwältigte den Täter. „Ein solcher Fall von Zivilcourage ist mir in meiner bisherigen Laufbahn so noch nicht begegnet“, sagte der Polizeipräsident Frank Hoever bei einem Empfang im Juli.

Foto: Benjamin Westhoff

Der 22-Jährige wurde bei dem Angriff lebensgefährlich verletzt und musste in einem Bonner Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt werden. Offenbar war der Täter von Wahnvorstellungen getrieben: In der Fantasie des zweifachen Vaters hatte sich die Vorstellung manifestiert, seine Kinder würden von einem oder einer Gruppe von Ärzten „unfruchtbar gemacht“. Möglicherweise, so der Kammervorsitzende, habe er das Opfer für einen der beteiligten Mediziner gehalten.

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