Stadtdechant Schumacher soll beurlaubt werden Millionenschwerer Finanzskandal in Bonner Münsterpfarrei

Köln · Ein millionenschwerer Finanzskandal wird mit der Münsterpfarrei Sankt Martin in Verbindung gebracht. Kölner Kardinal Woelki will offenbar den Stadtdechanten Schumacher beurlauben.

In der Bonner Münsterpfarrei Sankt Martin soll es einen millionenschweren Finanzskandal geben. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki will offenbar Stadtdechant Wilfried Schumacher beurlauben. Ein offizielle Erklärung des Erzbistums ist für Freitagmittag angekündigt.

Nach GA-Recherchen bestätigen sich Medienberichte, wonach das Controlling des Erzbistums Köln ein über mehrere Jahre hinweg währendes Missmanagement durch den örtlichen Finanzverwalter festgestellt habe. Er soll mit sogenanntem Kirchenfabrikvermögen – das sind alte Finanzbestände, aus denen der Unterhalt der Pfarrkirche beglichen wird – Löcher im Etat der Pfarrei gestopft, sich aber nicht persönlich bereichert haben. Schumacher wird vorgeworfen, bei dieser Verschiebung von Geldern seine Aufsichtspflicht verletzt zu haben.

Am Freitag wolle der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, den verantwortlichen Pfarrer Wilfried Schumacher mit sofortiger Wirkung seiner Ämter als Pfarrer und Stadtdechant entheben, heißt es in den Medienberichten.

Spenden vom Skandal unberührt

Auf GA-Anfrage konnte Münster-Pressesprecher Reinhard Sentis am Donnerstag keine Auskunft zu den Vorwürfen geben und verwies an das Erzbistum. Es sei ein schwebendes Verfahren. Woelki hatte den Bonner Stadtdechanten erst 2016 für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Schumacher hatte damals nicht nur die Neuausrichtung der Innenstadtgemeinde, sondern auch die Generalsanierung des Münsters als Aufgabe angenommen. Die Spenden, die zu diesem Zweck gesammelt wurden, sind nach GA-Informationen vom Finanzskandal unberührt.

Die Kirchengemeinde Sankt Martin hatte vor einer Woche die Schließung des Münsterladens zum 1. September bestätigt. Als Grund war fehlender Umsatz genannt worden. Hier erscheint nun auch ein Zusammenhang mit den aktuellen Vorwürfen möglich.

Schumacher ist in Bonn, wo er 1949 geboren wurde, fest verwurzelt. Seit 1998 leitet er die Münsterpfarrei, als Stadtdechant steht er an der Spitze der rund 120.000 Katholiken in der Stadt. Im GA-Interview hatte er vor einem Jahr bestätigt, dass Stadtdechant nicht sein Traumberuf sei. „Ich hätte gerne weitergearbeitet im Bereich von Exerzitienarbeit und geistlicher Begleitung einzelner Menschen, aber den Ruf kann man sich nicht aussuchen“, sagte er damals.

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