Ausstellung in der Arbeitsagentur Minijobs münden in Minirente

Bonn · Die Geschichte von Laura S., 41 Jahre, gelernte Erzieherin, ist die von Millionen anderer Frauen: Nach der Geburt des zweiten Kindes gab sie ihre Festanstellung auf, um sich um die Familie zu kümmern. Doch sobald der Nachwuchs aus dem Gröbsten heraus war, wollte sie wieder für ein paar Stunden arbeiten.

 Ausstellung im Arbeitsamt: Ursula Schubert-Sarellas (l.) von der Arbeitsagentur und Alexandra Rusin vom Jobcenter warnen davor, dauerhaft in Minijobs zu arbeiten.

Ausstellung im Arbeitsamt: Ursula Schubert-Sarellas (l.) von der Arbeitsagentur und Alexandra Rusin vom Jobcenter warnen davor, dauerhaft in Minijobs zu arbeiten.

Foto: Roland Kohls

Um alles unter einen Hut zu bringen, schien ihr ein Minijob ideal. Den fand sie zwar nicht in ihrem erlernten Beruf, für den Anfang gab sie sich damit zufrieden, bei einer Reinigungsfirma tätig zu sein. Als dann aber ihre Ehe zerbrach, war ihre finanzielle Situation ein einziges Fiasko. Mit dem kargen Lohn konnte sie ihren Kindern nichts bieten und zu allem Überfluss hatte sie kaum etwas für ihre eigene Altersvorsorge getan. "Das ist leider kein Einzelfall", weiß Ursula Schubert-Sarellas, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg.

Nach der aktuellen Statistik haben in Bonn und der Region derzeit rund 60 576 Beschäftigte ausschließlich einen Minijob, 89 771 arbeiten in einem solchen "geringfügigen" Beschäftigungsverhältnis zusätzlich zu ihrem Hauptberuf. Die meisten von ihnen sind Frauen: In Bonn liegt ihr Anteil bei etwas mehr als 60,9 Prozent, im Rhein-Sieg-Kreis sind es 64,7 Prozent. Trotz guter Ausbildung arbeiten viele Frauen in einem Job, der weit unter ihrer Qualifikation liegt. Dementsprechend gering ist auch ihr Verdienst. Dadurch erwerben sie jedoch auch nur minimale Ansprüche in der Rentenversicherung: Denn nach einem Jahr als Minijobber hat sich ein Arbeitnehmer gerade einmal einen zusätzlichen Rentenanspruch von 4,50 Euro erwirtschaftet.

Auf dieses Problem macht die Bundesagentur für Arbeit in Bonn derzeit mit einer Ausstellung aufmerksam. Bis zum 30. November ist die vom Land initiierte Präsentation unter dem Titel "Minijob - Minichance?" im Foyer des Berufsinformationszentrums, Villemombler Straße 101, zu sehen. Dabei sollte ein Minijob nur als kurzfristige "Warteschleife" genutzt werden, appellieren Ursula Schubert-Sarellas und Alexandra Rusin vom Jobcenter Bonn. "Spätestens nach einem Jahr sollte man wieder in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis sein. Sonst kommt man aus diesem Teufelskreis nur noch sehr schwer heraus", so Rusin. "Wir haben sehr viele hoch qualifizierte Frauen, die nach einer Familienpause eine Arbeit suchen. Wenn wir sie wieder in eine entsprechende Beschäftigung bringen, wirken wir gleichzeitig dem drohenden Fachkräftemangel entgegen", so die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt.

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