Fahrradstrecken Bonn Mit dem Rad unterwegs durch Bonn: Viele Strecken erfordern höchste Konzentration

BONN · Der erste Schreck schießt an der Ecke Heckenweg/B 56 durch die Glieder. Obwohl die Ampel Grün zeigt, biegt ein weißer Lieferwagen von der Bundesstraße links in den Heckenweg ab. Die Fahrt auf den rund elf Kilometer langen Strecke von Bechlinghoven zum Verlagshaus in Dransdorf zeigt: Stressfreies Radfahren ist in Bonn fast unmöglich.

An der Kautexstraße fahren drei Autofahrer ungehemmt über die Ampel, ich stehe mitten auf der Kreuzung. Gleich dahinter rast ein Auto über den Rechtsabbieger und der Fahrer hat nur Augen für den Verkehr von links - aber achtet nicht auf der Radverkehr. Die Strecke führt weiter entlang der Siegburger Straße, wo es einen Radweg gibt. Dieser ist aber derart desolat, dass Konzentration gefordert ist. Wurzelwerk hat den Asphalt in Wellen geworfen, andere Stellen sind reines Flickwerk. Das gilt aber für viele Strecken, etwa auch entlang der Oppelner Straße/Am Josephinum.

Der Weg an der Siegburger Straße ist zu schmal - vor allem, weil es sich um einen vielbefahrenen Schulweg handelt. Außerdem gibt es zahlreiche Ein- und Ausfahrten. Der Autofahrer, der mitten auf dem Weg steht, kann nichts dafür, dass er den Radverkehr aufhält: Er muss sich langsam nach vorne tasten, um überhaupt Einblick auf die Straße zu bekommen. Eine ähnliche Situation herrscht auf dem Radweg an der Rochusstraße, auf dem nicht nur häufig geparkt wird, sondern der auch an vielen Ausfahrten vorbeiführt.

Die nächste Schrecksekunde verursacht ein anderer Radfahrer, der noch bei Rot quer über die Kreuzung zur Pützchener Chaussee schießt - und mich fast über den Haufen fährt. Dass ein Autofahrer mir wenig später im Combahnviertel die Vorfahrt nimmt - geschenkt. Dass die Gruppe von jungen Frauen mit Kinderwagen auf der Kennedybrücke die gesamte Breite in Beschlag nimmt und trotz Klingelns nur zögerlich Platz macht - geschenkt.

Aber nicht, dass der Radweg immer wieder ganz selbstverständlich als Parkplatz für Bauwagen, Lieferwagen und Autos herhalten muss. Das gilt auch für den kombinierten Fuß- und Radweg an der Bornheimer Straße. Der Servicewagen eines Dienstleisters steht drauf, und der Beifahrer öffnet die Tür - gerade als ich an ihm vorbeifahre. Nur mit einem schnellen Schwenk kann ich einen Aufprall verhindern.

Der sogenannte Fahrradschutzstreifen ist oftmals schmal und führt häufig an einem Parkstreifen vorbei, etwa am oberen Abschnitt der Vorgebirgsstraße, wo sich viele Autohäuser befinden. Einige Autos sind per se schon so breit, dass sie in den Schutzstreifen hineinragen. Bewahrt der Radfahrer einen gewissen Sicherheitsabstand zu den parkenden Autos, muss er sich schon am äußersten Rand der Spur bewegen. Und da die Straßenquerschnitte häufig nicht so breit sind, wie etwa an der Bornheimer Straße oder dem Berliner Platz, fühlt man sich nicht nur sehr eingeengt von Autos und Lastwagen, man wird geradezu abgedrängt.

Höchste Konzentration ist auf dem Bertha-von-Suttner-Platz gefragt. Der Radstreifen führt mitten durch: rechts die Busse, die ein- und ausfädeln, links die Autos, die noch rasch den Bus überholen wollen oder auf den Rechtsabbieger Richtung Belderberg wollen. Nicht nur hier fühlt man sich als Radfahrer nicht besonders wohl.

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