Bonner Diakon schnitzt Figuren Mit den Königen in die Wüste

Lessenich · Diakon Ralf Knoblauch fährt mit seinen geschnitzten Figuren in den Oman und die Emirate. Mit seinen Figuren begibt er sich auf Plätze und Straßen und nutzt sie, um mit den Menschen über ihre Würde ins Gespräch zu kommen.

 Diakon Ralf Knoblauch mit den vier Königsfiguren, die ihn in die arabische Welt begleiten werden.

Diakon Ralf Knoblauch mit den vier Königsfiguren, die ihn in die arabische Welt begleiten werden.

Foto: Stefan Hermes

Dem Stern von Bethlehem folgten drei Könige aus dem Morgenland, um das Jesuskind als den neuen König der Welt zu verehren und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe zu bringen. Die Gaben gehörten in dieser Zeit zu den bedeutsamsten Arzneimitteln – für arme Menschen waren sie unerschwinglich.

In der katholischen Kirche, in der die drei Weisen als Heilige verehrt werden, ist der Dreikönigstag ein hoher kirchlicher Feiertag. In Italien und Spanien ist der sechste Januar, der „Epiphanias-Tag“, wichtiger als der Heilige Abend. Im Matthäus-Evangelium sind es drei Sterndeuter, die aus dem Osten nach Jerusalem kamen und fragten: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“

Knoblauch besitzt mehr als 100 Figuren

Wo im Neuen Testament die Heiligen Drei Könige dem „neuen König huldigen“, lässt Diakon Ralf Knoblauch (54) von der katholischen Thomas-Morus-Gemeinde seine geschnitzten Königsfiguren vor allem zu den Menschen kommen, denen oft nur wenig Beachtung zuteil wird. Weit mehr als hundert Königsfiguren hat Knoblauch in den letzten acht Jahren im Keller des alten Pfarrhauses von St. Laurentius in Lessenich geschnitzt.

„Es ist weder ein Hobby noch ein Kunsthandwerk“, das ist Knoblauch wichtig anzumerken. Für ihn ist das nahezu täglich in den frühen Morgenstunden stattfindende Schnitzen eine Meditation. „In die Arbeit lege ich all das hinein, was mich bewegt und was an diesem Tag vor mir liegt. Alles, was mit Würde und meiner diakonischen Arbeit in den sozialen Brennpunkten unserer Gemeinde zu tun hat.“

Die unantastbare Würde eines jeden Menschen beschäftigt und motiviert Knoblauch zugleich. Mit seinen Figuren begibt er sich auf Plätze und Straßen und nutzt sie, um mit den Menschen über ihre Würde ins Gespräch zu kommen. Er verlässt damit die von ihm so bezeichnete „kirchliche Blase“ und sucht die Begegnung mit den Menschen, die der Verkündung einer christlichen Botschaft, wie sie in der Kirche stattfindet, wenig abgewinnen können.

„Kirche lebt in meinen Augen aus der Begegnung, aus dem Geschehen, aus einer Gottesbegegnung, die sich erst im Dialog ergibt“, sagt Knoblauch. Er ist überzeugt davon, dass sich eine Begegnung mit Gott für viele Menschen nicht mehr in der Kirche erschließe könne, da sie mit den dort abgehaltenen Ritualen nichts mehr anzufangen wüssten. Doch dass nun zu Weihnachten die Kirchen wieder überfüllt sein werden, mache auch das Bedürfnis vieler Menschen deutlich, sich dort „wieder einen religiösen Input“ zu holen, den sie für ihr Leben brauchen.

Den Gedanken des „religiösen Inputs“ teilt auch die südarabische Bischofskonferenz, die Ralf Knoblauch für zehn Tage in den Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate eingeladen hat. Anfang des neuen Jahres wird Knoblauch mit vier seiner Könige in die Wüste reisen. Einige haben dabei eine Krone auf, andere halten sie in der Hand. Es sind zwei Königinnen darunter, und einer fehlt ein Arm. In schlichtem weißen Kleid mit einer Hautfarbe, die von Eiche oder Eibe vorgegeben wird, sind es Figuren, in denen sich Menschen aller Hautfarben wiederfinden können. Knoblauch wird in Abu Dhabi, wo mit 250 000 Katholiken eine der größten Kirchengemeinden der Welt zu finden ist, auf Menschen treffen, deren Lebensverhältnisse ihm aus den sozialen Brennpunkten seiner eigentlichen Arbeit bekannt sind.

In Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, sind es vorwiegend philippinische Christen, die als rechtlose Arbeitsmigranten in dem reichen Ölstaat arbeiten und dort – meist getrennt von ihren Familien – ghettoisiert leben. Knoblauch nennt sie „Arbeitssklaven“.

Über das Vikariat werden einige von ihnen in Workshops die Gelegenheit haben, Impulse zur Bewusstseinswerdung der eigenen Würde und den damit verbundenen christlichen Werten zu bekommen. Knoblauchs Könige werden ihnen nicht Gold, Weihrauch und Myrrhe überbringen, sondern die Botschaft, dass jeder Mensch wertvoll ist.

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