Konzert auf dem Bonner Kunst!Rasen Mit der Berliner Band Culcha Candela geht die Post ab

Bonn · Der Lyrik-Kenner Joachim Sartorius hat geklagt, dass die Poesie im Sinkflug sei. Auf dem audiovisuellen Basar finde sie kein Gehör mehr. Das stimmt nur mit Einschränkungen, denn die Popmusik ist ein großer Multiplikator lyrischer Einfälle. Die Berliner Band Culcha Candela, die am Freitag den Bonner Kunst!Rasen mit rund 2300 Zuschauern bespielte, wäre ohne Reim-Kultur nicht denkbar.

Die Musiker von Culcha Candela lieben den A-Vokal. Das drückt sich in Titeln aus wie "Monsta" und "Hamma!". Fehlt nur noch (Matthias) Samma. Sie können auch unvergessliche Refrains: "Ich weiß, du bist hammamama, hammamama! / Du bist hammamama, yeah."

Gestern Abend auf dem Kunst!Rasen brachten sie ihre Erfolgs-Knaller mit, natürlich auch "Schöne neue Welt" mit der programmatischen Zeile "Wir feiern, bis alles zerfällt". Den Schluss des Songs präsentierten sie a cappella: Culchelian Harmonists. Die Shows der Band, die 2004 mit dem Album "Union Verdadera" debütierte, sind schweißtreibend. Die Musiker um Sänger Itchyban verausgaben sich, Dienst nach Vorschrift kennen sie nicht. In ihren roten Blousons gaben die Sänger die perfekten Pop-Animateure. Permanente Bewegung war Plicht.

[kein Linktext vorhanden]Auf der Bühne und davor. Manchmal allerdings bewegten sich die geschmeidigen Körper bewusst langsam, wie in Zeitlupe. Culcha Candela ist ein internationales Unternehmen. Das Wort "multikulti" hören sie nicht gern. "Das klingt immer so nach peruanischen Panflötenspielern am Ku'damm", hat Itchyban einmal bemerkt. Der Sänger ist Pole, Johnny Strange stammt aus Uganda, DJ Chino aus Korea. Das spiegelt sich in der Musik, die Einflüsse von Hip-Hop, Reggae, Dancehall, Pop und Latino-Rhythmen aufgesaugt hat. Mehrsprachig sind sie auch, die Band Culcha Candela beherrscht Deutsch, Englisch und Spanisch. Und Patois.

Culcha Candela bei Kunst!Rasen (20.7.2012)
110 Bilder

Culcha Candela bei Kunst!Rasen (20.7.2012)

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Natürlich haben sie auch "Berlin City Girl" gesungen. Da war dann auch von Köln City Girls die Rede (lautes Identifikations-Geschrei im Publikum), von Düsseldorf (!) City Girls und, endlich, von Bonn City Girls. Hamma. Wie die Kolleginnen von den Girlgroups zogen sich auch die sechs Culcha-Candela-Jungs um. Und machten weiter. Permanente Bewegung, leistungssportlich choreografiert.

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