"Ötzi-Walker" erreichen am Sonntag das Landesmuseum in Bonn Mit Hasenfell gegen Blasen

BONN · "Erst mal lange duschen und dann was Leckeres essen", sagen Marco und Veronika Hocke und lachen. "Ich habe letzte Nacht von Hirschgulasch geträumt", sagt Lukas Heinen, dritter im Bunde. Die heiß ersehnten Gaumenfreuden des Trios kann man gut verstehen: Zwei Wochen lang haben sich die Steinzeitwanderer von Sellerie, Äpfel, Möhren, selbstgepflückten Beeren und steinhartem Haselnussbrot ernährt.

 Die Ötzi-Walker in Wermelskirchen: (links) Lukas Heinen, Veronika und Marco Hocke.

Die Ötzi-Walker in Wermelskirchen: (links) Lukas Heinen, Veronika und Marco Hocke.

Foto: Brodüffel

Feuer machen und Fischen war verboten. Ein weiterer Wunsch: Endlich Balsam und ein Pflaster statt Hasenfell und Moos für die wundgescheuerten Füße in den selbst gemachten Rindslederschuhen.

Rund 70 Kilometer vor Bonn ziehen die "Ötzi-Walker" eine erste Bilanz der Reise in die Zeit um 5000 vor Christus. Der Homo Sapiens hat die letzte Eiszeit überlebt, gründet erste Siedlungen, baut rauchdurchzogene Landhäuser und bestellt die Felder mit Emmer, Gerste und Einkorn. In Wermelskirchen berichten die Zeitreisenden von ihrem zweiwöchigen Selbstversuch.

Das dem Jungsteinzeit-Jäger Ötzi nachempfundene Reisegepäck hat jeden Härtetest bestanden und sich als sehr belastbar erwiesen. "Wir haben unsere Kiepen aus Haselnuss-Ruten gezimmert und mit Rind- und Ziegenfell bespannt. Erstaunlich, was die ausgehalten haben", sagt Archäologe Marco Hocke. Als ausgesprochen tauglich bewertet Veronika Hocke die selbst hergestellte Kleidung - weit geschnittene Kittel und Hosen für die Männer, das Langkleid für die Frau, zusammengenäht mit Tierdärmen. "Von den sechs Wochen Vorbereitung hat die Herstellung der Kleider die meiste Zeit in Anspruch genommen.

Wir haben Schweinedärme beim Metzger bestellt und sie auf dem Balkon getrocknet. Dann haben wir sie gewachst und vernäht. Die Tierfelle haben wir im Internet bestellt", sagt die Krankenschwester. Bei ihrer Ankunft in Bonn an diesem Sonntag können die Ötzi-Walker auf eine 360 Kilometer lange Wanderung zurückblicken, von Detmold über Köln nach Bonn. Das Trio ist mit seinem außergewöhnlichen Selbstversuch mehr als zufrieden: "Es war eine grandiose Erfahrung. Man bekommt ein ganz anderen Blick auf das Leben und die Natur." Und: "Wir würden die Wanderung jederzeit wiederholen."

An diesem Sonntag ab 15 Uhr treffen die "Ötzi-Walker" am Landesmuseum an der Colmantstraße ein, wo am 5. September die Ausstellung "Revolution Jungsteinzeit" eröffnet wird.

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