Kunst gegen Bares Mit Hula-Hoop-Reifen auf den ersten Platz

Beuel · Carla Jobs ist Publikumsliebling der ersten „Kunst gegen Bares“-Veranstaltung des Jahres in der Brotfabrik. Das Format ist heute bereits in mehr als 40 Orten von Kiel bis nach Mallorca erfolgreich auf die Bühne gebracht.

 Mit ihrem "Hoop-Dance" setzt sich Clara Jobs als Favoritin des Publikums durch.

Mit ihrem "Hoop-Dance" setzt sich Clara Jobs als Favoritin des Publikums durch.

Foto: Stefan Hermes

Auf die Frage der Moderatorin Anke Fuchs, wer denn zum ersten Mal zu „Kunst gegen Bares“ in die Beueler Brotfabrik gekommen sei, gingen überraschend viele Hände der rund 100 Zuschauer in die Höhe. Ein unerwartetes Zeichen für Fuchs, noch einmal die „Spielregeln“ der Veranstaltung zu erklären. Mehr als zehn Jahre ist es bereits her, dass der Kölner Schauspieler Gerd Buurmann das Kleinkunstkonzept auf die Bühne brachte, bei dem das Publikum mit einem frei gewählten Geldbetrag („Bares“) seinen Favoriten unter den auftretenden Künstlern des Abends bewertet.

Schon im dritten Jahr warteten auch am Mittwochabend acht durchnummerierte Sparschweine vor der Brotfabrik-Bühne darauf, gefüllt zu werden. Das Überraschungsprogramm konnte für das Publikum dabei so vielfältig sein wie die Kleinkunst selber: Bisher traten schon Jongleure und Artisten, Poetry-Slammer, Stand-up-Comedians und vor allem Sänger und Musiker aller Genres auf. „Das Tollste für mich war bisher ein Burlesque-Striptease auf dem Einrad“, schwärmte Fuchs. Und äußerte gleich darauf den Wunsch: Es möge sich doch bitte auch einmal ein Feuerschlucker für „Kunst gegen Bares“ melden.

Sollte das geschehen, gebe es aber erst ab Juni eine Chance, die Bühne in der Brotfabrik zu befeuern, da alle Veranstaltungen bis zum Sommer ausgebucht seien, erklärte Veranstalter Ingo Piess. Jeden ersten Mittwoch im Monat werden auch in diesem Jahr wieder acht Künstler auf der Bühne ihr Bestes geben, um „Kapitalistenschwein oder -sau des Abends“ zu werden und den möglichst reichhaltigen Inhalt ihres Sparschweins mit nach Hause zu nehmen.

Erfolgreich von Kiel bis nach Mallorca

Das Format ist heute bereits in mehr als 40 Orten von Kiel bis nach Mallorca erfolgreich auf die Bühne gebracht. Am ersten Mittwoch im neuen Jahr waren es in Beuel vorwiegend Gitarre spielende Liedermacher, die um die Gunst des meist aus Bonn stammenden Publikums buhlten. „Henning stinkt's“ aus Hannover versprühte als Akustik-Punk-Rocker Dosenbier-Romantik, während für Dennis Weißgerber aus Remscheid der Inhalt seiner Lieder weitaus wichtiger schien als seine Sangeskunst: Er ließ das Publikum an der Demenz seines Großvaters genauso teilnehmen wie an dem gesungenen Heiratsantrag für seine Freundin.

Das Bonner Duo „Simon und Ingo“ besang als „Liedermacher-Rap-Tanzband“ die Unmöglichkeit eines perfekten Tags und die Machenschaften von Monsanto, Nestle und Shell, wofür es viel Applaus gab. Den erntete auch Thore Wittenberg aus Osnabrück, der zur Gitarre gegen die AfD dichtete und sang. Bei allem Engagement konnte jedoch keiner der genannten Singer-Songwriter das Publikum überzeugen. Auch der Bonner Vincent Sboron, der sich ohne Gitarre und nur mit Manuskript auf die Bühne stellte und in gekonnten Wortkaskaden die eigene Identitätsfindung vortrug, ging an diesem Abend leer aus. Jens-Eike Krüger, der, wie er sagte, unplanmäßig am Klavier Platz nahm und von dort das Publikum mit lässigem Charme und Können um den Finger wickelte, gelang es, den dritten Platz zu gewinnen.

Vor ihm platzierte sich der ebenfalls mit cooler Wollmütze auftretende Alireza, der auf seiner Hangdrum, einer Art Steeldrum, das Publikum mit fast sphärischen Klängen verzauberte. Dass er das in der Schweiz entwickelte Instrument erst seit acht Tagen spielte, erstaunte nicht nur Moderatorin Anke Fuchs. „Furchtbar aufgeregt“ sei sie im vergangenen Jahr bei ihrem ersten Auftritt bei „Kunst gegen Bares“ gewesen, sagte Clara Jobs aus Bonn: Sie belegte mit ihrem eindrucksvollen „Hoop-Dance“, einer Choreografie mit Hula-Hoop-Reifen, an diesem Abend den ersten Platz.

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