Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus Mit Mut und Zivilcourage gegen Intoleranz

BONN · 10. November 1938, morgens gegen 11 Uhr: Mitglieder von SA und SS stürmen Bonns größte Synagoge am Rheinufer, zerschlagen die Einrichtung und zerstören die Thorarollen. Während von der Rheinbrücke aus viele Passanten zuschauen, geht die Synagoge in Flammen auf. Polizei und Feuerwehr werden angewiesen, nicht einzugreifen.

 War erstmals als neuer Bonner Rabbiner bei der Gedenkfeier dabei: Schlomo Aminov am Rheinufer.

War erstmals als neuer Bonner Rabbiner bei der Gedenkfeier dabei: Schlomo Aminov am Rheinufer.

Foto: Horst Müller

Am Montag, 76 Jahre später, erinnerte die Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus gemeinsam mit der Synagogengemeinde bei einer Feier am Mahnmal am Moses-Hess-Ufer an die Pogrome. Dabei war auch der neue Bonner Rabbiner Schlomo Aminov. "Das Pogrom war nicht der Beginn der Verfolgung, aber der Wendepunkt zur vollständigen Entrechtung eines Teils der deutschen Bevölkerung: der deutschen Juden", erklärte Prof. Klaus Kost, der Vorsitzende der Gedenkstätte Bonn. Die Feier sollte Erinnerung und Mahnung gleichermaßen sein. "Denn auch heute werden wieder Juden in Deutschland bedroht und attackiert", beklagte Kost. Dem stimmte Margaret Traub, die Vorsitzende der Synagogengemeinde, zu. "Nicht nur vor 76 Jahren, sondern heute ist Judenhass wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen", erklärte sie und erinnerte an die israelfeindlichen Parolen bei den Demonstrationen gegen den Krieg in Gaza in den vergangenen Monaten.

Als Verpflichtung sieht Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch die Erinnerung an den 10. November 1938. "Mut und Zivilcourage sind wichtig, um sich Intoleranz und Gewaltpolitik zu widersetzen", mahnte er. Denn auch heute noch würden nicht alle Bevölkerungsgruppen respektvoll und friedlich miteinander umgehen. Doch nur wer die eigene Geschichte kenne, kann aus Fehlern lernen. Um die Demokratie zu verteidigen, müsse man sich gegen Hetze und Verfälschung der Geschichte aktiv zur Wehr setzen.

Heute leben in der UN-Stadt Bonn Menschen aus fast allen Ländern der Erde. Dieses friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen bereichere Bonn und biete neue Chancen und Perspektiven. "Wir sind eine starke Stadt, in der Rechtsradikalismus und Antisemitismus keine Chance haben", so Jürgen Nimptsch.

Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von dem Klarinettisten Matthias Höhn. Zuvor hatten bereits Thomas Wise und Stefanie Wüst ein Konzert im Foyer der Bonner Opfer gegeben.

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