Lösung für Zusammenlegung Mit neuer Technik reicht ein Klärwerk für Bonn

BONN · Ingenieur Sven Theus liefert in seiner Masterarbeit eine Lösung für eine Zusammenlegung der vier Bonner Anlagen. Membranen könnten die Reinigungskapazität erhöhen und Mikroschadstoffe filtern.

 Die Kläranlage in Beuel ist eine von drei Anlagen, die laut Theus' Arbeit langfristig ersetzt werden könnten.

Die Kläranlage in Beuel ist eine von drei Anlagen, die laut Theus' Arbeit langfristig ersetzt werden könnten.

Foto: Leif Kubik

Der frischgebackene Ingenieur für Verfahrenstechnik Sven Theus hat in seiner Masterarbeit einen theoretischen Lösungsansatz für die Herausforderungen der kommunalen Abwasserreinigung erarbeitet und wurde dafür als einer von 13 Absolventen für den VDI-Förderpreis nominiert. Für einen Platz auf der Siegertreppe hat es schließlich doch nicht ganz gereicht, als die Preise in Köln verliehen wurden. Dafür profitiert aber die Stadt Bonn von den Ergebnissen seiner Arbeit.

Bonn betreibe vier Kläranlagen, was für eine Stadt mit rund 330.000 Einwohnern unüblich sei, so Theus. Daher wolle die Stadt die Anzahl der Anlagen langfristig reduzieren und das Abwasser zentral am Salierweg reinigen. Problematisch ist dabei der kaum vorhandene Platz. „Konventionelle Verfahren scheiden also von vorneherein aus, wenn man dort bis zu doppelt so viel Abwasser reinigen will“, erläutert der Ingenieur. Und weil das in Deutschland viele Klärwerke mit geringen Kapazitätsreserven betrifft, konnte Theus seinen Professor Frank Rögener an der Technischen Hochschule Köln schnell für das Thema begeistern.

Kooperation mit dem Bonner Tiefbauamt

Umgesetzt hat der Verfahrenstechniker das Projekt gemeinsam mit dem Bonner Tiefbauamt: Anhand von drei Szenarien hat er den Einsatz der sogenannten Membrantechnik zur Erhöhung der Reinigungskapazität der Anlage am Salierweg untersucht und damit einen theoretischen Lösungsansatz erarbeitet, der nun auch in das Abwasserbeseitigungskonzept der Stadt einfließen soll.

„Mikroplastik und Mikroschadstoffe in Abwässern stellen heute eine zusätzliche Herausforderung bei der Wasseraufbereitung in den kommunalen Klärwerken dar“, erklärt Theus. Der Einsatz von Membran-Bioreaktoren gelte hier als Schlüsseltechnologie, um Mikroschadstoffe und Phosphat in den Gewässern zu verringern. Auch das Platzproblem am Salierweg wäre damit gelöst. „Solche Reaktoren nehmen nämlich deutlich weniger Raum ein“, so der Ingenieur.

Günstiger für die Bonner

Die Auswirkungen von Theus' Arbeit könnten sich irgendwann im Geldbeutel der Bonner widerspiegeln. Laut Institut der deutschen Wirtschaft gehört die Bundesstadt in punkto Abwassergebühren bundesweit zu den zehn teuersten größeren Städten. Eine vierköpfige Musterfamilie zahle hier für 100 Quadratmeter überbaute Fläche auf einem 200 Quadratmeter großen Grundstück bei einem Frischwasserverbrauch von 178,1 Kubikmetern pro Jahr 705,71 Euro.

Dass die Bonner Abwässer derzeit noch in vier Anlagen in den Stadtbezirken aufbereitet werden, hat historische Ursachen: Vor der kommunalen Neuordnung hatten die damals selbstständigen Städte eigene Anlagen.

Achim Höcherl, der Leiter aller Bonner Klärwerke und Theus' ehemaliger Ausbilder, ist von der Arbeit angetan: „Die Ergebnisse sind für uns wertvoll und zielführend, weil sie einen Weg aufzeigen, wie wir uns mittelfristig von den derzeit vier auf eine Anlage verschlanken können.“ Es sehe das Ergebnis mit einem lachenden, und einem weinenden Auge, „weil Sven mich erst mit Arbeit für die nächsten 20 Jahre eindeckt und dann nach Wiesbaden geht“.

Ernst-Kuntze-Preis

Theus wohnt dort mittlerweile und arbeitet als Fachmann für Maschinen- und Verfahrenstechnik bei der Deutschen Abwasser-Reinigungs-Gesellschaft. Der gebürtige Bonner absolvierte vor seinem Studium bereits eine Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik in seiner Heimatstadt. Auch während des Studiums arbeitete er hier im Bereich Abwassertechnik.

Die Zusammenarbeit der beiden Abwasserfachleute hat noch weitere Früchte getragen: Vor einigen Wochen hatten Höcherl und Theus gemeinsam den renommierten Ernst-Kuntze-Preis der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft DWA für ihre gemeinsame Entwicklung eines Smartphone-kompatiblen Lernprogramms gewonnen, das bereits bundesweit in der Lehrlingsausbildung eingesetzt wird.

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