Nachbarschaftshilfe in Bonn Mit WhatsApp gegen Einbrecher
GRONAU · Die Bewohner des Johanniter-Viertels wollen mehr miteinander kommunizieren, um Einbrüche zu verhindern. Im Mittelpunkt steht dabei der Messenger-Dienst WhatsApp.
Es war voll, am Samstagmittag im Vereinsheim des Eisenbahner-Sportvereins in der Gronau. Rund 80 Frauen und Männer, die in sieben Straßen des Johanniter-Viertels wohnen, waren gekommen. Eingeladen wurden sie per Handzettel von Nachbarn, von sieben Familien aus dem Viertel. Deren Idee: Die Anwohner sollen mehr miteinander kommunizieren, um dadurch etwa Einbrüchen und Diebstählen vorzubeugen.
„Ganz viele von Ihnen habe ich noch nie gesehen“, eröffnete Mit-Initiator Christoph Jacobi das Treffen. Dass sich viele Bewohner des Viertels nun kennenlernten, sei schon ein erster Erfolg. Die Idee der Initiatoren geht aber weiter: „Wir wollen WhatsApp-Gruppen schaffen, um Informationen weiterzugeben – etwa darüber, was gerade zwei, drei Häuser weiter los ist“, erklärte Jacobi. Das Viertel biete potenziellen Einbrechern gute Voraussetzungen – etwa eine schnelle An- und Abfahrt über die Autobahn 562, an die das Wohngebiet grenzt.
Kontakt halten ist wichtig
Die Bonner Polizei begrüßt es, wenn aufmerksame Nachbarn aufeinander achten. „Es ist sehr gut, wenn man sich untereinander bekannt macht und etwa weiß, wer wohin gehört“, sagte Polizeisprecher Frank Piontek auf GA-Anfrage. Kontakt halten sei wichtig – „egal, ob man das nun per Messaging-Dienst, Telefonkette oder persönlich macht“, so Piontek. „Ein Problem bei WhatsApp-Gruppen kann natürlich sein, dass sie zu groß werden.“ Dann bestehe die Gefahr, dass es zu viele Meldungen gibt und man auf Dauer unaufmerksam wird.
Das wollen die Bewohner des Johanniter-Viertels von Anfang an vermeiden: „Wir wollen nicht eine große, sondern mehrere kleine Gruppen einrichten“, erklärte Jacobi seinen Nachbarn. „Wem etwa beim Gassigehen mit dem Hund etwas auffällt, der kann es dort mitteilen.“ Die Anwohner sollten grundsätzlich mehr auf ihre Nachbarn achten und auch lärmende Alarmanlagen ernst nehmen. „Das habe ich früher nämlich auch nicht gemacht – aber es schadet nicht, einfach mal nachzusehen“, so Jacobi.
Alle Parteien angesprochen
Die Ideen schienen den Anwohnern zu gefallen – auch, wenn viele der älteren Nachbarn lieber telefonisch als per WhatsApp auf dem Laufenden gehalten werden möchten. Und es gab noch viel mehr, über das sich die Anwohner austauschen wollten. Eine junge Frau beklagte Ruhestörungen durch Jugendliche, ein älterer Mann beschwerte sich über „viele Wildparker“. Die Initiatoren hatten sich auch an die Politik gewandt: „Ich habe alle Parteien angesprochen, ob sie sich beteiligen möchten“, erzählte Mit-Initiator Christoph Manka. Außer vom Bürger Bund habe er aber keine Antworten bekommen. „Dabei ist das ein Thema, das viele interessiert.“
So sieht das auch die Polizei. „Wir können diese Gruppe von Nachbarn auch gerne durch unser Kommissariat Vorbeugung beraten lassen“, bot Piontek an. Er empfahl, die Bürger sollten sich zudem an den zuständigen Bezirksdienstbeamten wenden, eine Art „Sheriff“ für jeden Stadtteil. „Eines ist uns aber besonders wichtig, wenn etwas Verdächtiges beobachtet wird: dass wir nicht vergessen werden“, sagte Piontek. „Dann wollen wir, dass die Leute die 110 wählen und die Sache der Polizei überlassen.“