„Bonn4Future – Wir fürs Klima“ Mobilität und Wohnen im Fokus beim Bonner Klimaforum

Bonn · Bonn will bis 2035 klimaneutral werden und hat dafür das Mitwirkungsverfahren „Bonn4Future – Wir fürs Klima“ entwickelt. Am Wochenende drehte sich beim 2. und 3. Klimaforum alles um die Themen Mobilität und Wohnen.

 Bonn will bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden.

Bonn will bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden.

Foto: Benjamin Westhoff

Verheerende Überflutungen im Ahrtal, Dürre auf den Feldern in der Region und die immer stärkere Belastung durch Emissionen aufgrund globaler Handels- und Lieferketten: Die Folgen des Klimawandels haben längst das Leben eines jeden erreicht. Was bis vor Jahren noch als utopische Zukunftsszenarien abgetan wurde, ist mittlerweile oft bittere Realität.

Um das Steuer dennoch in letzter Sekunde herumzureißen, will Bonn bis 2035 klimaneutral werden. Dafür müssen jedoch viele Fäden gezogen werden. Damit der Wandel zu einer lebenswerten Stadt gelingt, hat das Ideen- und Projektlabor „Bonn im Wandel“ das Mitwirkungsverfahren „Bonn4Future – Wir fürs Klima“ entwickelt. In vier unterschiedlichen Foren treffen sich zufällig ausgewählte Bürger sowie Vertreter aus Verwaltung und Zivilgesellschaft, um darüber zu beraten, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Am Wochenende drehte sich beim 2. und 3. Klimaforum alles um die Themen Mobilität und Wohnen.

Isabell Kempf ist eine der 200 Teilnehmer. Für die gebürtige Hessin, die seit zwei Jahren in Bonn lebt, ist die Einführung des 9-Euro-Tickets ein wichtiger Meilenstein für eine effektive Verkehrswende. „Ich bin sehr begeistert und nutzte das Ticket täglich. Ich würde mir wünschen, dass die Stadt dieses Angebot auch über die vom Bund beschlossenen drei Monate hinaus anbietet“, sagt sie.

Für die Finanzierung hat sie bereits einen konkreten Vorschlag. „Man könnte das Geld über Gebühren generieren. Wenn jeder einen Beitrag leistet, dann kann man dieses Angebot auch weiterhin allen Bonnern machen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich dadurch mehr Verkehrsteilnehmer fürs Umsteigen in den ÖPNV überzeugen lassen“, so die UN-Mitarbeiterin.

Viele Jahre hat sie in Nairobi und Santiago de Chile gelebt. „Erst jetzt weiß ich, wie lebenswert Bonn ist. Besonders die vielen Grünflächen sind einzigartig. Man muss alles dafür tun, damit sie auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben. Das zeitlich unbegrenzte 9-Euro-Ticket wäre in diesem Konsens eine gute Entscheidung.“

Im nächsten Jahr macht Neal Homberger sein Abitur am Hardtberg-Gymnasium. Wie es danach weitergehen soll, weiß der 17-Jährige jedoch schon genau. „Verkehrsplanung interessiert mich sehr“, sagt er. Konkrete Vorschläge, wie die Verkehrswende in Bonn umgesetzt werden kann, hat er ebenfalls. „Es muss unbedingt eine Taktverdichtung erreicht werden. Die meisten Busse kommen nur alle 20 Minuten. Die Wartezeit sollte höchstens zehn Minuten betragen. Erst wenn man sicher sein kann, dann man schnell und zuverlässig sein Ziel erreicht, wird man sein Auto stehen lassen“, ist er überzeugt.

 Eingang zum Klimaforum: Die Zeichnungen von Carolin Porchin illustrieren das Thema.

Eingang zum Klimaforum: Die Zeichnungen von Carolin Porchin illustrieren das Thema.

Foto: Meike Böschemeyer

Zwar sei es wichtig, das Radwegenetz ebenfalls auszubauen, doch bei den Planungen „müssen alle mit einbezogen werden. Vertreter aller sozialen Schichten, Junge und Alte sowie Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.“ Nur gemeinsam könne man die Stadt attraktiver machen. „Ich wünsche mir eine Stadt, in der ich später gerne mit meiner eigenen Familie leben kann“, ergänzt er. „In diesen zwei Tagen habe ich gemerkt, dass nicht nur jüngere Leute sich für Veränderung einsetzen wollen, sondern auch Ältere. Darüber bin ich wirklich sehr froh“, zog der 17-Jährige am Ende Bilanz.

 Neal Homberger interessiert sich für Verkehrsplanung.

Neal Homberger interessiert sich für Verkehrsplanung.

Foto: Meike Böschemeyer

„Mir hat das Klimaforum Mut gemacht. Wenn wir die Ergebnisse des Wochenendes genauso schnell umsetzen, wie wir sie erarbeitet haben, werden wir große Schritte in Richtung einer klimaneutralen Stadt machen“, sagte Teilnehmer Florian Pauls am Ende der Veranstaltung.

„Über die zwei Tage haben wir zahlreiche neue Empfehlungen erarbeitet und damit einen neuen Meilenstein auf dem Weg zum klimaneutralen Bonn erreicht. Viele Teilnehmende stehen dahinter, dass wir in Zukunft in höchstem Tempo Gebäude sanieren und möglichst wenig neu bauen. Das haben auch Fachleute empfohlen. Außerdem stimmen viele Teilnehmende zu, dass wir eine bessere Fahrradmitnahme im ÖPNV brauchen. Wir sind froh, dass die Foren so konkret geworden sind“, fasst Organisator Alex Wernke zusammen.

Große Einigkeit bestand zudem darin, dass das Klimaziel nur zu halten ist, wenn sich Bürgerinnen und Bürger in ihren Nachbarschaften und Quartieren organisieren, wie Teilnehmerin Barbara Adam aus Holzlar sagte: „Energie und Wärme sind Themen, die gemeinschaftlich vor Ort angegangen werden müssen.“

Das 4. Klimaforum findet am 9. und 10. September statt. Dann geht es um den Bonner Klimaplan. Die Ergebnisse aller Workshops werden an diesem Wochenende der Oberbürgermeisterin vorgelegt und anschließend in den Bonner Stadtrat eingebracht.

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