Kunst in Bonn Moderner Kreuzweg in Sankt Remigius

Bonn · Der lettische Künstler Kaspars Poikans hat das Leiden Jesu in Holz geschnitzt. Ein vergoldete Platte stellt die Auferstehung dar.

 Christopher Jelen betrachtet den von Kaspars Poikans gestalteten Kreuzweg in Sankt Remigius.

Christopher Jelen betrachtet den von Kaspars Poikans gestalteten Kreuzweg in Sankt Remigius.

Foto: Barbara Frommann

Edel und erhaben muten die Kunstwerke des lettischen Künstlers Kaspars Poikans an, die in der Kirche Sankt Remigius an der Brüdergasse den Kreuzweg Jesu darstellen. Die 15 quadratischen Schnitzereien aus Holz mit Gold gehen den abstrakten Weg, dem Betrachter das Leiden Jesu nahezubringen. In der Messe zum Palmsonntag wurde das Kunstwerk gesegnet.

„In diesen Kunstwerken ist nicht nur der Leidensweg Jesu, sondern die Geschichte der Menschen selbst förmlich eingeritzt“, deutete Pfarrer Arno-Lutz Henkel in seiner Laudatio die besondere Gestaltung des Kreuzwegs. Die vielschichtigen und bedeutenden Materialien Gold und Holz, reduziert auf minimalistische Reliefstruktur, lenkten den Betrachter auf die hineingekratzte Leidensgeschichte der Menschen, die Christus auf sich genommen habe, so Henkel.

Künstler Kaspars Poikans, mit dem die Gemeinschaft Chemin Neuf schon zuvor zusammengearbeitet hatte, ist für seine Ikonenmalerei und zeitgenössische sakrale Kunst bekannt. Zusammen mit seiner Tochter besuchte er die Palmsonntagsmesse und blickte in einer kurzen Ansprache auf seinen ersten Kreuzweg als besondere geistliche und künstlerische Erfahrung zurück. Die 15. Station, die er dem Kreuzweg noch hinzugefügt hat, stellt als reine, vergoldete Platte die Auferstehung dar. „Ich musste lediglich das Holz unserer Menschlichkeit mit dem Gold, dem Licht des Auferstandenen, bedecken“, so Poikans. „Die Arbeit war einfach, als ob der Herr selber die Hand angelegt hätte.“

Die fünfzehn Stationen sind in kleinen Gruppen in der Kirche angeordnet und geben so die Möglichkeit, den Kreuzweg abschnittweise zu betrachten. Zur besseren Zuordnung der abstrakten Kunstwerke sind deren Namen seitlich eingeritzt. Gerold Jäger, Pfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde, sieht in der Abstraktion ein besonderes Potenzial: „Hier wird nicht versucht, die Realität des Leidens in schlimmen Bildern nachzubilden“, sagt er. „Die abstrakte Darstellung impliziert eine Deutungsweite, die das Kunstwerk für jeden persönlich erlebbar macht und das Durchleben des Leidenswegs, den der Kreuzweg darstellt, auf eine besonders intensive Weise ermöglicht.“

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