Ausstellung im Museum Koenig Möglichem Raubgut auf der Spur

Bonn · Die Wanderausstellung „Die Geschichte der Dinge“ erzählt über die Herkunft von Objekten im Museum Koenig. Nicht immer wurden sie rechtmäßig erworben.

 „Die Geschichte der Dinge“: (v.l.) Verena Burhenne, Ausstellungskuratorin vom LWL Museumsamt für Westfalen, Annika Flamm von der LVR-Museumsberatung und Professor Bernhard Misof, Direktor LIB Museum Koenig eröffnen die Ausstellung.

„Die Geschichte der Dinge“: (v.l.) Verena Burhenne, Ausstellungskuratorin vom LWL Museumsamt für Westfalen, Annika Flamm von der LVR-Museumsberatung und Professor Bernhard Misof, Direktor LIB Museum Koenig eröffnen die Ausstellung.

Foto: Sebastian Flick

„Gekauft, getauscht oder geraubt?“: Diese Frage steht bei der Wanderausstellung „Die Geschichte der Dinge“ im Fokus, die seit Donnerstag im Museum Koenig zu sehen ist. Anderthalb Jahre haben Verena Burhenne und Ute Christina Koch vom LWL-Museumsamt für Westfalen mehr als 50 Objekte aus verschiedenen Museen in Westfalen und dem Rheinland als Leihgabe für die neue Wanderausstellung gesammelt.

Im Mittelpunkt stehen dabei weniger die Objekte selbst, sondern die Frage, wem gehörten die Ausstellungsstücke, bevor sie ihren Weg ins Museum fanden? Als Leihgabe sind die historischen Sammlungsstücke rechtmäßig von den rheinischen und westfälischen Museen ins Museum Koenig gewandert. Doch wie sieht es mit ihrer Vorgeschichte aus?

„Die Herkunft vieler Sammlungsstücke liegt im Dunkeln. Es ist eine Herkulesaufgabe herauszufinden, wo bestimmte Objekte tatsächlich herkommen“, erklärt Professor Bernhard Misof, Generaldirektor des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels im Museum Koenig. Die Ausstellung möchte dem Besucher Vorgehensweisen der Provenienzforschung näherbringen, die sich genau mit diesen Herkunftsfragen von Sammlungsobjekten beschäftigt.

Einen Schwerpunkt dieser Forschung bildet die entartete Kunst. Bei zahlreichen in der Ausstellung zu sehenden Objekten handelt es sich um jüdisches Eigentum, das während der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmt und NS-verfolgungsbedingt entzogen wurde. Da wäre zum Beispiel eine aus dem LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen ausgeliehene Memora, ein siebenarmiger Leuchter, der ursprünglich aus einer Synagoge in Vettweiß, die am 10. November 1938 geschändet und geplündert wurde, stammt. Wie hat die Memora die Reichspogromnacht überstanden? In wessen Besitz ging sie nach diesem verheerenden Anschlag über? Wie hat sie den Weg in eine Museumssammlung gefunden?

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) möchte solchen Fragen auf den Grund gehen. Die Provenienzforschung arbeitet auf, wie NS-verfolgungsbedingt direkte Enteignungen zum Verlust von Kulturgütern führten. Aber auch bei vermeintlich freiwilligen Verkäufen haben Sammelobjekte ihre Besitzer wechseln müssen. „Es wird nicht immer automatisch ein unrechtmäßiger Weiterverkauf unterstellt“, erklärt Burhenne. Forschungsziel ist es heute, stattgefundene Rechtsgeschäfte so detailgenau wie möglich zu rekonstruieren und Sammelobjekte im Idealfall den rechtmäßigen Erben zukommen zu lassen.

Mit einem Sedar-Teller, der zunächst auch Teil der Wanderausstellung werden sollte, ist dies kürzlich gelungen: Die rechtmäßigen Erben konnten erfolgreich ermittelt werden. „Unrecht wieder gutzumachen, ist eine Riesenaufgabe“, betont Misof. Ziel der Ausstellung ist es, Besucher zu ermutigen, sich mit dem Thema selbst auseinanderzusetzen, auch bezüglich ihres eigenen Besitzes: „Wir möchten für diesen Themenkomplex sensibilisieren. Es gilt, jedes Objekt nach seiner Herkunft zu hinterfragen“, sagt Burhenne. Ausstellungsstücke in Museen, aber auch erworbene Kunstwerke, Wertobjekte oder Alltagsgegenstände im Privatbesitz könnten möglicherweise Raubgut sein.

Die Wanderausstellung „Die Geschichte der Dinge“ ist noch bis zum 17. Oktober im Museum Koenig an der Adenauerallee 160 zu sehen. Mehr auf bonn.leibniz-lib.de/de.

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