SO GESEHEN Mühlen der Verwaltung

Meinung · Vom Pech verfolgt war unser Leser Wolfgang Münzberg: Erst stahlen ihm Unbekannte an einer Tankstelle die Brieftasche samt allen Papieren. Dann geriet er in die Mühlen der Verwaltung, als er bei der Stadt Ersatz für seine gestohlenen Ausweise beantragen wollte.

 Das Bürgerdienstleistungszentrum im Bonner Stadthaus.

Das Bürgerdienstleistungszentrum im Bonner Stadthaus.

Foto: Nicolas Ottersbach

Münzberg hatte noch das Versprechen unseres Oberbürgermeisters Ashok Sridharan im Ohr, wonach die Bürgerdienste deutlich schneller arbeiten sollen, als er telefonisch einen Termin vereinbaren wollte. Die junge Dame am anderen Ende der Leitung ließ ihn indes schnell an diesem Versprechen zweifeln. Er könne den neuen Personalausweis und Führerschein nur jeweils einzeln und nur zu verschiedenen Terminen beantragen, sagte sie ihm freundlich, aber bestimmt. Denn die Termine seien viel zu eng getaktet, als dass ein Bürger gleich zwei Anliegen vortragen könne.

Das ist doch starker Tobak, fand Leser Münzberg und wandte sich – wie so viele GA-Leser in ähnlichen Situationen – an seine Lokalredaktion.

Unsere Nachfrage bei der Stadtverwaltung ergab: Da hat wohl jemand bei den Bürgerdiensten geschlafen oder den OB nicht ganz ernst genommen. Denn selbstverständlich kann der Bürger im Bonner Dienstleistungszentrum zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, hieß es. Wenn es sein muss, auch gleich drei. Neben einer dicken Entschuldigung erhielt Münzberg noch einen zeitnahen Termin für alle Anträge. Den muss er allerdings – und glücklicherweise – nicht mehr in Anspruch nehmen: Ein ehrlicher Finder entdeckte seine Brieftasche kurz danach vor einem Geschäft. Das Geld war zwar futsch, aber alle Papiere noch da.

So gesehen, hat der Mann bei seinem Pech noch Glück gehabt. Und obendrein die Gebühren für die neuen Ausweispapiere gespart. Zudem freut sich jetzt vielleicht ein anderer Mensch, dank des freigewordenen Termins bei der Stadt Bonn schneller zum Zuge zu kommen als gedacht.

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