Unterstützung für Bonner OB-Kandidaten Kramp-Karrenbauer und Baerbock zu Gast in Bonn

Bonn · Vor der Stichwahl zum Oberbürgermeister in Bonn haben die beiden Parteivorsitzenden von CDU und Grünen ihre Kandidaten unterstützt. So kam Annegret Kramp-Karrenbauer zu Ashok Sridharan, Annalena Baerbock zu Katja Dörner. Alle auf den Münsterplatz – einmal nachmittags, einmal abends.

 Annegret Kramp-Karrenbauer und Annalena Baerbock haben die beiden Oberbürgermeister-Kandidaten in Bonn unterstützt.

Annegret Kramp-Karrenbauer und Annalena Baerbock haben die beiden Oberbürgermeister-Kandidaten in Bonn unterstützt.

Foto: Benjamin Westhoff

Pschschschttt. Etwa so klingt es, wenn ein Mikrofon desinfiziert wird. Und da tut es auch gar nichts zur Sache, ob es sich um ein Mikrofon der CDU oder der Grünen handelt. Zu hören ist das Geräusch am Donnerstag auf dem Münsterplatz so manches Mal. Wegen der Corona-Pandemie. Und wegen der Fragen, die den versammelten Menschen einfallen, wenn schon mal Bundespolitiker zu Gast sind. Vor der Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters am Sonntag freuen sich mit Ashok Sridharan (CDU) und Katja Dörner (Grüne) vor der Kulisse des Beethovendenkmals beide Kandidaten über Amtshilfe ihrer jeweiligen Bundesvorsitzenden.

Den Anfang macht Annegret Kramp-Karrenbauer, die in diesem Augenblick gewissermaßen eine Mission als Amtsverteidigungsministerin für ihren Bonner Parteifreund zu erfüllen hat. Später wird sie, dann wieder ganz in ihrer Funktion als Chefin des Wehrresorts, Termine auf der Hardthöhe wahrnehmen. Dass Kramp-Karrenbauer von der Hardthöhe als einem „wichtigem Standort“ des Bundesverteidigungsministeriums spricht und nicht etwa von dessen erstem Dienstsitz, fällt offenbar nicht weiter auf, zumal das Bekenntnis der Ministerin zu Bonn kurz darauf unmissverständlich ist: „So lange ich etwas im Verteidigungsministerium zu sagen habe, wird es so bleiben, wie es jetzt ist“, sagt AKK und hat damit den ersten Zwischenapplaus auf ihrer Seite. Ihren Einsatz für das Bonner Stadtoberhaupt begründet sie mit dem „persönlichen Anliegen, Ashok von ganzem Herzen zu unterstützen“. Der nutzt die Steilvorlage für ein Kompliment: „Deine Leidenschaft für diese Stadt würde ich mir von noch mehr Regierungsmitgliedern wünschen“, schwärmt der OB.

 Annegret Kramp-Karrenbauer und Oberbürgermeister Ashok Sridharan auf der Bühne auf dem Münsterplatz.

Annegret Kramp-Karrenbauer und Oberbürgermeister Ashok Sridharan auf der Bühne auf dem Münsterplatz.

Foto: Benjamin Westhoff

Rings um den abgetrennten Bereich mit den luftig aufgestellten Stühlen haben sich inzwischen zahlreiche Zaungäste versammelt. Auch in den benachbarten Cafés verbindet mancher offenbar das Angenehme mit der politischen Bildung. Im Publikum mischen sich altgediente CDU-Fahrensleute und Bonner Bürgertum. Die Helfer der Jungen Union haben sich mit Maske und Handschuh äußerlich der in Planen verhüllten Münsterbasilika angeglichen. Man isst Eis, genießt die Septembersonne und richtet das Augenmerk alsbald auf den leuchtend orangefarbenen Farbtupfer, den der Blazer der Ministerin neben den welken Kastanien ins weite Rund wirft.

Nach einer guten Stunde ist der Bürgertreff vorbei. Zuhörer, die noch in Grüppchen zusammenstehen, sind zufrieden: „Interessant war es auf jeden Fall, überzeugen muss man mich allerdings nicht, weil schon der richtige Mann am richtigen Ort ist“, gab sich ein Unterstützer des Amtsinhabers zu erkennen.

Die Ministerin lauscht auf dem Hardtberg im Fackelschein längst der Serenade, mit der sie drei verdiente Generale feierlich in den Ruhestand verabschiedet, da hat der Münsterplatz rapide die Farbe gewechselt. Jetzt gehört er den Grünen. Auch sie verursachen nicht gerade einen Massenauflauf, dafür gibt es gefällige Livemusik und – tageszeitbedingt – Alkohol, sofern man ihn sich von zu Hause mitbrachte. En vogue sind eher Sneakers als Bootsschuhe, und auch die Hauptprotagonistinnen dokumentieren die entspannte Atmosphäre: Die Streetlers dürfen noch ein Stück spielen und noch eines, es wird geplaudert, und ein wenig wirkt es, als baue man bei den Grünen einfach auf den Lauf der Zeit, und irgendwann wird automatisch dann auch Annalena Baerbock vom Wahlkampftermin direkt in ihr (Bonner) Ministerium weiterfahren.

Annalena Baerbock unterstützt Katja Dörner. Sie diskutieren am Abend vor rund 100 Zuhörern.

Annalena Baerbock unterstützt Katja Dörner. Sie diskutieren am Abend vor rund 100 Zuhörern.

Foto: Benjamin Westhoff

Jetzt aber ist erst einmal Katja Dörner dran. Man habe „ein wichtiges Etappenziel erreicht“, ruft sie in die Runde. Und wohnte Ashok Sridharan nicht im fernen Röttgen, er hätte das Donnern auf den würfelförmigen Sitzkartons womöglich als unheilvolles Grollen interpretiert. Denn nun greift seine Konkurrentin rhetorisch zu: Dem „großartigen Erfolg“ und „großen Auftrag für die nächsten Jahre“ habe man mit dem Erreichen der Stichwahl ein weiteres Etappenziel folgen lassen, und nun rechne sie sich gute Chancen aus, am Sonntag erste grüne Oberbürgermeisterin Bonns zu werden. Ein Bündnis mit SPD und Linken – für eingefleischte Christdemokraten die Horrorvision schlechthin – veranlasst Dörner zur lässigen Zuversicht auf einen „echten Wechsel“.

Den verbreitet dann auch Annalena Baerbock, die zum zweiten Mal binnen weniger Tage in Bonn auftritt und wie ihre Parteifreundin allein auf der mittig platzierten Bühne auf dem Münsterplatz spricht. „Was für ein schöner Abend!“, begrüßt sie die Zuhörer, um mit Blick auf Sonntag kurzerhand festzustellen: „Was Katja anpackt, das gelingt dann auch!“.

Mit wehendem Rock und wehendem Haar gesteht sie dann jedoch ein weinendes Auge, mit dem sie dem sicher geglaubten Wechsel Dörners ins Bonner Rathaus entgegenblicke, denn: „Mit Katja Dörner hat Bonn eine wahnsinnig großartige Oberbürgermeisterin. Wir haben aber dann einen wahnsinnigen Verlust in der Bundestagsfraktion“, trauert Baerbock, der „sozialen Stimme für Gerechtigkeit“ bereits jetzt hinterher.

Und so muss AKK ihren Optimismus letztlich doch noch teilen. Bonn, so weiß der aufmerksame Zuhörer am Ende dieses Tages auf dem Münsterplatz, hat derzeit die Chance auf zwei „grandiose Oberbürgermeister“.

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