Fotowettbewerb im Museum Koenig Wenn Wanzen Liebe machen

Bonn · Können Wanzen attraktiv sein? Der Fotowettbewerb der Alexander-Koenig-Gesellschaft im Museum Koenig beweist es. Nicht nur das Gewinnerbild zum Thema Insekten überzeugt.

 Äußerst ungewöhnlich und der Jury den ersten Preis wert: Ein Schnappschuss des Liebesaktes zweier Streifenwanzen.

Äußerst ungewöhnlich und der Jury den ersten Preis wert: Ein Schnappschuss des Liebesaktes zweier Streifenwanzen.

Foto: Klaus M. Weber

Wer nach dem namensgebenden Muster der Streifenwanze sucht, wird beim Gewinnerfoto nicht auf den ersten Blick fündig. Anders als ihre Oberseite ist die Unterseite der Wanze schwarz gepunktet statt gestreift. Gleich vier Exemplare dieser Baumwanzenart aus dieser Perspektive aufzunehmen, gilt als äußerst ungewöhnlich. Doch nicht nur der Blickwinkel, den Fotograf Klaus M. Weber für seinen Schnappschuss gewählt hat, begeistert die Jury des diesjährigen Fotowettbewerbs der Alexander-Koenig-Gesellschaft (AKG).

Das Foto zeigt gleich zwei Wanzenpaare in beinahe symmetrischer Anordnung beim Liebesakt. „Es ist eine außerordentlich attraktive Wanzenart, vielleicht die schönste, die wir haben“, lobt Zoologe Wolfgang Böhme die Insekten auf den rosafarbenen Knospen einer Wiesenblume. Ihr Vorkommen in hiesigen Regionen ist auf den Klimawandel zurückzuführen, denn ursprünglich ist das Insekt im Mittelmeerraum sowie im Nahen Osten beheimatet.

„Wir waren uns in der Jury einig, dass dies ein preiswürdiges Bild ist“, berichtet der Präsident der Alexander-Koenig-Gesellschaft, Helmut Stahl. „Was mich daran besonders fasziniert, ist das satte Grün im Hintergrund und die kontrastierenden Farben der Tiere.“ Fotograf Klaus M. Weber ist der AKG übrigens kein Unbekannter. Bereits in der Vergangenheit hat er erfolgreich an den Fotowettbewerben des Museums teilgenommen.

Violetter Schmetterling

Über den gleichen Rang darf sich auch Tristan Bohn freuen, der mit einem violetten Schmetterling den ersten Platz der Unter-18-Jährigen belegt. Der filigrane Tagfalter, den der Jugendliche vor teichgrüner Umgebung aufgenommen hat, macht es sich auf einem Grashalm gemütlich. Deutlich zu erkennen sind die schwarzen, weiß umrandeten Punkte auf den Flügelunterseiten, der pelzige Körper und die dunklen Augen des Schmetterlings.

 Erster Platz der unter 18-Jährigen: der violette Schmetterling.

Erster Platz der unter 18-Jährigen: der violette Schmetterling.

Foto: Tristan Bohn

Die Tiefenschärfe des Fotos hebt auch die weiß gesäumten, braun gefärbten Flügeloberseiten des Falters hervor. „Die Zartheit der Farben und die Färbung der Fühler machen einen tollen Eindruck“, betont Stahl. „Das spricht einfach an und erwärmt das Herz.“

Überzeugen konnte auch Mariam Simmou, die den zweiten Platz des Junior-Wettbewerbs gewinnt. Mit dem gelungenen Bild einer Schnepfenfliege, deren charakteristischer Rüssel besonders zur Geltung kommt, konnte sie bei den Juroren punkten. Drittplatzierte ist die Schülerin Verena Zbikowski mit einer tiefen Perspektive auf eine Schmetterlingslarve, deren gelbe und orangefarbene Borsten auf den ersten Blick an eine Schlauchbürste erinnern.

Besonders ungewöhnlich findet der AKG-Präsident den Standpunkt des Fotos. Statt der üblichen Quersicht beim Fotografieren von Raupen mache das Insekt mit seinen abstehenden Borsten aus der Frontalperspektive einen ganz neuen Eindruck.

Fasziniert war die Jury ebenso vom dritten Platz des Erwachsenenwettbewerbs, den Wilfried Kaschube eingereicht hat: Ein anmutiger Hirschkäfer, der aufmerksam in die Linse blickt. „Dieses ist unser größtes einheimisches Insekt und im Bonner Raum nicht selten anzutreffen – allerdings lebt der Hirschkäfer als ausgewachsenes Insekt gerade einmal sechs Wochen“, erklärt Wolfgang Böhme.

Als „absolutes Gegenteil des gepanzerten Hirschkäfers“ beschreibt Böhme Bernd Giershausens Roten Weichkäfer, der auf einer lilafarbenen Wiesenblume sitzend den zweiten Platz belegt. „Einige Käfer aus der Familie – dieser hier ausgenommen – enthalten ein besonderes Gift", erklärt der Zoologe, „Cantharidin, das schon in der Antike Einsatz fand, um Todesurteile zu vollstrecken.“

Die jeweils ersten Plätze (Klaus M. Weber und Tristan Bohn) erwartet nun eine individuelle Führung durch die Ausstellungsräume und ein Blick hinter die Kulissen des Museums durch Böhme. Die zweiten Plätze (Mariam Simmou und Bernd Gierhausen) können sich auf eine Patenschaft für einen Schmetterling freuen. Die Drittplatzierten (Verena Zbikowski und Wilfried Kaschube) bekommen einen Gutschein für einen kostenlosen Besuch im Kölner Zoo für vier Personen. Alle Gewinner erhalten zusätzlich auch eine kostenlose Jahresmitgliedschaft in der AKG.

Mehr als 200 Fotos sind in diesem Jahr unter dem Motto „Insekten weltweit“ bei der Jury eingegangen, viele auch aus benachbarten Ländern. Vom 8. Dezember 2022 bis zum 29. Januar 2023 ist eine Auswahl der eindrucksvollsten Bilder im Bistro des Museums Koenig, Adenauerallee 160, zu bestaunen.

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