"Bonn-Leedche" Musiker Kriegsmann besingt seine Liebe zur Stadt

Bonn · "Du bes die Stadt, die ming Hätz enjefangen hat." Auf Volker Kriegsmann trifft das definitiv zu: Seit er vor 33 Jahren im Beethoven-Orchester als "Englisch Hornist mit Verpflichtung zur Oboe" aufgenommen wurde, hat ihn die Liebe zu Bonn, die er in seinem "Bonn-Leedche" besingt, nicht mehr losgelassen.

Ein Lied, das nahezu jedes Kind in Bonn mitsingen kann. Mit diesem und anderen Liedern zieht der 56-jährige Vater von vier Kindern für den Festausschuss Bonner Karneval durch die Grundschulen, um den Schülern mit Hilfe der Texte die Bönnsche Mundart nahe zu bringen.

Seine neuestes Werk ist das "Ludwigsleedche", das in diesem Jahr erstmals auch bei einigen Karnevalsveranstaltungen vorgetragen wurde. "Die Kinder lernen auf diese Weise so viel über Beethoven", sagt er. " Und wenn man die eigenen Lieder von Kindern gesungen hört, das geht schon ans Herz."

Kriegsmann, der in Köln geboren wurde und auch dort studiert hat, dichtet die Songs für den Ludwigs-chor, den er 2007 zusammen mit anderen Mitgliedern des Beethoven-Orchesters gegründet hat. Dass er im Ensemble mitspielen kann, verdankt er seinen Fähigkeiten am Englisch-Horn - und dem damaligen Dirigenten Jan Krenz.

"Während des Studiums im siebten Semester habe ich an einem Probespiel teilgenommen." Das habe den anderen Musikern und vor allem Krenz gut gefallen, auch wenn der Dirigent ihn im langsamen Satz für "etwas befangen" hielt. "Er hat meinen Notenständer umgedreht und gesagt: Du spielst besser ohne Noten."

Seitdem spielt er hauptberuflich das Englisch-Horn und die zweite Oboe. Zum 100-jährigen Bestehen des Orchesters ging das Ensemble auch im Bonner Rosenmontagszug mit, Motto "100 Johr jecke Tön". "Da ich immer schon gerne im privaten Rahmen gedichtet habe, schlug meine Frau vor: Schreib doch mal ein Mottolied." So entstand sein erstes Karnevalslied "Met der Trumm, met der Tröt, met der Vijeling".

Um es zu präsentieren, wurde der Ludwigschor gegründet. Und als Kriegsmann im selben Jahr stellvertretend für das Beethoven-Orchester den renommierten Mäuse-Orden entgegennahm, nahm man das zum Anlass, auch weiterzumachen. "Das war eine Riesenbestätigung für uns."

Der Chor verbinde ernste Muse und Brauchtum - eine Art Brücke zwischen Beethoven-Orchester und Karneval. Das genau diese beiden Themen am häufigsten genannt wurden bei einer Umfrage des General-Anzeigers darüber, was die Menschen mit Bonn verbinden, habe ihn deshalb ganz besonders gefreut, erklärt Kriegsmann.

Aktuell nehme der Chor einige neue Lieder auf, darunter den "Stadthaus Blues" über Renovierung und Nichtabriss der Stadtverwaltung. Das Lied gebe unter anderem Vorschläge zur ökologischen Sanierung. "Der Stadtbaurat kam nach der Premiere zu uns und wollte den Text haben", erinnert sich Kriegsmann schmunzelnd.

Eine CD ist bereits erschienen, von dem Verkauf fließen pro Stück fünf Euro in den Bau des Bonner Festspielhauses. Ein wichtiges Anliegen für Bonn sei das, denn immerhin, so heißt es im "Ludwigsleedche", sei Bonn der Mittelpunkt der Welt. "Der braucht auch die richtige Markierung."

Mit dem Orchester kommt Kriegsmann auch viel herum, zuletzt gab es eine dreiwöchige Konzertreise in die USA, von der die Musiker in der Woche vor Ostern zurückkehrten. Gespielt wurde erst in der Nähe von New York, später in Florida. "Das war ein toller Erfolg, wir haben gute Kritiken bekommen", sagt er. "Der Chef der Columbia Artists war sehr angetan. Es könnte sein, dass das Folgen hat."

Und wenn Volker Kriegsmann nicht musiziert? Dann macht er Yoga, er hat sogar eine Ausbildung als Trainer. "Yoga ist eine Tätigkeit, die genau wie die Musik Körper, Verstand und Seele einbezieht. Den ganzen Menschen." Er habe noch neun Jahre bis zur Rente, danach überlege er, das zu intensivieren.

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