Islamisten in Bonn Muslimbruderschaft ist zunehmend in Bonn aktiv

Bonn · Die Muslimbruderschaft ist zunehmend auch in Bonn aktiv. Im Blick haben die Sicherheitsbehörden die Al Muhajirin-Moschee an der Brühler Straße im Bonner Norden. Die Gemeinde streitet eine Nähe zu der islamistischen Vereinigung ab.

 In der Al Muhajirin-Moschee an der Brühler Straße verkehren laut Behörden auch Muslimbrüder.

In der Al Muhajirin-Moschee an der Brühler Straße verkehren laut Behörden auch Muslimbrüder.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Muslimbruderschaft entfaltet ihr Netzwerk zunehmend auch in Bonn. Die Sicherheitsbehörden haben deshalb die Al Muhajirin-Moschee im Bonner Norden im Blick, in der regelmäßig Anhänger der Bruderschaft anzutreffen sind. Die Vereinigung ist in Deutschland zwar nicht verboten, steht aber aufgrund ihrer islamistischen Weltanschauung intensiv unter Beobachtung.

Es sind namhafte Vertreter einschlägiger Organisationen, die nach GA-Informationen regelmäßig in der Moschee an der Brühler Straße ein- und ausgehen. So wirkt auch ein Vorstandsmitglied der Moscheegemeinde selbst zugleich im Vorstand der Deutschen Muslimischen Gemeinschaft (DMG) mit. In der DMG als Nachfolgerin der IGD (Islamische Gemeinschaft in Deutschland) laufen nach Überzeugung des Verfassungsschutzes die Fäden der Muslimbruderschaft zusammen – was die Organisation vehement dementiert. Sie bekennt sich öffentlich zum Grundgesetz.

Die Gemeinde betont ihre Unabhängigkeit

Auch der Bonner Ibrahim El-Zayat hat in der Vergangenheit stets Berichte bestritten, er sei Mitglied der Muslimbruderschaft. Unstrittig ist, dass El-Zayat, langjähriger Präsident der IGD, 2018 als Dozent einer Sira-Schulung – einer strenggläubigen Unterweisung zum Leben des Propheten Mohammed – zu Gast in der Al Muhajirin-Moschee war. Ein anderer gern gesehener Gast ist der promovierte Islamgelehrte Khaled Hanafy. Der Vorsitzende des „Fatwa Ausschusses Deutschland“ und Direktor des „Europäischen Instituts für Humanwissenschaften“ ist nach Auskunft der Moschee als Prediger regelmäßig willkommen. Auch die von Hanafy vertretenen Organisationen stehen laut Verfassungsschützern der Muslimbruderschaft nahe.

Für Mahmoud Kharrat, den Gemeindevorsitzenden der Al-Muhajirin-Moschee, sind die personellen Schnittmengen zwischen dem Milieu der Muslimbruderschaft und dem Umfeld seiner Gemeinde kein Problem. Er sagt dazu: „Unsere Moschee ist vollkommen unabhängig, vor allem aber stehen wir auf dem Boden der deutschen Gesetze. Agitation für einzelne Gruppen wie der DMG gibt es hier nicht“, sagt er. In welchen Organisationen sich Gläubige außerhalb der Moschee engagieren, vermöge er weder zu ermessen noch zu bewerten. Vielmehr trage er als Gemeindevorsitzender die Verantwortung für all das, was in der Moschee passiert und gepredigt wird. Und diesbezüglich legt Kharrat auch für externe Prediger wie Hanafy seine Hand ins Feuer. „Er ruft zu Respekt vor Recht und Gesetz und zur Dankbarkeit gegenüber Deutschland auf“, sagt Kharrat und verweist auf Predigtmitschnitte.

Vergleichsweise knapp fällt zu dem Thema die Stellungnahme der Stadtverwaltung aus, die den Bau der Moschee vor rund zehn Jahren protegiert hatte: So sei der Stabsstelle Integration bekannt, dass Vertreter der Muslimbruderschaft in der Moschee an der Brühler Straße aktiv sind. Sie sehe die Organisation sehr kritisch, sagt die Integrationsbeauftragte Coletta Manemann. „Definitiv falsch“ wäre es laut Manemann, alle Besucher der Moschee der Muslimbruderschaft zuzuordnen. „Unseren Kenntnissen zufolge steht die Bruderschaft stärker als zuvor im Fokus der Sicherheitsbehörden. Das begrüßen wir“, so Manemann.

"Islamistische Szene in Bonn weiter salafistisch geprägt"

In der Tat trifft der NRW-Verfassungsschutz eine klare Einschätzung der Muslimbruderschaft: Ihr Ziel sei „eine Regierungsform, die durch den Koran und die Scharia bestimmt werden soll und nicht durch eine säkulare Verfassungs- und Rechtsordnung“. Die Behörde attestiert der Muslimbruderschaft Gewaltfreiheit, leitet daraus aber kein Vertrauen ab. Im Gegenteil: Auf diese Weise bemühten sich die Muslimbrüder, ihre Handlungsspielräume zu erweitern. Eine Sprecherin des Innenministeriums formuliert es so: „Langfristig besteht die Gefahr, dass Vorstellungen des sogenannten “politischen Islams„ in der Gesellschaft akzeptiert werden und sich für Muslime eine Parallelgesellschaft mit eigenen Ordnungsvorstellungen etabliert.“

Da es sich „um religiös motivierte Extremisten“ handele, böten sich die Moscheegemeinden als Anlaufstellen an, „um dort ideologisch Einfluss zu nehmen und die eigene Anhängerschaft zu vergrößern“, so der Verfassungsschutz. Das gelte auch für die Moschee an der Brühler Straße. Die dortige Klientel ist heterogen und hat Wurzeln in Ländern der ganzen Welt.

Mittelfristig gehe von der Bruderschaft und ihren Ablegern nach Ansicht der Sicherheitsbehörden eine größere Gefahr für die Demokratie aus als durch Terrororganisationen wie Al Quaida oder die radikal-islamistische Salafistenszene. Der Verfassungsschutz hält aber fest: „Trotz feststellbarer Aktivitäten der Muslimbruderschaft ist die islamistische Szene in Bonn weiter salafistisch geprägt.“

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