Talk im Münster-Carrée „Mutig sein für sich und andere“

Bonn · Die vielgestaltige religiöse Gegenwart mit Blick auf das jeweils eigene christliche Profil von sechs prominenten Bonnern zu verdeutlichen – das ist das Ziel des Talks „Höchstpersönlich“ mit der Journalistin Gisela Steinhauer.

 Christliche Profile in Bonn. WDR-Moderatorin Gisela Steinhauer im Gespräch mit prominenten Bonner Christen.

Christliche Profile in Bonn. WDR-Moderatorin Gisela Steinhauer im Gespräch mit prominenten Bonner Christen.

Foto: Benjamin Westhoff

Johannes Sabel, Leiter des Katholischen Bildungswerks, und Professor Axel von Dobbler, Leiter des Evangelischen Forums, haben die Gesprächsreihe im Reformationsjubiläumsjahr ins Leben gerufen. Gast beim ersten Talk im Münster-Carrée war die Bonner Glücksforscherin Maike van den Boom, deren Bestseller „Wo geht’s denn hier zum Glück?“ bekannt wurde.

Die gebürtige Heidelbergerin studierte Kunsttherapie in den Niederlanden und war beruflich vielseitig engagiert. „Was haben Ihre Eltern Ihnen mitgegeben, was Sie auch an Ihre Tochter weitergeben möchten?“, wollte Moderatorin Steinhauer von der 45-Jährigen wissen. „Mutig sein, sich was zutrauen, Fehler machen. Fehler bringen einen weiter“, antwortete die Bonnerin.

Den Spruch ihrer ehemaligen niederländischen Stiefmutter „Nicht geschossen ist immer verloren“ wurde ihr Lebensmotto. „Glück braucht Mut“, betont van den Boom auch heute immer wieder in Interviews. Mut bewies die getaufte evangelische Christin schon als Jugendliche, als sie sich der Konfirmierung verweigerte: „Da wurden doch nur Geschenke abgesahnt. Das hat mich abgestoßen.“

Doch bei der ökumenischen Hochzeit mit ihrem katholischen Mann war ihr der Segen Gottes wichtig. Bei gelegentlichen Messebesuchen spürte sie Freude, wenn die Predigt ihr „was mitgeben“ konnte. Die Wende in ihrem Leben begann während eines zweijährigen Aufenthalts in Mexiko City, wohin ihr Mann beruflich versetzt worden war. „Wir mussten in einem abgeschotteten Viertel für Europäer leben. Ständig begleitet von Bodyguards. Es war ein Leben ohne Freiheit. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland wurde mir bewusst, in welch großartiger Freiheit wir hier leben können“, sagte die 45-jährige.

Nachhaltig beeindruckt in Mexiko hat sie die Verschmelzung christlicher Tradition mit dem Erbe der Azteken und Maya am alljährlichen „Tag der Toten“. Überall sind auf Altären Fotos der Toten aufgestellt, Kerzen werden angezündet, das Lieblingsessen der Verstorbenen ist angerichtet. „Der Tod gehört zum Leben, verliert seinen Schrecken. Das hat mich sehr fasziniert“, so die Autorin.

Nach der Trennung von ihrem Mann zog sie nach Bonn, wo sie sich sehr wohlfühle. Ganz besonders freute sie sich über eine Einladung der Luther-Gemeinde für ihre Tochter zum Kindergottesdienst. Nach der Messe bastelten und spielen die Eltern mit ihren Kindern. „Das war ein schönes Gemeinschaftsgefühl, ein warmes Willkommen“, sagte van den Boom.

2013 lieh sie sich Geld und reiste neun Wochen lang durch Australien, Kanada, Finnland, Island, Schweden, Norwegen, Dänemark, Schweiz,, Luxemburg, Panama, Mexiko, Costa Rica und Kolumbien, laut „World Happiness Report“ die 13 glücklichsten Länder der Welt. In Bogota traf sie in einem reichen Viertel einen armen Altpapiersammler.

„Was für ein mieser Job, dachte ich zuerst. Aber der Mann war beseelt von seiner Aufgabe und einfach glücklich.“ Kürzlich kehrte sie von einer Reise auf der Suche nach dem Glück durch die skandinavischen Länder zurück. Die glücklichsten Menschen hat sie in Norwegen getroffen: „Die Norweger verstehen es, entspannt zu leben. Familie und Arbeit sind eins. Alle gehen gleichberechtigt miteinander um.“ Tipps fürs Glücklichsein mochte van den Boom nicht geben, aber Impulse. „Mutig sein – für sich und andere, Vertrauen schenken.“

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