Prozess vor dem Bonner Landgericht Mutter wegen drei Tankstellenüberfällen vor Gericht

Bonn/Niederkassel · Nach sieben Jahren muss sich eine 39-Jährige vor dem Bonner Landgericht für Überfälle in Niederkassel verantworten. Dreimal soll sie dieselbe Tankstelle überfallen haben. DNA-Spuren brachten die Ermittler auf ihre Fährte.

 Das Bonner Landgericht.

Das Bonner Landgericht.

Foto: picture alliance / dpa

„Nicht schon wieder“, habe sie gedacht. Sage und schreibe drei Mal hintereinander ist die Mundorf Tankstelle in Niederkassel zum Jahreswechsel 2013/2014 überfallen worden – am Dienstag sagte die damalige Kassiererin als Zeugin vor dem Bonner Landgericht aus. Vor der 3. Großen Strafkammer hat sieben Jahre nach den Raubüberfällen nun der Prozess gegen eine 39-jährige sechsfache Mutter begonnen. Die Anklage lautet auf schwere räuberische Erpressung.

Die Äußerung der Kassiererin bezog sich auf den zweiten Überfall: Bereits da habe sie die Frau „mit 1000-prozentiger Sicherheit“ wiedererkannt, sagte die Zeugin, die seit der Raubserie mit Schlafstörungen und Panikattacken zu kämpfen hat. Die erste Tat soll sich am 23. Dezember 2013 ereignet haben: Gegen 21.45 Uhr, so heißt es in der Anklage, soll die dunkel und mit einer Mütze bekleidete aber unmaskierte 39-Jährige in den Verkaufsraum der Tankstelle eingedrungen sein.

Unter vorgehaltener Waffe soll sie die Kassiererin mit den Worten „schnell, schnell, Geld her“ zur Herausgabe der Tageseinnahmen gezwungen haben. Mit einer Summe in ungeklärter Höhe soll sie dann auf einem mitgebrachten Fahrrad geflohen sein.

Die beiden folgenden Überfälle liefen fast exakt nach dem selben Schema ab: Am 5. Januar soll die Beute bei 400 und am 26. Januar bei 100 Euro gelegen haben. Bei der letzten Tat sei sie richtig wütend geworden, erinnerte sich die Kassiererin im Zeugenstand: Wutentbrannt habe sie der Geldkassette zunächst die Fünf-Euro-Scheine entnommen und sie der Räuberin mit Wucht entgegengeschleudert. „Soll sie sich doch wenigstens bücken“, habe sie gedacht.

Doch dieses Mal war auch der Chef der Kassiererin vor Ort, und der Mann versuchte die Flüchtende auf dem Außengelände zu stellen. Offenbar gelang es ihm auch, ihr Fahrrad an dem auf dem hinteren Gepäckträger befestigten Kindersitz festzuhalten. Die Räuberin riss sich aber los und suchte zu Fuß das Weite.

Festgenommen wurde die Angeklagte dann erst gut sechs Jahre später: Als sie nach einem Umzug nach Norddeutschland bei der Polizei ihren alten Personalausweis als verloren meldete, fiel den Beamten auf, dass nach der Frau gefahndet wurde. Offenbar hatten die Aussage eines Familienmitglieds und an dem Fahrrad gefundene DNA-Spuren, die am Fahrrad gefunden wurden, die Ermittler auf ihre Fährte gebracht. Ob die Angeklagte die Raubzüge auch tatsächlich begangen hat, muss sich nun im weiteren Verlauf des Verfahrens erweisen.

Nicht sofort wiedererkannt

Zunächst hatten weder die Kassiererin noch ihr Chef die Täterin auf vorgelegten Fotos wiedererkannt. Und auch vis-à-vis im Prozess konnte die Zeugin weder bestätigen noch ausschließen, dass es sich bei der Angeklagten um die Räuberin handelt. Auch der Chef mochte sich nicht hundertprozentig festlegen: „Ich glaube, sie war es“, sagte er dann aber doch.

Von den drei Taten gibt es umfangreiches Videomaterial, das auch gleich zu Beginn des Verfahrens in Augenschein genommen wurde. Gleich fünf Kameras, drei auf dem Außengelände und zwei im Verkaufsraum, haben die Überfälle dokumentiert. Allerdings ist das Gesicht der Räuberin nicht besonders gut zu erkennen. Die Angeklagte selbst hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert, ihre Verteidigung kündigte aber eine Einlassung an einem der nächsten Verhandlungstage an.

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