Projekt an Karlschule Muttersprache und Deutsch im "Rucksack"

Bonn · Auf dem Boden liegt ein buntes Puzzle, zusammengesetzt aus 17 individuell gestalteten Holzteilen. Auf jedem steht eine kleine Figur. Das Puzzle wurde von Müttern und Schulkindern mit Migrationshintergrund an der Karlschule in der Dorotheenstraße gebastelt.

 Viele Kinder tragen zusätzlich zur deutschen Sprache eine andere Muttersprache im "Rucksack". Schüler und Eltern der Karlschule haben jetzt ein Puzzle gebastelt, auf deren Teile die Mütter gute Wünsche für ihre Kinder geschrieben haben.

Viele Kinder tragen zusätzlich zur deutschen Sprache eine andere Muttersprache im "Rucksack". Schüler und Eltern der Karlschule haben jetzt ein Puzzle gebastelt, auf deren Teile die Mütter gute Wünsche für ihre Kinder geschrieben haben.

Foto: Barbara Frommann

Sie nehmen am Projekt "Rucksack in der Grundschule" des Verbands binationaler Familien und Partnerschaften teil. Einmal in der Woche treffen sich die Frauen unter der Leitung von Fadoua Harrach, um den Unterrichtsstoff ihrer Kinder in der eigenen Muttersprache zu erarbeiten. "Wenn ein Kind seine Muttersprache gut beherrscht, kann es viel einfacher Deutsch lernen und sich einen großen Wortschatz erarbeiten", erklärt Ricarda Brecher vom Verband binationaler Familien und Partnerschaften. Der Verband bildet Mütter wie Fadoua Harrach zu Elternbegleiterinnen aus, die mit passendem Unterrichtsmaterial in Schulen und Kitas gehen.

Bereits seit mehreren Jahren gibt es "Rucksack" in 14 Kindergartengruppen in Bonn. In diesem Jahr wird das Projekt nun erstmalig für Erst- und Zweitklässler angeboten. "Kinder, die in der Kita an dem Programm teilgenommen haben, sind nicht nur sprachlich fitter, auch die Feinmotorik und die Aufmerksamkeit sind deutlich geschulter", sagt Brecher.

Der Leiter der Karlschule, Wolfgang Höller, versucht bereits seit drei Jahren, das Projekt auch in der Grundschule einzuführen. "Es geht nicht nur um den Sprachaspekt, sondern auch um die Stärkung und Einbindung der Mütter in das Schulleben", sagt Höller. Dieses Jahr fördert die Stiftung Jugendhilfe der Sparkasse Bonn "Rucksack" an der Karlschule, doch für das nächste Jahr muss ein neuer Partner gefunden werden.

Aufmerksamkeit für das Projekt, soll auch das selbstgebastelte Puzzle schaffen: Die Ausstellung "Kinder dieser Welt" zeigt das Kunstwerk vom 5. bis 25. Mai im Stadthaus, Berlinerplatz 2. Zu den Teilen aus der Karlschule kommen dann die Stücke aller Teilnehmer des "Rucksack"-Projekts, damit das Puzzle noch vielfältiger wird.

"Erfolg, Gesundheit, Freunde, Liebe", steht auf einem blauen Puzzlestück. Die Mütter haben die Werte, sie sie ihren Kindern vermitteln wollen und gute Wünsche aufgeschrieben. "So entsteht ein richtiger Werteteppich", sagt Brecher. Und Höller ergänzt: "Man sieht, dass alle Eltern sich ähnliche Werte für ihre Kinder wünschen." Die Vorderseiten der Figuren auf den Puzzleteilen wurden von den Kindern so gestaltet, wie sie sich selbst sehen: Im Kleid, als Fußballer, mit Kopftuch. Jedes Kind ist eine individuelle Persönlichkeit. Die Rückseite aber ist einheitlich. "Wir sind alle Menschen, egal welcher Hautfarbe, Religion und Nationalität", sagt Brecher, "das soll unser Projekt immer wieder verdeutlichen."

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