Erster Rheinauen-Flohmarkt 2015 Nach dem Winter kommen echte Schätzchen in den Verkauf
BONN · In diesem Jahr hatte der Rheinauen-Flohmarkt seinen Auftakt im März. Der Andrang war noch nicht ganz so groß.
Die zwei Meter hohe Leiter, die die Freundinnen Helene (20) und Silke (27) über den Rheinauen-Flohmarkt tragen, soll mal eine Kleiderleiter werden. "Im Schlafzimmer an der Wand, da hänge ich dann meine Klamotten an die Sprossen", sagt Silke. Sie ist vor kurzem umgezogen, mit dem Trödel will sie sich die neue Wohnung aufhübschen. "Ich will nicht so eine typische Ikea-Bude."
Da war sie am Stand von Petra Benninghoff-Lühl und Olaf Wiese richtig. Seit Jahren sind sie jeden Monat auf dem Flohmarkt in der Rheinaue, auch am vergangenen Wochenende bei der Erstauflage 2015, die vom April in den März gewandert war. Während die Mädchen mit Olaf Wiese um einen alten Bilderrahmen feilschen, der mal zum Schlüsselbrett werden soll, erzählt Benninghoff-Lühl, wie das Geschäft läuft. "Es ist nicht so viel los wie sonst, das ist aber nicht unbedingt schlecht." Denn wenn es weniger Stände gebe, schauten sich die Besucher die Angebote genauer an und nähmen sich mehr Zeit. "Viele genießen es richtig, dass es kein Gedrängel gibt", sagt Benninghoff-Lühl. Normalerweise sei der erste Flohmarkt des Jahres nämlich proppenvoll. "Ab 11 Uhr ist das sonst wie Pützchens Markt", wirft Olaf Wiese ein. Silke und Helene verstauen den Bilderrahmen. Sie haben ihn von vier auf drei Euro runtergehandelt.
Nicht immer laufen die Geschäfte so erfolgreich. Der Landkartenhändler, der sich zwischen zwei Ständen fast versteckt hat, will sich dennoch nicht beklagen. Er ist froh, wenn es nicht regnet. "Dann geht mir alles kaputt, die Plane hält einem längeren Schauer nicht stand", sagt er. Zwar halten viele Passanten an und beäugen seine Karten, die teilweise Jahrzehnte alt sind und größtenteils aus Schulen stammen. Geografie-Student Simon Becker hat es auf ein Exemplar abgesehen, dass in der Anfangszeit der Bundesrepublik gedruckt worden sein muss und geschichtliche Beziehungen der Staaten untereinander darstellt. "Wenn ich Platz hätte, würde ich die sofort mitnehmen", sagt der 23-Jährige. Hat er aber nicht. Er zieht weiter.
Laut Bernd Gouverneur und Steffi Passilaitis ist der Hype um den ersten Flohmarkt nach dem Winter berechtigt. Viele entrümpelten ihre Schränke, deshalb kämen echte Schätzchen zu Tage. Das Paar aus Schwelm hatte vor allem Küchenutensilien ausgelegt, die mit der gemeinsamen Wohnung doppelt sind. Mit Freunden und Familienmitgliedern reihten sich auf 20 Metern vier Stände aneinander, die alle um 5 Uhr morgens aufgebaut wurden. Angereist war der Tross mit einem großen Anhänger. Bis zur Mittagszeit hatte das Paar rund 300 Euro eingenommen. "Als es noch dunkel war, kamen die richtigen Schnäppchenjäger mit Stirnlampen, das war zeitweise richtig nervig", so Bernd Gouverneur. Manchen winkte er ab, wartete auf bessere Angebote. Mit Erfolg: Am Abend waren die Tapeziertische fast leer.