Nach der Landtagswahl in Bonn Wohin mit den Wahlplakaten?

Bonn · Seit Februar hängen sie tausendfach in Bonn: Plakate sind ein wichtiges Mittel im Wahlkampf aller Parteien. Zwei Wochen nach dem Urnengang müssen sie verschwunden sein. Das passiert dann mit ihnen.

 Nicht alle Plakate finden die Wahlkampfhelfer der Parteien nach der Wahl wieder. Einige hängen auch zwei Wochen nach dem Urnengang noch in Bonn.

Nicht alle Plakate finden die Wahlkampfhelfer der Parteien nach der Wahl wieder. Einige hängen auch zwei Wochen nach dem Urnengang noch in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

In NRW dürfen Parteien drei Monate vor einer Wahl Plakate aufhängen. Städte und Gemeinden legen fest, wann die Wahlkampfwerbung wieder abgenommen werden muss. In Bonn muss das zwei Wochen nach der Wahl passieren. Doch vereinzelt sind sie immer noch in der Stadt zu sehen.

Wenn die Plakate hängen bleiben, fordere die Stadt die einzelnen Parteien dazu auf, diese zu entfernen, so eine Sprecherin. Diese kämen der Aufforderung in den meisten Fällen nach. Wenn sie das nicht tun, könnte die Stadt ein Bußgeld verhängen. Das sei bisher – auch nach dieser Wahl – nicht passiert.

Apps helfen, Plakate zu finden

Aber wie finden die Wahlkampfhelfer die unzähligen Plakate nach der Wahl überhaupt wieder? Beispielhaft haben einige Parteien erklärt, wie sie jetzt vorgehen: Die Grünen nutzen eine App, so der Bonner Vorsitzende Kay-Wilhelm Mähler. Darin werden die Standorte der einzelnen Plakate abgespeichert.

„Die App ist für diesen Zweck für uns elementar und sehr nützlich“, so Mähler. Auch die CDU nutzt eine solche App. „Diese gibt sogar auch Bürgern die Möglichkeit, kostenfrei und intuitiv Plakate bei Beschädigung zu melden“, erklärt Kreisgeschäftsführer Julius Bertram.

Bei über 3000 Plakaten, die alleine die CDU in Bonn aufgehängt hat, könne das ein oder andere übersehen werden. Das weiß auch Bernd Bollmus, Vorsitzender des Ortsverbandes der FDP. Die Plakate rutschen zum Beispiel nach unten oder werden von parkenden Autos verdeckt und dann nicht mehr gesehen. Die FDP vermerkt in einer App die eingesammelten Plakate mit dem Status „abgehängt“.

Ascon recycelt Plakate für Parteien und Organisationen

Und was passiert mit den ausgedienten Plakaten? Die Ascon GmbH aus Bonn bietet den Parteien mit VOTEcycle eine Möglichkeit an, Plakate aus Kunststoff zu recyceln. Laut Unternehmen werden in Deutschland jedes Jahr 15 Millionen Wahlplakate gebraucht, viele davon eben aus Kunststoff. Auch diese seien früher in den meisten Fällen in Müllverbrennungsanlagen gelandet.

Ascon lässt aus den ausrangierten Plakaten neue Kunststoff-Produkte herstellen. Das Angebot können alle Parteien und Organisationen wahrnehmen. André Scholz von Ascon bedauert, dass das Angebot von den Bonner Parteien bisher wenig genutzt werde. Das liege aber auch daran, dass viele Parteien Plakate aus Pappe verwenden, deren Entsorgung einfacher ist, als die von Kunststoffplakaten.

Wahlplakate landen in Wohnzimmern

Die PARTEI, die Hohlkammerplakate aus Kunststoff benutzt, muss diese laut der Stadtverordneten Paula Erdmann bisher noch nicht entsorgen. Für sie erledige sich das Einsammeln der satirischen und damit begehrten Plakate bisweilen von selbst: „Es melden sich immer wieder Wähler und auch Nicht-Wähler bei uns, um zu fragen, ob sie die Plakate mitnehmen dürfen“. Das sei erlaubt.

Die Plakate landen dann in Wohnzimmern und Küchen zur Deko, weiß Erdmann. In diesem Wahlkampf sei ein Motiv mit einem Atompilz und dem Slogan „Deine letzte Wahl“ besonders beliebt gewesen. Die PARTEI nutze das Interesse und verkaufe oder verschenke die Motive auch über ihre Social-Media-Kanäle, so die Stadtverordnete. Die anderen Plakate versucht Die PARTEI wieder einzusammeln, um sie im nächsten Wahlkampf wiederzuverwenden.

Die CDU hängt Plakate aus Pappe auf, die auf den Wertstoffhöfen von Bonnorange entsorgt werden, sagt Kreisgeschäftsführer Julius Bertram. Auch die FDP verwende „schon seit einigen Wahlkämpfen nur Plakate, die problemlos im Altpapier entsorgt werden können“, so Bollmus. Die Grünen finden für die Entsorgung eine kreative Lösung: Sie erlauben, Plakate abzuhängen und zum Beispiel für Basteleien zu verwenden – so entsteht vielleicht ein Scherenschnitt vom Lieblingsabgeordneten.

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