Nach dem Feuer in der Bornheimer Straße Nachbarn retten Seniorin aus brennender Wohnung

BONN · Nachbarn holten am Sonntag eine ältere Frau aus ihrer brennenden Wohnung in der Bornheimer Straße und löschten das Feuer. Brandmelder konnten Schlimmeres verhindern.

 Die Nachbarn in der Bornheimer Straße halten zusammen: Jörg Schneider (rechts) rettete eine Frau aus einer brennenden Wohnung, während die anderen die Feuerwehr alarmierten und sich unterstützten.

Die Nachbarn in der Bornheimer Straße halten zusammen: Jörg Schneider (rechts) rettete eine Frau aus einer brennenden Wohnung, während die anderen die Feuerwehr alarmierten und sich unterstützten.

Foto: Nicolas Ottersbach

Als der Rauchmelder piepst, bricht Panik in der Wohneinrichtung von Bonn Lighthouse an der Bornheimer Straße aus. Aus dem Fenster einer kleinen Wohnung dringt Rauch. Die Nachbarn wissen: Die Bewohnerin, eine ältere Dame, die im Rollstuhl sitzt, muss noch in der Wohnung sein. „Von da an ging alles ganz schnell, wie in einem Horrorfilm“, erzählt Jörg Schneider. Allerdings mit Happy End. Denn die Frau kann gerettet werden – aber nur durch den beherzten Einsatz ihrer Nachbarn.

Sonntagmorgen, 9.15 Uhr. Jörg Schneider frühstückt gerade, als er hört, dass nach ihm gerufen wird. Im ersten Stock hat er nichts von dem Brand im Erdgeschoss mitbekommen. Wohl aber Christof Seyfarth, dessen Wohnung direkt danebenliegt. „Ich bin raus, sah den Qualm und packte mir einen Feuerlöscher“, erzählt Schneider. Fast versiert – denn schon vor einigen Wochen hatte es in einer anderen Wohnung gebrannt, und schon damals hatte der 61-Jährige das Feuer gelöscht. „Deshalb wusste ich, was zu tun war. Wir alle hielten zusammen und halfen einander.“

Ein Nachbar besorgt den Schlüssel zur Brandwohnung, ein anderer alarmiert die Feuerwehr und öffnet das Rolltor in den Innenhof. Schneider holt tief Luft und betritt die Wohnung. Sie ist voller Rauch. In der Mitte des Raums kann er die Silhouette einer Person erkennen. An der Wand dahinter flackern die Flammen auf dem Pflegebett.

"Ich wollte unbedingt verhindern, dass alles brennt"

Schneider packt sich den Rollstuhl und schiebt die Frau nach draußen. Ein Reifen brennt bereits. Das Gesicht der gehbehinderten Frau ist pechschwarz. Der Rettungsdienst wird sie später wegen leichter Verbrennungen behandeln. „Aber es ging ihr augenscheinlich gut, wir kümmerten uns um sie, bis die Feuerwehr eintraf“, sagt Schneider. Ihr Glück: Durch einen Schlauch unter der Nase wurde der Frau zusätzlicher Sauerstoff zugeführt. So konnte sie im dichten Rauch noch atmen.

Das Feuer ist allerdings noch nicht unter Kontrolle. „Ich wollte unbedingt verhindern, dass alles abbrennt“, sagt Schneider. Im Wohnkomplex gibt es knapp 20 Wohnungen. Immer wieder holt Schneider draußen Luft, geht für einige Sekunden in die brennende Wohnung und schießt mit dem Feuerlöscher auf die Flammen – bis das Feuer nur noch glimmt. Dann trifft die Feuerwehr ein, und Wehrmänner tragen glühenden Reste der Einrichtung nach draußen.

„Der Rauchmelder hat in diesem Fall Leben gerettet, genauso wie der Einsatz der Nachbarn“, sagt Frank Frenser, Sprecher der Bonner Feuerwehr. Vorbildlich sei auch die Verwendung des Feuerlöschers gewesen. „Wir raten jedem, sich beispielsweise im Baumarkt einen Feuerlöscher zuzulegen.“ In Arbeitsstätten seien die Geräte Pflicht, in Privathaushalten nicht. „Wichtig ist dann aber auch zu wissen, wo ein Feuerlöscher hängt und wie er funktioniert.“ Laut Frenser gebe es verschiedene Brandklassen wie Fettbrände oder Feststoffbrände, auf die man achten müsse. „Das wird auf den Feuerlöschern erklärt.“ Die ältere Dame wird derzeit noch im Krankenhaus behandelt, sie soll bald wieder im Lighthouse einziehen. Wie gefährlich das Löschen war, merkte Jörg Schneider erst in den Stunden danach: Durch den giftigen Rauch war ihm schwindelig und er musste immer wieder husten. „Jetzt geht es mir aber gut. Und es ist schön zu wissen, dass wir uns hier aufeinander verlassen können.“

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