Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit Repaircafés in Bonn erhalten Heimatpreis des Landes NRW

Bonn · In Bonn gibt es einige Repaircafés, in denen Ehrenamtliche Geräte fast jeder Art kostenlos repareiren. Jetzt erhielten die Cafés den Heimatpreis des Landes NRW in der Kategorie „Soziale Heimat“.

 Ministerin Ina Scharrenbach (r.) überreicht den Heimatpreis an die Repaircafé-"Botschafterin" Christine Molner.

Ministerin Ina Scharrenbach (r.) überreicht den Heimatpreis an die Repaircafé-"Botschafterin" Christine Molner.

Foto: Stefan Knopp

Das Fahrrad hat einen Defekt, den man nicht alleine beheben kann. Oder das antike Radio, an das die Großeltern ihr Herz verloren haben, soll repariert werden. Oder an einem Gegenstand ist ein kleines Einzelteil kaputtgegangen, das man aber nicht separat nachkaufen kann. Wegschmeißen und neu kaufen? In Bonn gibt es eine nachhaltige Alternative mit den Repaircafés, und das Beste ist, dass man nachher nicht nur mit einer reparierten Lieblingsbohrmaschine nach Hause geht, sondern idealerweise auch noch Kontakte zu anderen Menschen geknüpft hat – ein preisverdächtiges Konzept.

Das dachte sich auch die Jury des Heimatpreis-Wettbewerbs NRW, die die Repaircafés in der Kategorie „Soziale Heimat“ auszeichnete, was 8000 Euro Preisgeld mit sich bringt. Schon im September 2020 stand das fest, ein kleiner Festakt konnte aber pandemiebedingt erst am Mittwoch durchgeführt werden. Dafür kam die NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung Ina Scharrenbach zum Haus Müllestumpe, wo sich neben Hotel und Restaurant zum Teil mit Personal mit Behinderungen, offenen Werkstätten und inklusivem Wohnen das nördlichste Repaircafé in Bonn befindet. Insgesamt gibt es sieben solcher Cafés, in denen Ehrenamtliche Dinge reparieren, die zu ihnen gebracht werden, sowie den Verein „MakerSpace“ in Plittersdorf.

Auch 3-D-Drucker ermöglichen Reparaturen

Scharrenbach ließ sich die verschiedenen Angebote zeigen: Neben Fahrradreparatur kann man an 3-D-Druckern alles Mögliche vom Ersatzteil bis zum Mini-Roboter-Bausatz ausdrucken lassen. Sogar Waschmaschinen-Elektronik kann dort einfach ausgebessert werden. Mund- und Gesichtsschutz wurde im vergangenen Jahr hergestellt. Und im Näh- und Repaircafé im Ermekeilkarree werden alte Bonnorange-Uniformen zu Taschen umgearbeitet.

Dass die einzelnen Cafés inzwischen miteinander vernetzt sind, ist Ronan Sevellec zu verdanken, der die Einrichtung im Tannenbuscher Haus Vielinbusch leitet, dort allerdings derzeit alleine arbeitet und dringend Ehrenamtler sucht. „Das bündelt alle Kräfte der Repaircafés, damit erreicht man viel mehr“, sagte er. Für diese Arbeitsgemeinschaft der Bonner Repaircafés, MakerSpaces und Offenen Werkstätten stellte Ulrich Buchholz die Angebote vor. „Das sind Einrichtungen, die machen Menschen glücklich“, sagte er. Und zwar die, die sich in einem Team gefunden haben, und die, deren Gegenstände repariert werden. Außerdem seien die Cafés Orte, an denen jeder willkommen sei, Wissen, Material und Fähigkeiten einbringen und teilen kann, Orte der Begegnung. „Wenn man das alles zusammenbringt, kann man das auch Heimat nennen.“

Bürgermeisterin Gabi Mayer lobte die Cafés als „Vorbilder, wie man sich in Bonn nachhaltig engagieren kann“. Scharrenbach betonte: „Heimat hat viele Facetten, dazu gehört auch die Hilfe untereinander.“ Das gelte für die Hochwasserhilfe genauso wie fürs Reparieren. Heimat müsse gestaltet werden, mit neuen Ideen „die Gemeinschaft stärken“. Mit ihrem Ansatz hätten die Repaircafés in Bonn sich gegen insgesamt rund 220 Mitbewerber durchgesetzt.

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