Vermittlung bei Konflikten in der Altstadt Das ist die neue Nachtbürgermeisterin der Bonner Altstadt

Nordstadt · Ein Sheriff für die Bonner Altstadt ist die neue Nachtbürgermeisterin ausdrücklich nicht: Pia Schauerte soll Menschen, die im Viertel arbeiten und leben, vernetzen und bei Konflikten vermitteln. Nun hat sie sich der Lokalpolitik erstmals vorgestellt.

Das Foto zeigt einen Einsatz des Ordnungsamtes 2021 am Eingang zur Breite Straße, auf der es viele Kneipen gibt.

Das Foto zeigt einen Einsatz des Ordnungsamtes 2021 am Eingang zur Breite Straße, auf der es viele Kneipen gibt.

Foto: Benjamin Westhoff

Kurz nach ihrem Amtsantritt am 1. Februar konnte die neue Nachtbürgermeisterin Pia Schauerte ihr Revier, die Bonner Altstadt, gleich im Ausnahmezustand beobachten. „Karneval habe ich genutzt, um mir nachts das Treiben anzugucken“, sagte die 36-Jährige, die seit vielen Jahren in der Altstadt wohnt, als sie sich am Dienstagabend der Bezirksvertretung Bonn vorstellte. Das Gremium hatte die Einführung ihres Amtes vorgeschlagen, um unter anderem bei Konflikten zwischen Anwohnern und Wirten zu vermitteln.

Die große Karnevalparty nach der Corona-Pause lief aus Sicht der Nachtbürgermeisterin überraschend entspannt in der Altstadt: „Ich war erst mal pessimistisch, ob es aus dem Ruder läuft, aber fand, dass es ein moderates, schönes Miteinander war.“ Müll sei natürlich grundsätzlich ein Thema, das die Anwohner umtreibe. Es sei wichtig, dass Überbleibsel aus der Nacht „nicht in den Tag schwappen“, sagte Schauerte.

In dem Viertel, das zur Inneren Nordstadt zählt, gibt es neben zahlreichen inhabergeführten Geschäften auch viele Kneipen. Das führt manchmal zu Problemen mit Anwohnern. Erst im März entschied das Kölner Verwaltungsgericht nach einer Lärmbeschwerde im Eilverfahren, dass zwei Altstadt-Wirte nur noch bis 22 Uhr ihre Außenterrassen öffnen dürfen. Bezirksverordnete Birgitta Poppe-Reiners (Rheingrün) fragte, wie die Nachtbürgermeisterin mit solchen Konflikten umgehen wolle. „Das ist natürlich schwierig“, sagte Schauerte. „Ich finde es wichtig, dass die Wirte von Anfang an als Teil der Nachbarschaft wahrgenommen werden, dass man die Person hinter dem Geschäft kennt.“ Es gebe aber auch Konflikte, die sich über viele Jahre verhärtet hätten.

Der Stadt zufolge soll die Nachtbürgermeisterin Ansprechpartnerin für Unternehmen und Anwohner sein, bei Konflikten schlichten und Akteure vernetzen. Sie soll auch eine Schnittstelle zu Stadt und Behörden sein, aber ausdrücklich kein Ersatz für regelmäßige Streifen von Polizei und Ordnungsamt. Die Nachtbürgermeisterin, die als Honorarkraft bei der Stadt angestellt ist, arbeitet zwölf Stunden pro Woche. „Die Arbeit passiert eher am Tag und ist präventiv, damit nachts nicht so viele Beschwerden kommen“, sagte Schauerte.

Vertrag erst mal bis 31. Dezember befristet

Neben der 36-Jährigen hatten sich laut Verwaltung 14 Menschen auf die Stelle beworben, fünf wurden zum Gespräch eingeladen. Die Wahl fiel auf Pia Schauerte, ihr Vertrag ist bis zum 31. Dezember 2023 befristet, könnte bei Erfolg der Verwaltung zufolge aber verlängert werden. „Ich wohne und lebe seit über zehn Jahren im Viertel und kenne es als Privatperson sehr gut“, sagte die studierte Volkswirtin, die bei einer akademischen Förderorganisation arbeitet. Laut einer Mitteilung der Stadt bringt sie außerdem Erfahrungen aus der Arbeit in der Gastronomie und bei Musikfestivals mit sowie im Konfliktmanagement und Interkultureller Kompetenz im Arbeitsalltag. Aus beruflichen Gründen stand die Bonnerin am Mittwoch nicht für ein Foto zur Verfügung, wie das Presseamt mitteilte.

„In der Anfangsphase möchte ich Gruppen und Vereine kennenlernen“, sagte Schauerte. Sie wolle einen Verteiler mit Wirtinnen und Wirten starten und Bürgerformate wie eine regelmäßige Sprechstunde entwickeln. In den nächsten Wochen werde auch eine Mailadresse eingerichtet. Außerdem tauscht sich Schauerte mit Amtskollegen aus anderen Städten aus. Nachtbürgermeister gibt es zum Beispiel schon in Amsterdam, Mannheim, Osnabrück und Münster.

Hanno von Raußendorf (Linke) wünschte Schauerte viel Erfolg und ergänzte: „Sie werden viel Autorität, Fingerspitzengefühl und Takt brauchen.“ Wie trinkfest sie sei, fragte Arndt Schönowsky von „Die Partei“ (Name in der BV: „Die Fraktion“). Im Dienst würde sie bei alkoholfreien Getränken bleiben, antwortete Schauerte: „Ansonsten sehe ich mich in jeglicher Hinsicht gut gewappnet.“

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