Festspielhaus in Bonn rückt näher Neben der Post will auch die Telekom das Projekt finanziell unterstützen

BONN · Das Treffen war hochkarätig und von starker Symbolkraft: Die Vorstandsvorsitzenden der beiden großen Bonner Dax-Konzerne kamen Donnerstagmittag persönlich ins Alte Rathaus, um mit Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und anderen Projektbeteiligten über die Realisierung des Beethoven-Festspielhauses zu sprechen.

Post-Chef Frank Appel hatte die zehn Entwürfe aus dem Architektenwettbewerb dabei, den der Konzern mit rund einer Million Euro selbst bezahlt. Und er brachte einen Businessplan für den Festspielhausbetrieb mit.

Dass Telekom-Boss Timotheus Höttges nach GA-Informationen zusagte, einen Großteil der Betriebskosten-Deckungslücke zu übernehmen, bringt das Projekt einen entscheidenden Schritt voran. Bisher engagiert sich die Telekom nach eigenen Angaben bereits mit rund fünf Millionen Euro jährlich in Bonn; sie unterstützt das Beethovenfest, soziale Projekte und die Telekom Baskets.

"Es ist erfreulich, wie sehr sich die beiden großen Unternehmen mit dem Beethoven-Festspielhaus identifizieren", sagte Stephan Eisel von der Beethoventaler-Genossenschaft nach dem Gespräch, an dem er teilgenommen hatte. Zu den Details äußerte er sich nicht. Auch IHK-Präsident Wolfgang Grießl verwies auf die vereinbarte Vertraulichkeit und erklärte nur: "Ich bin nach dieser Runde sehr optimistisch, dass das Projekt gelingt. Wir waren uns einig, dass es sich um einen belastbaren Businessplan handelt", betonte Grießl, der mit seinem Förderverein Spenden für die Baukosten des Festspielhauses sammelt. Das Ziel, beim Betrieb des Konzertsaals ohne jährliche Zuschüsse der Stadt auszukommen, sei "ein großes Stück nähergerückt".

Statt laufender Zuschüsse schlägt die Stadtverwaltung die Zahlung von zehn Millionen Euro ins Kapital der Betriebsstiftung vor, gestreckt auf zwanzig Jahre. Abgesegnet hat der Stadtrat das aber noch nicht. Einen Grundsatzbeschluss gibt es jedoch, für das Festspielhaus ein Grundstück südlich der Beethovenhalle zur Verfügung zu stellen und baureif an die Investoren zu übergeben.

Die Kosten für alle nötigen Maßnahmen beziffert die Stadtverwaltung auf bis zu 8,45 Millionen Euro, wovon sie laut Ratsbeschluss maximal 4,4 Millionen Euro tragen soll. Den Rest will sich die Stadt vom Land NRW fördern lassen. Der Antrag sei gestellt und werde derzeit mit der für die Prüfung zuständigen Bezirksregierung Köln abgestimmt, so das städtische Presseamt. Verhandelt wird nach GA-Informationen mit der Landesregierung zusätzlich über eine Zahlung von fünf Millionen Euro in die Betriebsstiftung, für die allein der Bund 39 Millionen Euro zugesichert hat.

Der Festspielhaus-Businessplan ist im Auftrag der Post erstellt worden. Wie aus verlässlichen Quellen zu hören war, fußt er auf einem Zahlenvergleich mit Konzerthäusern anderer Städte wie Leipzig, Düsseldorf und Köln. Gerechnet wird dabei mit einem Potenzial von rund 160.000 Konzertbesuchern pro Jahr, bisher sind es in Bonn etwa 90.000. Angedacht ist, neben dem Beethoven-Fest zwei weitere festivalartige Konzertreihen zu etablieren. Offiziell war dazu am Ddonnerstag keine Bestätigung zu bekommen. Auskünfte zum Businessplan zu erteilen, sei Sache der Stadt, sagte ein Postsprecher.

Die Grünen forderten umgehend, die Budgetplanungen für die Betriebskosten öffentlich zu machen. "Entscheidungen zum Festspielhaus sind kein Thema fürs Hinterzimmer", sagte der kulturpolitische Fraktionssprecher Tim Achtermeyer. Es sei "grotesk", wenn die Stadt beim Theater Bonn Einsparungen von acht Millionen Euro verlange und zur gleichen Zeit "das Prestigeprojekt Festspielhaus durchpauken" wolle. Die Festspielhaus-Initiativen verweisen darauf, dass der Sanierungsaufwand für die marode Beethovenhalle deutlich reduziert werden könne, wenn das neue Konzerthaus gebaut wird.

So geht es weiter

Die Deutsche Post DHL schätzt die Baukosten für das Festspielhaus, die rein privat gestemmt werden müssen, auf 70 Millionen Euro. 30 Millionen stellt der Konzern in Aussicht, weiteres Geld sammeln Beethoventaler-Genossenschaft und Wolfgang Grießls Förderverein. Die Finanzierungslücke bei den Baukosten ist aber offenbar noch immer groß.

Die Post hat zehn renommierte Architektenbüros zum Wettbewerb eingeladen. Am 27. und 28. Oktober tagt eine Jury, um zwei Siegerentwürfe zu küren, die dann von Generalunternehmern durchgerechnet werden. Alle zehn Entwürfe sollen ab 29. Oktober in der Post Tower Lounge öffentlich ausgestellt werden. Sofern Bau und Betrieb durchfinanziert sind, soll eine noch zu gründende Bauherrengesellschaft im nächsten Jahr den Bauantrag für das Konzerthaus stellen.

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