Bonn am 18. Oktober 1944 "Neben uns schlugen die Bomben ein"

BONN · Den Bombenangriff auf die Altstadt am 18. Oktober 1944 hat Paul Schmale noch deutlich vor Augen. Der Zeitzeuge berichtet von den verheerenden Attacken im Rahmen einer Gedenkfeier im Frauenmuseum.

Paul Schmale schildert im Frauenmuseum, wie er die Bombenangriffe auf die Altstadt vor 71 Jahren erlebt hat.

Paul Schmale schildert im Frauenmuseum, wie er die Bombenangriffe auf die Altstadt vor 71 Jahren erlebt hat.

Foto: Mühlens

"Auf dem Marktplatz traf ich mich mit einem alten Schulfreund aus dem Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium", erinnerte sich der 91-jährige Zeitzeuge am Sonntag im Frauenmuseum bei einer Gedenkfeier. "Gemeinsam besuchten wir das Café Metropol. Als wir bezahlten, gab es den ersten Voralarm." Kurz danach folgte der Fliegeralarm.

"Wir rannten durch die Stadt, wollten in den Bunker am Stadthaus, aber wir schafften es nicht", berichtete Schmale, "Neben uns schlugen die Bomben ein, immer wieder gab es Explosionen. Die Fenster von benachbarten Gebäuden flogen heraus."

Schmale und sein Freund fanden Unterschlupf bei einem Uhrmacher. "Der Meister war trotz des Bombardements gelassen. Er hatte die Ruhe weg", erzählte Schmale. "Es war schrecklich. Als ich später auf den Friedensplatz ging, schrien dort die Frauen, weil sie ihre Kinder suchten." Das ganze Ausmaß der Zerstörung konnte man erst am nächsten Tag erkennen, so Schmale.

Seit vielen Jahren wird an jedem 18. Oktober im Innenhof des Frauenmuseums und im Gertrudiskapellen-Raum die Gedenkfeier für die Toten des Bombenangriffs veranstaltet. "Mehr als 400 Menschen kamen bei diesem Angriff, der um 11.03 Uhr begann, ums Leben", erklärte Curt Delander in einer Ansprache.

Gleichzeitig wurde auch der Zerstörung der belgischen Stadt Nivelles im Jahr 1940 durch deutsche Truppen gedacht. "Wir müssen nach vorn sehen, und vor allem müssen wir unsere Egoismen überwinden", sagte Marcel Delvaux, Vertreter aus Nivelles mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingsdebatte.

An der Veranstaltung nahm traditionell auch Johannes Kieserg teil. Der Zeitzeuge legt jedes Jahr eine Rose der Sorte Gloria Dei aus dem heimischen Garten an der Gedenkstätte der Kriegstoten im Hof des Frauenmuseums ab. "Was unser Viertel damals durchgemacht hat, war schlimm. Das wird einem im Laufe der Jahre immer mehr bewusst", so Kieserg.

Susanne Gundelach vom Gertrudis-Team und David Lutz, CDU-Mitglied der Bezirksvertretung Bonn, legten zusammen einen Kranz nieder, gestiftet von der CDU. Im Gedenkraum für die zerstörte Altstadt gab es eine kurze Andacht, bevor man eine vom Schifferverein gestiftete Torte anschnitt und die vom Café Kleimann gespendeten "Getrudismäuse" aus Marzipan vernaschte.

Musikalisch untermalt wurde die Gedenkfeier von 2Sunny, bestehend aus Tatjana Schwarz und Ralf Haupts. Beide spielen am Samstag, 24. Oktober, ab 19 Uhr im Frauenmuseum auch ein Benefizkonzert für den Erhalt des Museums.

Zeitzeugen erinnern sich: Weitere Berichte zum Bombenangriff auf Bonn 1944 im GA-Online-Dossier.

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