Altersbedingte Makula-Degeneration Wenn das Auge nicht mehr mitspielt - Wissenswertes rund um AMD
Bonn · Etwa sieben Millionen Deutsche sind an altersabhängiger Makula-Degeneration erkrankt, einer Netzhauterkrankung, die nicht immer behandelbar ist. Eine Bonnerin berichtet von ihrem Leben mit der Krankheit. Was man präventiv tun kann.
„Im Augenblick bin ich frisch gespritzt, da kann ich wieder normal mit dem Fahrrad fahren. Ich bin leseblind inzwischen, aber ich kann räumlich sehen“ – so beschreibt die 81-jährige Bonnerin Brigitte Müller-Landau ihre Augenerkrankung, die feuchte altersabhängige Makula-Degeneration (AMD). Die Diagnose wurde ihr vor neun Jahren gestellt. Dank regelmäßiger Behandlung konnte ihr Krankheitsverlauf verlangsamt werden, heilbar ist AMD allerdings nicht.
AMD ist die häufigste Ursache für eine Sehbehinderung in Deutschland bei Menschen über 60 mit mehr als sieben Millionen Erkrankten. Betroffen ist bei dieser Netzhauterkrankung der schärfste Teil des Sehens, die Makula. Im Spätstadium können etwa die Fähigkeit zum Lesen und der Erkennung von Gesichtern verloren gehen, ein vollständiges Erblinden ist dabei ausgeschlossen. Dies liegt daran, dass die Fähigkeit zum räumlichen Sehen erhalten bleibt. Unterschieden wird zwischen der langsam verlaufenden, trockenen AMD und der schneller zu Sehverlust führenden feuchten AMD. Nur die feuchte Variante kann behandelt werden.
Trotz Erkrankung Spaß am Leben
Am Universitätsklinikum Bonn (UKB) stellt die Behandlung und Erforschung der AMD einen Schwerpunkt der Augenklinik dar. „Behandlungsmöglichkeiten umfassen die operative Medikamentenverabreichung in das Augeninnere“, sagt Frank Holz, Direktor der Augenklinik am UKB. Dabei würden alle zur Verfügung stehenden Substanzen zum Einsatz kommen. Bei Formen mit ausgeprägten Einblutungen würden mikrochirurgische Eingriffe durchgeführt, so Holz. Auch Müller-Landau werden regelmäßig Spritzen in den Augapfel verabreicht. „Am Anfang, als ich noch gut sehen konnte, war das revolutionär – der Unterschied zwischen vorher und nachher“, sagt sie. Ihr Zustand verschlechtere sich danach wieder schleichend, könne durch die Spritzen aber spürbar verbessert werden.
Für die feuchte Form der AMD ist eine frühe Diagnose wichtig. Bei ihr wachsen Gefäße in die Makula, welche undicht sind und ein Ödem, eine Flüssigkeitsansammlung, verursachen. Laut Holz sind typische frühe Symptome verzerrtes Sehen – gerade Linien erscheinen krumm – sowie Nebelsehen und eine Farbentsättigung im zentralen Gesichtsfeld. Bei der frühen Form der Erkrankung können Probleme in der Dämmerung und beim Übergang von hellen zu weniger hellen Lichtverhältnissen auftreten. Für eine Diagnose ist ein Besuch des Augenarztes notwendig.
Für die Erkrankung mit AMD spielen genetische Faktoren, Umwelteinflüsse und unspezifische Alterungsprozesse eine Rolle, so Holz. Hilfreich sei, präventiv das Rauchen zu unterlassen, zudem könne zu einer mediterran orientierten Ernährung geraten werden. Müller-Landau bemängelt, dass sie nach der Diagnose über die Krankheit informiert wurde, doch nicht über Beratungsstellen. Erst zwei Jahre später stieß sie auf Pro Retina, die größte und älteste Patientenvereinigung für Menschen mit Netzhauterkrankung mit Sitz in Bonn. Neben Onlineberatungen wird dort eng mit Unikliniken zusammengearbeitet, um AMD-Betroffene zu unterstützen.