Ökumenische und inklusive Ausprägung Stadt Bonn sucht Träger für Kita im Neubaugebiet Westside

Endenich · Die Stadt Bonn sucht einen Träger für die Kindertagesstätte im Neubaugebiet Westside. Laut Ratsbeschluss soll dort eine Einrichtung mit bis zu acht Gruppen entstehen.

 Das Endenicher Quartier Westside bekommt eine eigene Kita.

Das Endenicher Quartier Westside bekommt eine eigene Kita.

Foto: Benjamin Westhoff

Im neuen Endenicher Quartier Westside soll eine viergruppige Kindertagesstätte entstehen. Wie berichtet, werden seit einem Jahr auf dem Areal zwischen der Siemensstraße und der Straße Am Propsthof auf gut 60.000 Quadratmetern rund 550 Miet- und Eigentumswohnungen gebaut. Hinzu kommen 40.000 Quadratmeter Geschossfläche für gewerbliche Nutzung.

Eins darf in der Infrastruktur freilich nicht fehlen: Eine Kita für die zu erwartenden jungen Neubürger. Die Stadt wollte nun im vergangenen Jugendhilfeausschuss eine besondere Trägerkonstellation für diese Kita beschließen lassen: Nämlich eine mit ökumenischer und inklusiver Ausprägung, die gleichzeitig Kindern aller Kulturen offensteht. Die im Bereich karitativer Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen seit vielen Jahren erfahrene Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH (GFO) sollte nach der Beschlussvorlage der Stadt die Trägerschaft übernehmen. Und dabei mit den katholischen und evangelischen Endenicher Kirchengemeinden kooperieren.

Im Ausschuss hatten sich Dezernentin Carolin Krause und Jugendamtsleiter Udo Stein für dieses neue Modell ausdrücklich stark gemacht. Das Konzept sei nicht nur in sich schlüssig, sondern stelle auch dar, wie intensiv bereits vorhandene Netzwerke im Stadtteil genutzt werden könnten, formulierten sie im Vorschlag. „Die Kooperationsvereinbarung der beiden Kirchengemeinden bildet hierfür eine solide Basis.“ Krause und Stein warben also dafür, die Trägerschaft ohne ein Interessenbekundungsverfahren zu übertragen.

Was im Ausschuss aber auf Kritik stieß. Gemäß einem SPD-Änderungsantrag müsse zuvor das übliche Verfahren eingeleitet werden, damit erst die unterschiedlichen Konzepte der Bewerber fachlich bewertet werden könnten, lautete schließlich das Votum. Daher hat die Stadt Bonn jetzt für die Vergabe der Trägerschaft ein Interessenbekundungsverfahren ausgerufen. Orientierungsrahmen für das Bewerbungskonzept ist, dass die Bedürfnisse von Kindern im Alter ab vier Monaten bis zum Schuleintritt im Mittelpunkt stehen. Die Bewerbungsfrist läuft bis Montag, 31. August. Weitere Informationen und Ansprechpartner finden Interessenten auf www.bonn.de/kitawestside. Laut Verwaltung soll das Gebäude, das die Stadt als Mieterin übernimmt, im Oktober 2021 fertiggestellt sein.

Die beiden Endenicher Pfarrer, von katholischer Seite Alfons Adelkamp und von evangelischer Uwe Grieser, haben gelassen auf das Votum des Jugendhilfeausschusses reagiert. „Es ist gut, dass das Verfahren Transparenz hat. Wir stehen mit der GFO jedenfalls bereit, im Konzert mit anderen Interessenten unsere Bewerbung abzugeben“, sagte Pfarrer Grieser auf GA-Anfrage.

Das Konzept beider Gemeinden und der GFO, die in NRW schon acht Kitas, dazu Seniorenzentren, Pflegedienste und Kliniken wie in Bonn das St. Marien- und St. Josef-Krankenhaus betreibt, orientiert sich an der Idee, dass eine Kita als Bildungseinrichtung zur Chancengerechtigkeit beizutragen hat. Ausdrücklich sollen Kinder „aller Kulturen und Konfessionen“ betreut werden. Dabei sollen Inklusion und Partizipation Grundlage allen pädagogischen Handelns sein.

„Wir blicken auf die gesamte Persönlichkeit des Kindes und nicht auf defizitäre Seiten“, heißt es im Konzept. Man bestärke alle Kinder, selbstbestimmt und unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen, ihrer sozialen, kulturellen oder ethnischen Herkunft oder ihrer Nationalität handeln zu können.

Die Kooperationspartner weisen darauf hin, dass sie sich frühestmöglich um eine Förderung als Familienzentrum Nordrhein-Westfalen bewerben möchten, falls ihnen die Trägerschaft zugesprochen werden sollte. Sie wollen also „Stadtteilkita“ werden. Auf jeden Fall würden sie damit, wenn für dieses Projekt gestimmt würde, die erste ökumenische Kita Bonns werden.

Laut Ratsbeschluss soll im Neubaugebiet Westside eine bis zu acht Gruppen große Kindertageseinrichtung entstehen. Bereits bei der ersten Projektvorstellung zeigten die beiden ortsansässigen Kirchengemeinden, katholischerseits St. Maria Magdalena und Christi Auferstehung sowie die Evangelische Trinitatiskirchengemeinde, großes Interesse an der Mitgestaltung des Areals.

Ihr Wunsch, neue Wege zu beschreiten, gründet in ihrer langjährigen ökumenischen Partnerschaftsvereinbarung. Mit der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH haben sie sich einen versierten Kooperationspartner gesucht, der die ökumenische Mitverantwortung für das gesellschaftliche Leben garantieren soll.

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