Neue Platzvergabe Neue Aufnahmekriterien für Bonner Ganztagsschulen

Bonn · Der Stadtrat diskutiert überarbeitete Kriterien zur Vergabe von Ganztagsplätzen. Eine Arbeitsgruppe, die sich aus Vertretern der Eltern, Schulen und OGS-Trägern zusammengesetzt hat, hat den neuen Kriterienkatalog erarbeitet.

 Jutta Lichnock mit den "Kleeflitzern" der OGS Paul-KLee Grundschule.

Jutta Lichnock mit den "Kleeflitzern" der OGS Paul-KLee Grundschule.

Foto: Horst Müller

Jedes Jahr zum Beginn des neuen Schuljahrs geht das Gerangel aufs Neue los: Die Betreuungsplätze an den 50 Offenen Ganztagsschulen (OGS), also in der qualifizierten Nachmittagsbetreuung der Bonner Grundschulen, reichen für die Zahl der Bewerber nie aus. Zum Schuljahresbeginn 2018/19 waren es rund 8000 Schüler, die einen Platz ergattern konnten. Das entspricht der Stadtverwaltung zufolge einer Versorgungsquote von 65 Prozent, womit Bonn im Landesvergleich (44 Prozent) sogar noch ganz gut dasteht. Jährlich kommen ab diesem Jahr rund 300 Plätze dazu.

Nachdem sich Eltern, wie berichtet, über aus ihrer Sicht ungerechte Platzvergabepraktiken beklagt haben, hat eine Arbeitsgruppe, die sich aus Vertretern der Eltern, Schulen und OGS-Trägern zusammengesetzt hat, auf der Basis bisheriger Aufnahmekriterien und der Erfahrungen aus der Praxis einen neuen Kriterienkatalog erarbeitet. Er soll nach einer ersten Erprobungsphase ab dem kommenden Schuljahr an allen offenen Ganztagsschulen gelten. Nach ersten Lesungen im Schul- und Jugendhilfeausschuss muss nun der Stadtrat in seiner Sitzung am 7. Februar über den Kriterienkatalog entscheiden.

Demnach soll künftig vor allem die Wohnortnähe dafür ausschlaggebend sein, ob ein Kind einen Betreuungsplatz an der Schule erhält oder nicht. Heißt: Künftig müssen die Träger zwei Anmeldegruppen bilden, nämlich wohnortnahe und wohnortferne Kinder. Das hat zur Folge, dass an allen OGS-Standorten wohnortferne Kinder grundsätzlich nur noch einen OGS-Platz erhalten, wenn alle Platzwünsche der wohnortnahen Kinder berücksichtigt werden konnten.

Soziale Aspekte wichtiger

Als weiteres Aufnahmekriterium legte die Arbeitsgruppe fest: Vorrang haben Kinder, deren Eltern berufstätig sind oder eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren. Dazu gelten soziale und pädagogische Kriterien, etwa wenn Eltern zu Hause ein krankes Kind zu versorgen haben. Über die Gewichtung der jeweiligen Kriterien mit Ausnahme der Wohnortnähe sollen die jeweiligen Träger entscheiden.

Schulauschussvorsitzender Tim Achtermeyer (Grüne) begrüßt, dass es nun einen einheitlichen Kriterienkatalog für die OGS-Aufnahme geben soll und signalisierte Zustimmung seitens der Jamaika-Koalition, zu der neben den Grünen auch CDU und FDP gehören. „Wir wissen, dass mehr Eltern und Kinder einen OGS-Platz benötigen, als wir momentan anbieten können. Daher bauen wir die OGS-Plätze auch in den nächsten Jahren weiter stark aus. Bis wir zu einer Vollversorgung kommen, müssen wir aber versuchen, die Plätze so fair wie möglich zu verteilen“, erklärte er.

So sollten Eltern, die beide voll berufstätig seien, nicht ihre Arbeit aufgeben müssen, weil sie keinen Platz bekommen. „Deswegen sollten deren Kinder auch vorrangig behandelt werden.“ Die Gruppen in der OGS müssten allerdings sozial auch gut durchmischt sein. „Deswegen finde ich auch den Schwerpunkt auf die sozialen Aspekte in den Aufnahmekriterien richtig.“

Auch die SPD will dem Katalog zustimmen, kündigte deren Schulexpertin Gieslint Grenz an. „Wir sind für die Aufnahmekriterien zur offenen Ganztagsschule, wie sie die Verwaltung vorgelegt hat“, sagte sie. Den darin enthaltenen Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“ unterstütze die SPD ohnehin schon seit Jahren. Darüber hinaus begrüßte Grenz, dass das ganze Thema so ausführlich diskutiert werde. „Wir wollen allen Beteiligten ermöglichen, sich einzubringen und ihre Positionen zu erläutern. Dies ist auch zeitlich unproblematisch, da die Einführung der Kriterien ohnehin erst zum Schuljahr 2020/21 geschehen soll.“

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