Alanus-Ringvorlesung Neue Ideen für alte Bäder

Bonn · Wie wäre es, ein altes Schwimmbad einmal neu zu denken? Die erste Ringvorlesung „Bonner Orte. Anders. Sehen.“ der Alanus Hochschule in Kooperation mit dem General-Anzeiger im Foyer des Frankenbades ging auf pfiffige Konzepte ein.

Der Abend stieß trotz des lockenden Kaffeewagens auf dem sonnenverwöhnten Vorplatz auf beeindruckendes Interesse. Das Publikum – teils Studenten, teils Bonner Bürger – wurde nicht enttäuscht. Die Dozenten aus Heidelberg und Wuppertal hatten Anregungen im Gepäck, die auch in Bonn manchen aufhorchen lassen dürften.

Da wäre zunächst Wuppertal: 300.000 Einwohner, zu Beginn des Jahrtausends mit zwei Milliarden Mark verschuldet und nach Meinung der Bezirksregierung mit Bädern überversorgt. Genüsslich berichtete Hans-Uwe Flunkert, schon damals Leiter des Gebäudemanagements, wie die Stadtväter seinerzeit nach jedem Strohalm griffen.

Auch die bekannte Schwimmoper auf dem Johannisberg aus dem Jahr 1957 – inzwischen unter Denkmalschutz – sollte aufs Trockene. Der Alpenverein plante eine Kletterhalle, ein zweiter Investor einen Science-Park, ein dritter ein Raumfahrtmuseum mit Flugzeugmodellen. Schließlich sei die Decke so schön hoch. „Das wurde alles ernsthaft diskutiert“, sagte Flunkert. Der Rat griff nach den Sternen und setzte auf den Weltraum. Doch zwei Jahre später ging das Projekt mangels Finanzierung über die Wupper.

„Da haben wir uns die Substanz noch einmal ganz genau angesehen“, berichtete Flunkert. Gedeckelt auf 16 Millionen Euro, begann nun doch die Sanierung. Zum Wettkampfbecken mit 2100 Tribünenplätzen kam ein Außenanlage mit Sauna, Fitnessbereich und Gastronomie.

Alles wurde mit Blindenschrift, Ansagen für Hörgeschädigte und Rampen barrierefrei gebaut und spart auch noch ein Drittel der ursprünglichen Energiekosten. Endpreis: 16,6 Millionen Euro. „Das ist bei einem 50 Jahre alten Gebäude wirklich eine Leistung“, sagte Flunkert. Der Laden ziehe seither wieder Publikum. Insgesamt gibt es noch fünf öffentliche Hallenbäder und ein privates in Wuppertal.

Anders ist die Lage in Heidelberg, wo die kaiserzeitliche Badeanstalt von 1906 mit getrennten Trakten für Männer und Frauen in vielerlei Hinsicht nicht mehr der Zeit entsprach. Der Architekt Architekt Jan van der Velden-Volkmann berichtete, wie ein örtlicher Investor das Haus übernahm und zu einem Begegnungsort machte.

Die Substanz blieb in Volkmanns Planung weitgehend erhalten – und die alte Nutzung stets erkennbar. Ins hölzerne Kassenhäuschen zog ein Weinhändler, in die Technikräume im Untergeschoss ein Restaurant, in den alten Dampftempel eine WC-Anlage. Aus dem Frauenbad wurde ein Veranstaltungssaal für Tagungen, Konzerte und Partys, aus dem Männerbad eine Markthalle, in der blauer Terrazzoboden noch die alte Wasserfläche andeutet.

Dazu kamen ein Stadthotel und ein großer Naturkostmarkt. Bis auf die Markthalle, die von außen schlecht erreichbar war, habe sich alles bewährt, sagte Volkmann. Dort soll nun vermutlich ein Ausstellungsraum entstehen. Volkmanns Fazit: „Sie brauchen dafür einen Investor mit Herzblut, Geld und Lokalbezug“.

Professor Benedikt Stahl von der Alanus Hochschule zeigte sich erfreut über den mitreißenden Vortrag beider Referenten. Er selbst hatte im Vorfeld der Veranstaltung ebenfalls Einsatz gezeigt und mit einer eigens erworbenen Badehose das Frankenbad getestet. Es sei zwar etwas in die Jahre gekommen, aber durchaus sexy, befand er.

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