Rheinaue in Bonn Neue Untersuchungen im Rheinauensee

Bonn · Experten messen und prüfen das Wasser des Rheinauensees nach verschiedenen Parametern. Eine Sanierung wegen der schlechten Wasserqualität wird es aber nicht vor 2020 geben.

Neue Untersuchungen am Rheinauenseee, die am Mittwoch starteten, sollen Aufschluss darüber geben wie es um das Gewässer steht und als Grundlage für ein Sanierungskonzept des Gewässers dienen. Bis September ermitteln Experten an fünf ausgewählten Tagen Werte zu 16 verschiedenen Parametern, darunter den Algenanteil im See. Gemessen wird an unterschiedlichen Stellen, unter anderem im freien Wasser, aber auch am Seegrund.

„Als öffentliche Verwaltung dürfen wir kein Geld für vermeintlich schnelle Lösungen ausgeben, die am Ende nicht oder nicht dauerhaft wirksam sind“, begründete Dieter Fuchs, Leiter des Amtes für Stadtgrün, die aufwendigen Untersuchungen. Wie mehrfach berichtet, sorgt die starke Algenausbreitung in den Sommermonaten im See seit Jahren für Probleme und führt zu Fälle von Botulismus bei Wasservögeln. Besonders angespannt war die Lage wegen der anhaltenden heißen Temperaturen im vergangenen Sommer, als die Stadt Hunderte tote Fische und Vögel einsammeln musste. „Mit diesen Temperaturen und den damit verbundenen Auswirkungen hat niemand gerechnet“, sagte Fuchs.

Dieses Video gehört zu einer Kooperation von GA und WDR

Um den See nachhaltig sanieren zu können, untersuchen die Gewässerexperten nun vor allem drei Parameter, wie Klaus van de Weyer, Geschäftsführer der Firma Lanaplan aus Nettetal, erklärte: „Es geht um die Wassertemperatur, den Sauerstoff- sowie den Phosphorgehalt.“ Je mehr Phosphor im See enthalten ist, desto mehr wird das Wachstum von Algen wie etwa Blaualgen gefördert. Diese wiederum sind mitverantwortlich für die Bildung des Nervengifts Botulinumtoxin, dass bei Wasservögeln zu tödlichen Lähmungen führt. Generell seien die Ursachen für die Probleme im See vielschichtig.

„Uns fehlt ganz viel Grundwissen, um jetzt schon Maßnahmen zu ergreifen“, sagte van de Weyer, der die Untersuchungen mit einem Langzeit-EKG bei einem Menschen verglich. Ergebnisse steuert auch das Büro von Hartmut Wassmann mit Sitz in Hohen Neuendorf in Brandenburg bei. Er stellte ein Gerät vor, mit dem sich der Anteil von Chlorophyll und Algen im Wasser an Ort und Stelle messen lässt. Bei einer Demonstrationsmessung ergaben sich am Uferrand Werte von rund 25 Mikrogramm Chlorophyll und etwa zwei Mikrogramm Algen. „Das ist völlig unproblematisch“, sagte Wassmann.

Auch wenn mit der Sanierung des Sees, für die es noch keine Kostenkalkulation gibt, nach Angaben von Amtsleiter Dieter Fuchs frühestens im nächsten Jahr begonnen werde, unternehme die Stadt schon jetzt erste Schritte. Dazu gehört ein hüfthoher Zaun am Ufer gegenüber der Vogelinsel, mit dem Gänse vertrieben werden sollen. Daraus resultierend erhofft sich die Stadt weniger Probleme durch Exkremente, deren Zersetzung ebenfalls für einen fallenden Sauerstoffgehalt im See sorgt. Der Zaun soll so lange stehen bleiben, bis am Ufer eine natürliche Grasbarriere gewachsen ist. Außerdem verwies Fuchs auf das seit diesem Monat geltende Fütterungsverbot.

Eventuell dringende Reinigungsarbeiten im und am See im Laufe des Jahres seien laut Fuchs nicht ausgeschlossen: „Sollten sich in der Phase der Datenerhebung Maßnahmen als notwendig oder sinnvoll erweisen, um etwa den See zu stabilisieren, können wir diese in Absprache mit den Experten auch kurzfristig umsetzen.“