Online-Kunden warten auf Ware Neuer Ärger für Bonner Unternehmen von Floerke

Bonn · Er verkaufte Spirituosen im Internet, doch viele Kunden warten bisher vergeblich. Der Gründer David Schirrmacher räumt einen „gefährlichen Imageschaden“ für sein Unternehmen von Floerke ein. Neben Kunden sorgen sich auch Anleger.

Das Angebot schien verlockend: Hochwertige Spirituosen zum Schnäppchenpreis offerierte das Bonner Start-up von Floerke im Internet. Doch viele Kunden warten bereits seit Wochen auf bezahlte Ware.

Mittlerweile wurden zwei Strafanzeigen wegen des Verdachts auf Betrug gegen Von-Floerke-Gründer und Geschäftsführer David Schirrmacher gestellt. Das bestätigte am Donnerstag der Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn, Sebastian Buß.

Schirrmacher wollte sich zu den Strafanzeigen nicht äußern. Er räumte gegenüber dem General-Anzeiger jedoch ein, dass der durch die Lieferschwierigkeiten entstandene Imageschaden „sehr gefährlich für das gesamte Unternehmen“ sei. Der Bonner Investor Frank Thelen, der an von Floerke beteiligt ist, lehnte am Donnerstag auf Anfrage einen Kommentar zu den Strafanzeigen ab.

Vor dem Einstieg ins Spirituosen-Geschäft hatte von Floerke vorwiegend klassische Herrenmode vertrieben. Eine Insolvenzgefahr sieht der Jungunternehmer nach eigenen Angaben derzeit nicht. Schirrmacher: „Alle Verbindlichkeiten gegenüber Großhändlern werden von uns bedient.“ Seine geprellte Kundschaft, die ihrer Wut unter anderem auf Facebook freien Lauf lässt, will Schirrmacher weiter beliefern. Er und seine Beschäftigten arbeiteten sich „jeden Tag ein Stückchen weiter“ durch die offenen Bestellungen. Etwa die Hälfte der georderten Spirituosen sei ausgeliefert. Eine neue Software soll dabei helfen, die angehäuften Bestellungen abzuarbeiten.

Kunden werfen Schirrmacher unter anderem vor, auch dann noch Bestellungen angenommen zu haben, als das Bonner Unternehmen schon längst von der Anzahl der Bestellungen überfordert gewesen sei. „Wir waren uns sicher, die Probleme seien schnell zu beheben“, sagt Schirrmacher dazu. Jetzt habe das Unternehmen die Preise für Spirituosen angehoben und die Werbung eingestellt, um die Menge der Bestellungen zu reduzieren. Dass Versandbestätigungen an Kunden geschickt wurden, bevor die Ware überhaupt auf Lager war, erklärt der Jungunternehmer mit Verzögerungen bei seinen Lieferanten. Die verärgerten Kunden haben offenbar wenig Verständnis für diese Begründungen. Auf Facebook häufen sich die Betrugsvorwürfe.

Auch Kleinanleger, die über die Crowdfunding-Plattform Kapilendo bei von Floerke investiert haben, sorgen sich nach dem Spirituosen-Debakel um ihr Geld, wie aus Kommentaren im Internet hervorgeht. Ihnen sagte Schirrmacher eine Zinszahlung im November zu.

Nicht nur im Spirituosenhandel – in vielen Branchen kommt es zu Problemen bei Bestellungen im Online-Handel. Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät daher, sichere Zahlungsarten zu wählen: „Beim Kauf auf Rechnung oder per Lastschrift, die widerrufen werden kann, ist zumindest das Geld sicher“, sagt er.

Den Kunden bleibe schlimmstenfalls der Ärger über nicht gelieferte Ware. Bezahldienste mit Käuferschutz wie Paypal oder Amazon Pay böten zwar auch einen gewissen Schutz. Sie hätten allerdings den Nachteil, dass der Kunde sein Geld erst mit Aufwand zurückbekomme, wenn die Ware nicht geliefert wird.

Schließlich schreibt Schirrmacher selbst: „Als Start-up-Unternehmen kann jeder Schritt in den Abgrund führen.“ Die Zukunft des Unternehmens sehe er trotzdem positiv: „Wir haben uns gefangen und gehen nun gestärkt in die Zukunft.“

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