Urban Soul am Hauptbahnhof Neuer Ärger um Großbaustelle in Bonn

Bonn · Der Investor streitet mit der Stadt um Fassade und Kosten. Weil das Projekt durch zusätzliche Hindernisse teurer wird, will er den Kaufpreis um 14,3 Millionen Euro mindern.

Der Ärger um die Baustelle von Urban Soul auf dem früheren sogenannten Nordfeld vor dem Hauptbahnhof reißt nicht ab: Neben dem Streit um die Fassade der geplanten Neubauten muss sich der Stadtrat nun auch noch mit einer millionenschweren Nachforderung des Düsseldorfer Investors „Die Developer“ auseinandersetzen. Wie aus vertraulichen Unterlagen hervorgeht, die dem GA vorliegen, macht der Investor gegenüber der Stadt Bonn rund zehn Millionen Euro mehr als im Kaufvertrag vereinbart an sogenannten Residualkosten geltend. Dabei handelt es sich um Restkosten – etwa zur Beseitigung von Altlasten – die der Käufer am Ende von der Kaufsumme wieder abziehen kann.

Der Kauf kostete den Investor dem Vernehmen nach rund 23 Millionen Euro. Vertraglich vereinbart waren 4,3 Millionen Euro Residualkosten. Jetzt sollen 14,3 Millionen Euro fällig werden. Auf GA-Nachfrage wollten sich weder die Stadtverwaltung noch der Investor zur Sache äußern. „Aktuell laufen Verhandlungen zum Thema. Da sie nicht-öffentliche Vertragsangelegenheiten berühren, können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht dazu äußern“, hieß es aus dem Presseamt.

Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann teilte aber grundsätzlich mit: „Die bei Auslobung und Vertragsschluss bekannten Daten wurden berücksichtigt. Demnach war nicht zu erwarten, dass hier außergewöhnliche Aufwendungen zu berücksichtigen sind.“ Bastian Julius, Projektleiter von Urban Soul, wollte ebenfalls öffentlich nicht Stellung nehmen. „Es handelt sich um Vertragsinhalte , und die müssen wir vertraulich behandeln.“ sagte er auf Anfrage. Den Stein ins Rollen gebracht hat die SPD-Ratsfraktion mit einer großen Anfrage.

Eine nicht-öffentliche Stellungnahme der Verwaltung dazu liegt inzwischen vor. Demnach bezieht sich der Investor mit seinen Forderungen unter anderem darauf, dass vor allem bei der Ertüchtigung der Statik sowie beim Erschütterungs- und Lärmschutz zusätzliche Aufwendungen nötig geworden seien. Hierzu sagte Hoffmann, die Abweichung vom üblicherweise zu erwartenden Erschütterungsmaß durch die Trasse der DB sei gutachterlich bestätigt und laut Fachgutachter vorab nicht zu prognostizieren gewesen.

Wie hoch der dadurch verursachte Mehraufwand genau war, sei Teil einer noch ausstehenden Prüfung. Die Kosten in die Höhe getrieben hätten laut Stellungnahme zudem „maßgeblich“ die Entfernung asbestbelasteter Stoffe sowie unerwartete Funde wie etwa Bunkertore – der U-Bahntunnel dient auch als Katastrophenschutzraum – und ein Öltank. Dazu kämen zudem zeitliche Verzögerungen, weil Kabel und Leitungen trotz rechtzeitiger Aufforderung vom jeweiligen Träger nicht rechtzeitig entfernt worden seien. Bei Vertragsabschluss, so teilt die Stadt mit, sei lediglich allgemein bekannt gewesen, dass die Statik im Bereich des ehemaligen Bonner Lochs ertüchtigt werden muss. Laut Investor habe man jetzt aber festgestellt, dass die Decke der dortigen Tiefgarage in weiten Teilen das viergeschossige Gebäude gar nicht tragen könne. Das zweifelt die Verwaltung allerdings an.

Ein Bauexperte, der in früheren Planungen für das Bonner Loch eingebunden war und das Areal gut kennt, wundert sich über die Höhe der zusätzlich geltend gemachten Residualkosten ebenso wie darüber, dass man die Statik der Tiefgarage vorher nicht genau geprüft habe: „Es muss ja eine Bauakte geben, aus der man die Angaben zur Statik hätte entnehmen können“, sagte der Experte, der anonym bleiben möchte. Ebenso merkwürdig finde er den Part zum Erschütterungsschutz: „Dass dort die Züge der DB entlangfahren, weiß man. Wieso konnte man vorher das Ausmaß der Erschütterungen nicht feststellen?“

Jetzt sind, wie der GA erfuhr, erst einmal die Anwälte gefragt: Die der Stadt Bonn müssen prüfen, ob und in welcher Höhe die Forderungen gerechtfertigt sind. Die Frage, ob auch der Investor Ten Brinke für sein nebenan gelegenes Maximilian-Centers Nachforderungen an die Stadt stellen könnte, verneinte Hoffmann. Die dort gekauften Grundstücke seien zu überwiegenden Teilen Privatgrundstücke.

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