Gartenbühne in Tannenbusch Neues Theaterprojekt startet am blauen Haus

Tannenbusch · Christoph Pfeiffer startet mit „Leutnant Gustl“ ein neues Theaterprojekt am und im blauen Haus in Tannenbusch. Der Schauspieler und Regisseur bringt das Stück von Arthur Schnitzler in seiner Gartenbühne zur Aufführung.

 Christoph Pfeiffer wird der Satan im Garten Eden sein.

Christoph Pfeiffer wird der Satan im Garten Eden sein.

Foto: Stefan Hermes

„Liebes Publikum, ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid“, wird Leutnant Gustl (Guido Grollmann) die Besucher der Gartenbühne im blauen Haus begrüßen. Darauf hofft jedenfalls Christoph Pfeiffer, der unter den üppig wachsenden Weinranken seines Hauses, das er vor einem Jahr erworben hat, mit großer Geste den Leutnant Gustl aus dem gleichnamigen Stück von Arthur Schnitzler zur Aufführung bringen wird.

Wer auf der Berta-Lungstras-Straße in Tannenbusch unterwegs ist, dem fällt das blaue Haus sofort auf. Mit verspielten Ornamenten, mit Skulpturen und einer spektakulären Lichterschau in der Weihnachtszeit setzte Peter J. Orth es seit den Neunziger Jahren in Szene. Der ehemalige Versicherungsdirektor ließ aus seinem Elternhaus einen „Ort der Lebenskunst“ entstehen. Wegen der Pflegebedürftigkeit seiner Mutter brach er nach 18 Jahren eine Weltensegelei ab und wurde in Tannenbusch wieder sesshaft.

Das ursprünglich schmucklose Einfamilienhaus aus den 1950er Jahren wurde blau angestrichen und wuchs um teilweise skurril anmutende An- und Ausbauten. Orths Anspruch war es, Haus und Leben zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen zu lassen. Ausstellungen, Tagungen und Eventgastronomie belebten das Haus, bis Orth aus gesundheitlichen Gründen an die Nordsee umzog und es einem Maklerbüro übergab.

23 Jahre hatte Christoph Pfeiffer mit seiner Frau in der Bonner Südstadt gewohnt. Fast ebenso lange hatten sie immer wieder nach einem Haus gesucht, das vielen Wünschen gerecht werden sollte. Vor etwas mehr als einem Jahr entdeckten sie das zum Verkauf stehende blaue Haus auf dem Bild einer Anzeige. Schon kurz nach dem ersten Betreten waren beide in das Objekt verliebt. Kaum sechs Wochen später war der Kaufvertrag unterschrieben.

Pfeiffer hatte sich nach dreijähriger gesundheitsbedingter Pause wieder in der Theaterszene zurückgemeldet und war voller Tatendrang. Der gebürtige Wiener hatte am Max Reinhardt Seminar das Inszenieren und Schauspielen gelernt und kam Anfang der Achtziger Jahre als Regieassistent von Peter Eschberg nach Bonn, wo er später dann auch selbst Regie führte. Zuletzt in der Pathologie und im Südbahnhof, nachdem er in ganz Deutschland an vielen Bühnen als Regisseur oder Schauspieler unterwegs war. Seine „Volxbühne“ in der Südstadt war das letzte Projekt vor dem Blauen Haus, das er rückblickend als „zu ehrgeizig“ beschreibt.

Vieles von dem, was Pfeiffer an Theater für Bonn vorschwebte, ließ sich nicht umsetzen. Ein Sommertheater gehörte dazu. Oft scheiterte es schon an den Örtlichkeiten. Zuletzt noch hatte er sich nach eigenen Angaben um die Burg Endenich bemüht, hätte dafür aber einen Endenicher Verein gründen müssen. „Zuviel Bürokratie“, sagt er. Jetzt hat er mit dem eigenen Haus in Tannenbusch die Freiheit, alles spielen zu können, was ihm und seinen Schauspielern gefällt.

„Ich wollte immer schon ein eher linkes und gesellschaftskritisches Theater machen“, sagt Pfeiffer in unverkennbarem Wiener Dialekt. Nun ist er seinem Ziel ganz nah. Mit der Premiere von „Leutnant Gustl“, dem „ersten inneren Monolog der Weltliteratur“, wird er diesen Samstag die „Gartenbühne“ im Blauen Haus eröffnen. Mit den Gedanken Gustls gibt der Wiener Autor Arthur Schnitzler einen tiefen Einblick in die Strukturen und Denkweisen der kaiserlich-königlichen Armee von Österreich-Ungarn. Gedanken zu Vorgesetzten, zu Juden oder zu Frauen, die sein Gustl niemals hätte laut äußern können.

In Pfeiffers Inszenierung wird Schauspieler Guido Grollmann viele Bereiche des blauen Hauses bespielen. „Der eigentliche Hauptdarsteller wird der Garten sein“, freut sich Pfeiffer, ohne dabei die Kunst seines Schauspielers schmälern zu wollen. Doch der Garten, durch den das Schauspiel die Besucher führt, ist in seiner verwilderten Schönheit und der von Gaudi inspirierten Sitzinsel ein Bühnenbild besonderer Art.

Es wird noch dramatischer zur Geltung kommen, wenn kaum eine Woche später mit „Damals in Eden – Aus den Tagebüchern von Adam, Eva und Satan“ bereits die nächste Premiere ansteht. In nahezu kabarettistischer Form werden Karin Kroemer und Guido Grollmann darstellen, warum die Vertreibung aus dem Paradies eine Frechheit gewesen war. Christoph Pfeiffer betritt dabei als Satan seine Gartenbühne. Das Blaue Haus bietet auch im Inneren viel Platz und eine ebenso einzigartige Kulisse wie der verwunschene Garten. „Jetzt müssen nur noch die Bonner kommen“, wünscht sich Pfeiffer.

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