VfG-Herbstfest Nicht alle haben Lust zum Feiern

Endenich · Beim Herbstfest im Haus Sebastian machen Bewohner auf ihre Probleme bei der Wohnungssuche aufmerksam.

 Mehr als 500 Paar Socken kamen bei der Sammlung zusammen. Werner Hartmann hing beim Herbstfest 300 symbolisch im Hof auf.

Mehr als 500 Paar Socken kamen bei der Sammlung zusammen. Werner Hartmann hing beim Herbstfest 300 symbolisch im Hof auf.

Foto: Benjamin Westhoff

Unter dem Motto "Machen Sie sich doch auf die Socken" hatte der Verein für Gefährdetenhilfe Bonn (VFG) in den letzten Wochen die Bürger der Stadt aufgerufen, warme Socken für bedürftige Menschen zu spenden. Es kamen mehr als 500 Sockenpaare zusammen. Beim alljährlichen Herbstfest wurde jetzt ein Teil der Strümpfe symbolisch im Innenhof des Haus Sebastian aufgehängt.

"Wir wollen mit dieser Aktion hauptsächlich auf die Arbeit im Haus Sebastian aufmerksam machen", sagte Leiter Michael Heidekorn. Die Bonner sollten für die Nöte von Obdachlosen in den Wintermonaten sensibilisiert werden. Zum Herbstfest kämen zwar hauptsächlich Angehörige oder ehemalige Bewohner des Hauses, die Veranstalter zeigten sich aber sehr zufrieden. Zwei Mitarbeiterinnen hatten zwei Nachtschichten lang Kuchen gebacken, es gab ein Tischfußballturnier, und mit Losen konnte man nützliche Gegenstände wie Kleidung oder kleine Küchengeräte gewinnen.

Manche Bewohner hatten sich während des Festes in ihre Zimmer zurückgezogen. Sie wollten ihre derzeitige Situation nicht feiern und "hinter einem Lächeln verstecken, was wirklich los ist". Was wirklich los ist, wusste auch Heidekorn: Die Anzahl an Wohnungslosen in Deutschland stiege seit Jahren kontinuierlich an, der soziale Wohnungsbau würde gleichzeitig immer weiter zurückgefahren, in den nächsten zwei bis drei Jahren sei mit einem explosionsartigen Anstieg der Obdachlosenzahlen zu rechnen, bedauerte er.

Viel konkreter hörten sich die Sorgen der Anwohner an. "Ist es mein Aussehen oder was mache ich falsch?", fragte sich ein Bewohner, der nach eigenen Angaben schon seit drei Jahren auf Wohnungssuche ist. In seinem Gesicht stehen Verzweiflung und Unverständnis, viele Vermieter würden ihm gar keinen Besichtigungstermin ermöglichen, wenn sie von seiner derzeitigen Situation erfuhren, erzählte er weiter.

"Es ist eigentlich unspektakulär", sagte Heidekorn auf die Frage nach schönen Erlebnissen im Haus. Ein schwerer Alkoholiker, der mehrere Jahre im Haus Sebastian gelebt hat, wohne jetzt seit fast drei Jahren mit seiner Frau "in einer normalen Wohnung und führt ein normales Leben". Solche Fälle zeigten, dass es möglich ist, aus dem Teufelskreis auszubrechen.

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