Kommentar zur Ema-Absage an Bonn Nicht überraschend

Meinung · Die Arzneimittelbehörde der EU (Ema) mit ihren fast 900 Wissenschaftlern und Experten kommt nicht nach Bonn. Unsere Autorin findet das nicht überraschend.

Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu werden: Die Hoffnung der Stadt Bonn, dass sie Sitz der Arzneimittelbehörde der EU (Ema) mit fast 900 hoch qualifizierten Wissenschaftlern und Experten werden könnte, hat sich nicht erfüllt. Obwohl Bonn sicher ein würdiger und vor allem passender Standort für die Ema gewesen wäre. Die Bundesstadt ist Sitz des Bundesamts für Arzneimittel und Medizinprodukte und erster Dienstsitz des Bundesgesundheitsministeriums. Zudem ist das für die Ema wichtige Paul-Ehrlich-Institut im hessischen Langen nahe Frankfurt auch nicht weit weg von Bonn und gut erreichbar. Aber: Es hat nicht sein sollen und das ist bedauerlich.

Doch wirklich überraschend kam die Absage nicht. Darauf hatte man sich im Alten Rathaus im Grunde nach dem für Bonn negativen Vorbericht der Brüsseler EU-Kommission Anfang Oktober wohl innerlich auch einstellen können. Ob die Kritikpunkte am Ende lediglich ein Vorwand waren, um schon früh die Weichen für eine der Städte stellen zu können, die die Ema-Mitarbeiter bei einer internen Befragung auf die vorderen Plätze gesetzt hatten, wie Amsterdam?

Als internationaler Konferenzstandort wäre Bonn für die Ema ideal gewesen

Unterm Strich kann man dem Bund und der Stadt jedenfalls nicht den Vorwurf machen, die Bewerbung sei schlecht gewesen. Eher verwundert einen die Kritik der Kommission schon sehr. Etwa der Punkt, dass der Ema in Bonn zunächst nur Interimsimmobilien angeboten werden sollten, um nach dem Zuschlag ein für die Agentur maßgeschneidertes Bürozentrum errichten zu lassen – das wäre für die Ema doch nur von Vorteil gewesen.

Oder die Kritik, das Angebot an internationalen Schulen und Kitas in der Bewerbung sei nicht konkret genug beschrieben gewesen. Wie bitte? Gerade mit seinem vielfältigen Angebot an mehrsprachigen Bildungs- und Betreuungseinrichtung für Kinder vom Babyalter aufwärts hat die Bundesstadt bei der Ansiedlung der UN bisher stets punkten können.

Auch als internationaler Konferenzstandort wäre Bonn für die Ema, die jährlich viele Kongresse durchführt, ideal gewesen. Ein Beweis dafür ist der nahezu perfekte Ablauf der soeben zu Ende gegangenen Weltklimakonferenz. Bei aller Enttäuschung: Bonn wird die Absage gut verkraften. Denn auch ohne Ema ist die Stadt angesichts ihrer guten Standortentwicklung auf der Gewinnerseite.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort