Kommentar zur Helfern Nicht wegschauen

Bonn · GA-Redakteurin Ayla Jacob findet es wichtig, diejenigen zu ehren, die anderen zur Hilfe geeilt sind und Zivilcourage gezeigt haben. Denn oft genug gehen Menschen weiter, hören nicht zu, schauen weg.

Auf den ersten Blick scheint es ganz einfach und logisch zu sein, Zivilcourage zu zeigen. Wohl jeder würde theoretisch etwas tun, wenn er Zeuge einer Prügelei wird. Einer Frau zu Hilfe eilen, die belästigt wird. Bei Schreien aus der Nachbarwohnung sofort die Polizei informieren.

Doch gerät man tatsächlich in eine solche Situation, wird es auf einmal schwer: Vielleicht ist die Prügelei ja nur eine Kabbelei unter Freunden? Vielleicht ist die Frau gar nicht allein unterwegs und wird nicht belästigt, sondern fühlt sich in der Situation wohl? Vielleicht kommen die Schreie aus der Nachbarwohnung aus dem Fernsehen, oder das Ehepaar streitet sich einfach nur? Zwar bleibt ein mulmiges Gefühl, man greift aber doch nicht ein. Man geht weiter, hört nicht hin, schaut weg. Um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, um nicht in eine kompromittierende Situation zu geraten.

Deshalb ist es so wichtig, denjenigen, die sich überwunden haben, die eingreifen und hinsehen, zu danken. So wie es die Polizei jetzt öffentlich getan hat. So wird jedem vor Augen geführt, wie einfach es eigentlich ist, couragiert zu handeln. Dass es teilweise schon ausreicht, Hilfe anzufordern, andere einzubeziehen, sich Zeit für die Opfer zu nehmen und über die 110 die Polizei anzurufen. Ohne dabei den Helden zu spielen. Denn sich selbst in Gefahr zu bringen, wäre falsch und unverantwortlich. Es geht darum, sich innerhalb der eigenen Möglichkeiten für andere einzusetzen. Und das ist eigentlich ganz einfach – auch praktisch.

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