Nach der Sitzung des Krisenstabs Einkaufen in Bonn soll nach negativem Test möglich bleiben

Bonn · Die Stadt Bonn will die Geschäfte und Museen offen halten. Das letzte Wort hat aber das Land. Sollte Düsseldorf zustimmen, könnten Kunden vermutlich ab Donnerstag den Handel nach einem negativen Corona-Schnelltest aufsuchen.

 Einkaufen wie hier beim Intersport in der Friedrichstraße wird möglich bleiben, wenn das Land dem Vorschlag der Stadt zustimmt.

Einkaufen wie hier beim Intersport in der Friedrichstraße wird möglich bleiben, wenn das Land dem Vorschlag der Stadt zustimmt.

Foto: Benjamin Westhoff

Auf, zu, auf, zu: Für Bonner Geschäftsleute wie Holger Kandel von Sportpartner in der Friedrichstraße ist die Pandemie ein Hürdenlauf. Umso glücklicher war er, nachdem der Krisenstab am Montag kundgetan hatte, die Läden sollten geöffnet bleiben, wenn auch die Kundinnen und Kunden künftig einen negativen Corona-Schnelltest vorzulegen haben. „Ich sehe das positiv, und ich sehe auch keine andere Chance für den Handel“, sagte Kandel. Nun wird er sich Gedanken machen zur Durchführung. Logische Folge für ihn: Wenn die Kunden einen Test vorzulegen haben, müssen seine Mitarbeiter jeden Tag einen durchführen lassen – auf seine Kosten. „Wir müssen nun auf die genauen Details warten und hoffen, dass die Menschen das Angebot annehmen.“

An drei Tagen hintereinander lag am Montag der Sieben-Tage-Inzidenz­wert in Bonn bei mehr als 100 Neuinfektionen gerechnet auf 100.000 Einwohner. Nach der Corona-Schutzverordnung in NRW greift ab diesem Zeitpunkt die sogenannte Notbremse. Öffnungen von Handel und Kultureinrichtungen seit dem 8. März müssten entweder rückgängig gemacht werden – oder es müsste eine Teststrategie her.

Wie der Bonner Krisenstab mitteilte, will Bonn die Testoption wählen und damit die Grundlage schaffen, dass Geschäfte und Museen weiterhin geöffnet bleiben können. Zur Nutzung des Angebots wären sodann diejenigen berechtigt, die einen tagesaktuellen negativen Schnelltest vorweisen können. Lebensmittelgeschäfte wie Supermärkte sind davon nach wie vor nicht betroffen. Um körpernahe Dienstleistungen wie Friseure und Fußpfleger in Anspruch zu nehmen, bräuchten Kunden weiterhin keine Tests. Für Kosmetikerinnen wiederum wären sie nötig.

Weiterhin ernstzunehmende Situation

„Wir haben weiterhin eine ernstzunehmende Situation“, sagte Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner nach der Sitzung des Krisenstabs bei einer Pressekonferenz am Montagnachmittag. Dass die Stadt an der Öffnung, wenn auch unter den genannten Einschränkungen, festhalten will, hält Dörner dennoch für verantwortbar und sinnvoll, „weil wir den Bürgerinnen und Bürgern einen Anreiz bieten wollen, sich viel testen zu lassen“.

Der Krisenstab-Leiter und Beigeordnete Wolfgang Fuchs geht davon aus, dass das Land am Dienstag, spätestens am Mittwoch über den Antrag der Stadt befinden wird. Sollte Düsseldorf diesem entsprechen, würde die neue Regelung voraussichtlich ab Donnerstag gelten. Bis dahin könnten die Geschäfte wie gehabt öffnen: Einkaufen ist derzeit ohne Test spontan nach Anmeldung möglich, wenn in den Läden genügend Platz zur Verfügung steht, oder per „Click & Meet“-Termin.

Voraussetzung für eine Bewilligung durch das Land sei, dass ausreichend Testkapazitäten in der Stadt zur Verfügung stehen, sagte Susanne Engels, Leiterin des Gesundheitsamts. „Ich gehe davon aus, dass wir mit derzeit 161 Teststationen ausreichend gut ausgestattet sind.“ Die Stadt veröffentlicht Kontaktdaten zu den Teststellen auf ihrer Internetseite www.bonn.de. Nur diejenigen Anbieter sind aufgelistet, die ihre Zustimmung erteilt haben. Derzeit sind das mehr als 30 Stationen.

Dokumentierter Nachweis nötig

Ein selbst gekaufter Test wird für den Einlass nicht ausreichen. Es muss ein dokumentierter Nachweis von einer Teststation sein, der oft per Mail versandt wird. Karina Kröber, Vorsitzende des Gewerbevereins City-Marketing Bonn, zeigte sich erfreut, dass die Geschäfte offen bleiben sollen. „Ich erwarte aber von der Stadt klare Vorgaben, wie wir diese Tests kontrollieren können“, sagte Kröber.

Fuchs betonte, dass jeder Bundesbürger derzeit einen kostenlosen Test pro Woche durchführen lassen kann. Jeder weitere Test müsse aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Es gebe aber Hinweise von Land und Bund, dass bald ein zweiter kostenloser Test pro Woche möglich sein könnte.

Die Oberbürgermeisterin will ihr Vorgehen mit dem Umland abstimmen, „um Einkaufstourismus zu verhindern“. Wie eine solche Übereinkunft aussehen könnte, konnte Dörner am Montagnachmittag vor dem für den Abend terminierten Treffen mit den Amtsspitzen nicht sagen. Zumal die Stadt Köln zu diesem Zeitpunkt bereits mitgeteilt hatte, ab diesem Montag sei nur noch ein Einkauf im Einzelhandel mit Übergabe vor den Geschäften („Click & Collect“) möglich. Eine Ausnahme von der Notbremse hält Köln „nur für die Museen für vertretbar“. Der Rhein-Sieg-Kreis lag am Montag mit einer Inzidenz von 98,9 knapp unter der Marke von 100.

Bei den derzeit hohen Inzidenzwerten geht Dörner nicht davon aus, dass es bald erste Corona-Modellregionen in Nordrhein-Westfalen geben wird. Wie berichtet, hat das Land darüber nachgedacht, nach Ostern in ausgewählten Gegenden eine weitergehende Öffnung von Handel, Sport, Kino und Gastronomie zu erproben, ähnlich wie es die baden-württembergische Stadt Tübingen bereits getan hat. Die Bonner Verwaltung habe vonseiten des Landes bisher nichts zu ihrem bekundeten Interesse gehört. Man werde darüber vielleicht noch einmal zu einem späteren Zeitpunkt nachdenken können, sagte Dörner.

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