Falschparker und Baustellen nerven die Radfahrer Note 4,2 für Bonn im Fahrradklimatest

Bonn · Bonn hat sich beim Fahrradklimatest des ADFC nicht verbessert. Vor allem das Sicherheitsgefühl hat die Bewertung nach unten gezogen. OB Dörner: „Über den Bertha-von-Suttner-Platz würde ich mit meinen Kindern nicht fahren.“

 Per Fahrrad gut geschützt durch den Verkehr: Was in der Welchnonnestraße eingerichtet wurde soll nach Wunsch vieler Radfahrer auch woanders möglich sein.

Per Fahrrad gut geschützt durch den Verkehr: Was in der Welchnonnestraße eingerichtet wurde soll nach Wunsch vieler Radfahrer auch woanders möglich sein.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Fahrradfahrer fühlen sich noch immer unwohl in Bonn – das ist die zentrale Aussage des ADFC-Fahrradklimatests, bei dem im vergangenen Herbst rund 2200 Radler nicht repräsentativ befragt wurden. Die Bundesstadt hat mit einer Note von 4,2 ein schwaches Ergebnis erzielt und sich im Vergleich zu 2018 nicht verbessert. Vor allem das Sicherheitsgefühl hat die Bewertung nach unten gezogen. Insgesamt landet die Stadt im Vergleich mit anderen Kommunen derselben Größenklasse auf Platz 14 von 26.

27 Fragen in fünf Kategorien sowie fünf Zusatzfragen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie mussten mit Schulnoten beantwortet werden. Die einzigen Bereiche, die gute abschneiden, sind die öffentlichen Fahrräder von Nextbike (2,3), die geöffneten Einbahnstraßen (2,5) für Radfahrer, Radfahren für jung und alt (3) sowie die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (3,1). Besonders schlecht steht es um die Breite der Radwege (5,2) Fahrradmitnahme im ÖPNV, die Führung in Baustellen (5,1) sowie Falschparkerkontrolle auf Radwegen (5,2). „Insgesamt scheint aber die Bedeutung des Rades gestiegen zu sein“, erläuterte der Geografie-Student Quentin Adrian, der die Statistik für Bonn ausgewertet hatte. Bei dieser Corona-Zusatzfrage gab es eine Note von 2,8.

Die Teilnehmer konnten sich auch mit Kommentaren beteiligen, wie Werner Böttcher vom Bonner ADFC erklärte. „Dabei geht es oft um das Sicherheitsgefühl und dass Radfahrer als Verkehrtsteilnehmer akzeptiert werden.“ Er fasste die Meinungen zusammen, dass dem Autoverkehr immer noch zu häufig das Vorrecht eingeräumt werde. „Beim Radverkehr wird nur dort etwas getan, wo man dem Auto nicht weh tut.“

Mit Blick auf die Sicherheit stimmte Oberbürgermeisterin Katja Dörner voll zu. „Über den Bertha-von-Suttner-Platz würde ich mit meinen Kindern nicht fahren“, sagte sie. Links und rechts würden die Fahrzeuge vorbeirauschen, was kein gutes Gefühl hinterlasse. Und auch die als Radvorrangstraßen ausgewiesen Bereiche der Altstadt störten sie. „Die werden von den Autos genutzt, als gäbe es die Bereiche nicht.“ Manches werde Zeit in der Umsetzung brauchen, wie etwa das angestrebte durchgehende Radwegenetz. „Deshalb benötigen wir zusätzlich schnelle Verbesserungen, um die Verkehrswende auch für die Bonnerinnen und Bonner kurz- und mittelfristig spürbar zu machen, beispielsweise die zusätzlichen Protected Bike Lanes und die Grünpfeile an wichtigen Kreuzungen.“ Die geschützten Fahrspuren werde es jedoch nicht an allen wichtigen Verkehrsstraßen geben, dabei seien auch gesetzliche Regelungen entscheidend. Vielerorts werde es auf Umweltspuren hinauslaufen, die beispielsweise mit dem Busverkehr kombiniert würden. Was sie kurzfristig angehen will, ist die Kontrolle von Falschparkern auf den Radwegen. Auch der Ausbau von sicheren Stellplätzen in der City soll bis zur nächsten Umfrage im Herbst 2022 vorangeschritten sein. Als konkretes Projekt nannte sie das Fahrradparkhaus in Bad Godesberg. „Das wird bis dahin nicht stehen, aber die Planung wird sehr klar sein.“ Den Radweg entlang des Tausendfüßler hat Dörner trotz aller Widerstände noch nicht abgeschrieben, man warte auf eine Stellungnahme des Bundes.

Mit Blick auf die Umgestaltung der Rheinpromenade appellierte ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg an Dörner, schon ab Sommer den Autoverkehr am Rhein zu unterbinden, um Platz zu schaffen für Radfahrer und Inline-Skater sowie „für eine Erlebnis- und Freizeitkultur am Rhein“. Auch in Paris werde die Uferstraße entlang der Seine im Sommer gesperrt. „Wir wollen das rheinische Paris werden.“ Zudem schlug Quaedvlieg vor, Verkehrsreduzierungen und Umgestaltungen in der Friedrich-Breuer-Straße in Beuel, auf dem Bonner Talweg in der Südstadt sowie in Kessenich umzusetzen.

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