Erinnerung an Nationalsozialismus NS-Gedenkstätte bittet Bonn um Hilfe

Bonn · Für den Trägerverein der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus steigt seit Jahren der finanzielle und personelle Aufwand. Der Verein bittet nun die Stadt um Hilfe: Sie soll die Trägerschaft übernehmen.

Als sich 1984 der Trägerverein der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus' gründete, konnten die Gründungsmitglieder vermutlich noch nicht absehen, wie viel zusätzliche Verwaltungsarbeit mit der Zeit zur eigentlichen inhaltlichen Tätigkeit dazukommen würde. Inzwischen hat der Aufwand derartige Formen angenommen, dass der Verein an die Stadt Bonn herangetreten ist, damit diese die Trägerschaft übernimmt. Der Verein selbst will aber als Förderverein weiter aktiv für die Gedenkstätte tätig sein. Zudem liebäugelt er mit einer dauerhaften Bleibe an historischer Stätte im Endenicher Kloster.

„Es handelt sich erst einmal um einen Prüfauftrag der Verwaltung“, betonte Vereinsvorsitzende Andrea Hillebrand. Auf jeden Fall soll das Thema auch noch in einer Mitgliederversammlung beraten werden. Neben dem ehrenamtlichen Vorstand des Vereins, dem rund 200 Mitglieder und 40 Mitgliedsorganisationen angehören, darunter die Kirchen, die Synagogengemeinde, die Ratsfraktionen und Gewerkschaften, ist ein kleines Team unter der Leitung von Astrid Mehmel für die inhaltliche Arbeit der Gedenkstätte tätig. „Diese Mitarbeiter sollen in Zukunft ihren Fokus stärker auf die wissenschaftliche Arbeit richten können“, erklärte Hillebrand. Mit der Zeit hätten Dinge wie beispielsweise Buchhaltung und Steuererklärung immer mehr Zeit in Anspruch genommen. Da die Gedenkstätte ohnehin mit Mitteln der Stadt Bonn gefördert werde, liege es nahe, die Trägerschaft in die Hände der Stadt zu geben.

In einer Beschlussvorlage für die Ratsgremien teilt die Verwaltung mit, dass 16 der 28 Gedenkstätten in NRW den städtischen Kulturdezernaten oder Kulturämtern zugeordnet seien. Auch sehe man, dass der finanzielle und personelle Aufwand der Gedenkstätte Bonn seit Jahren kontinuierlich steige. Zugleich würden auch die Anforderungen im wissenschaftlichen und pädagogischen Bereich wachsen. So dokumentiert die Gedenkstätte nicht nur in ihrer Dauerausstellung die Verfolgung von Menschen aus Bonn und der Region während der NS-Zeit. Sie bereitet zudem federführend die Gedenktage vor, organisiert Sonderausstellungen, Vortragsveranstaltungen, Führungen, Workshops und viele weitere Bildungsangebote.

Eine Entlastung der beiden hauptamtlichen Mitarbeiter und der beiden Teilzeitkräfte sei deshalb dringend geboten, meint Hillebrand. „Mit der Übernahme der Trägerschaft könnte die Stadt sich zudem deutlich geschichtsbewusst positionieren.“ Untergebracht ist die Gedenkstätte wie auch das Stadtmuseum im Gebäude des ehemaligen Viktoriabads an der Franziskanerstraße. Vor dem Hintergrund der unsicheren Zukunft des Standorts im Viktoriakarree bittet der Verein die Stadt auch um Prüfung einer temporären Unterbringung in der Pestalozzischule, in der laut aktueller Planung das Stadtmuseum und das Stadtarchiv ein neues Zuhause finden sollen (der GA berichtete).

Großer Wunsch des Vereins ist es aber, die Gedenkstätte dauerhaft an einem historischen Ort wie dem Endenicher Kloster etablieren zu können. Hillebrand: „Das wäre für uns die beste Lösung.“ Im Auge hat sie die Wirtschaftsräume des Klosters, die derzeit leer stehen. Zu dem im Kloster untergebrachten Priesterseminar Redemptoris Mater bestehe diesbezüglich ein guter Kontakt. „Wir haben unseren Wunsch schon vor zwei Jahren geäußert, weil wir nicht länger hin- und hergeschoben werden, sondern endlich eine feste Bleibe haben wollen“, sagte Hillebrand.

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