Benediktinerinnen in Endenich NS-Gedenkstätte zieht ins Kloster Maria Hilf

Endenich · Die Nazis vertrieben die Benediktinerinnen, um im Kloster Maria Hilf ein Ghetto-Lager einzurichten. Aufgrund des geschichtlichen Hintergrunds soll die NS-Gedenkstätte Bonn dort einziehen.

Vielen Bonnern wird die Klosteranlage am Fuße des Kreuzbergs bekannt sein. Was aber hat sich seit der Gründung des Klosters Mitte des 19. Jahrhunderts hinter seinen Mauern ereignet? Seine vielseitige Geschichte begann nicht in Endenich, sondern in den Gebäuden des 1802 aufgelösten Kapuzinerklosters, das heute in etwa zwischen der Oper und der Brüdergasse läge.

1857 wurden die Gebäude einem Benediktinerinnenkonvent als Kloster der Ewigen Anbetung Mariahilf gestiftet. Allerdings zwang ein Gesetzeserlass zur Zeit des Kulturkampfes die 30 Schwestern 1875 zum Umzug in ein Landhaus nahe Utrecht. Etwa zehn Jahre später war die Rückkehr nach Bonn möglich, jedoch hatte die Stadt die alten Klostergebäude verkauft. Also erstanden die Benediktinerinnen 1887 ein Grundstück am Fuß des Kreuzberges direkt neben der Marterkapelle und zogen ein Jahr später dort ein.

Michael Grouls, der historische Dienstleistungen tätigt, berichtet über das dunkle Kapitel der Klostergebäude zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft: „Etwa 1937 haben Männer der Gestapo angefangen, im Kapitelsaal weltanschaulichen Unterricht zur Einführung in die NS-Ideologie zu erteilen.“ Am 30. April 1941 wurde das Kloster beschlagnahmt, die Schwestern mussten die Gebäude verlassen.

Gebäude wurde zum Ghetto-Lager

Astrid Mehmel, wissenschaftliche Leiterin und Geschäftsführerin der NS-Gedenkstätte Bonn erklärt, dass die Gebäude zum Ghetto-Lager der noch in Bonn verbliebenen jüdischen Bevölkerung wurden, die „unter erbärmlichen Zuständen von der Gestapo interniert wurden“. 474 Erwachsene und Jugendliche wurden im Endenicher Kloster zusammengepfercht, mussten in der nahe gelegenen Industrie arbeiten und wurden von dort in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Nur sieben von ihnen überlebten.

Mit dem Ende des Krieges 1945 erhielten die Schwestern die Gebäude zurück, Luftangriffe hatten sie allerdings teilweise zerstört. Der Wiederaufbau zog sich über mehr als 15 Jahre hinweg. Seit den 50er-Jahren verrichteten die Benediktinerinnen Arbeiten wie die Altenpflege und die Hostienbäckerei, um Verdienstmöglichkeiten zu schaffen.

Dies wurde aber zunehmend schwieriger: „1982 waren es nur noch 36 Schwestern, von denen viele selbst pflegebedürftig waren“, sagt Grouls. Bis 2000 sank die Zahl auf zehn Schwestern, deren Priorin noch im selben Jahr starb. Daraufhin wurde die Schließung des Klosters beschlossen. Der Besitz ging an das Erzbistum Köln über, das ein Jahr später die Einrichtung des Priesterseminars Redemptoris Mater entschied.

Anfang 2019 teilte das Erzbistum mit, dass der Umzug der NS-Gedenkstätte Bonn in die leerstehende historische Bausubstanz der Wirtschaftsgebäude des Klosters möglich sei. Mehmel hält den Standort aufgrund seiner historischen Bedeutung für bestens geeignet. Wann der Einzug stattfinden soll, wird gerade mit dem Land NRW erarbeitet.

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