Tradition zum Karnevalsende Nubbelverbrennungen im Rheinland: Er ist an allem schuld!

Bonn/Region · Mit dem Aschermittwoch endet die Karnevalssession 2023. Den letzten Akt des Fastelovend bildet dabei die traditionelle Nubbelverbrennung. Doch woher stammt das Ritual und wie wird es heutzutage gefeiert?

Der Nubbel brennt bei der Nubbelverbrennung in Köln.

Der Nubbel brennt bei der Nubbelverbrennung in Köln.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Das Ende des Karnevals wird durch die gemeinschaftliche Verurteilung und die anschließende Verbrennung des Nubbels markiert, welche die Feiernden von allen zuvor begangenen Sünden erlöst.

In der Nacht vom Veilchendienstag auf Aschermittwoch wird deshalb überall im Rheinland jene Stofffigur verbrannt, die anderenorts auch Zacheies (im Raum Köln), Lazarus (in Jülich) oder Bacchus (im Ruhrgebiet) genannt wird.

Die in Bonn geläufige Bezeichnung Nubbel stammt aus dem rheinischen Dialekt und bezeichnet eine Person, die nicht näher benannt werden kann oder soll: So lässt sich die Bezeichnung „Nubbel Chris“ mit „irgendwer“ übersetzen und „dä es beim Nubbel“ heißt so viel wie „der ist irgendwo“. Heutzutage steht der Nubbel stellvertretend für alle Karneval-Feiernden. Er fungiert traditionell als Sündenbock für alle Fehler und Vergehen, welche sich die Jecken während des Fastenlovend geleistet haben.

Wie läuft eine Nubbelverbrennung ab?

Hat der Nubbel während des Karnevals zumeist noch über den Türen der Kneipen gehangen, so wird er in der Nacht vom Veilchendienstag auf Aschermittwoch pünktlich um 24 Uhr heruntergeholt und verbrannt. Vorher wird dem Nubbel allerdings noch der Prozess gemacht. Dafür verließt ein als Geistlicher verkleideter Jeck vor einem Publikum die Anklageschrift. In dieser werden dem Nubbel alle während der Karnevalstage begangenen Verfehlungen vorgeworfen. Wird er vom Publikum zu Beginn noch gegen die Anschuldigungen verteidigt, so schlägt die Stimmung irgendwann um.

Auf rhetorische Fragen des falschen Geistlichen wie „Wer ist schuld, dass wir zu viel gebützt und getrunken haben?“ oder „Wer ist schuld, dass wir nun krank und arm sind?“ antwortet die Menge mit einem ausgelassenen „Der Nubbel!“ oder „Dat wor der Nubbel!“. Ist die Schuld des Nubbels erst einmal festgestellt, wird die Strohfigur verbrannt. Da der Nubbel alle Schuld auf sich nimmt, werden die Anwesenden damit symbolisch von ihren zuvor begangenen Verfehlungen freigesprochen. Danach wird noch ein letztes Mal getanzt und gebützt, bevor am nächsten Tag der Karneval offiziell beendet ist.

Wie sich auch der Name des Nubbels von Region zu Region unterscheidet, so kann auch die traditionelle Läuterung der Karnevalsteilnehmer durch den Tod der Strohfigur von Region zu Region variieren. In Jülich beispielsweise wird der sogenannte Lazarus nicht verbrannt, sondern erst auf einem Sprungtuch durch die Luft gewirbelt und anschließend feierlich in der Rur ertränkt. Auch außerhalb des Karnevals tritt der Nubbel auf, so zum Beispiel als Wächter auf der Kirmes, welcher zum Abschluss der Festlichkeiten ebenfalls verbrannt wird.

Woher kommt die Tradition?

Die ursprüngliche Tradition der Nubbelverbrennung lässt sich bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Schon aus der damaligen Zeit finden sich Überlieferungen von Begräbniszeremonien zum Ende des Karnevals in Köln. Höchstwahrscheinlich lässt sich die Rolle des Nubbels oder Zacheies dabei auf die biblische Figur des Zöllners Zachäus zurückführen. Dieser lud der Erzählung nach große Schuld auf sich, indem er sich an den Zöllen selbst bereicherte.

Wird die Nubbelverbrennung vor allem in Köln traditionell an verschiedenen öffentlichen Plätzen zelebriert, finden sich Nubbelverbrennungen in Bonn mittlerweile eher seltener. Wer einer Nubbelverbrennung beiwohnen wollte, musste deshalb gestern nach Köln ausweichen. Dort fand die Verbrennung dieses Jahr nicht nur vor einer Vielzahl von Kneipen statt, sondern zu Ehren des 200-jährigen Bestehens des Kölner Karnevals wurde erstmals eine „Große Nubbelverbrennung“ auf dem Roncalliplatz am Kölner Dom veranstaltet.

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