Einblicke hinter die Werkstattkulissen Nur die Karosserie bleibt die alte

BONN · Keine Sitze, keine Stangen, keine Elektronik: In der ausgeschlachteten Bahn, die in der Halle des Beueler Betriebshofs der Stadtwerke steht, ist zurzeit jede Menge Platz. Alexander Wingen erklärte jetzt dort 30 Bonnern, was mit dem alten Fahrzeug geschieht:

 Das Interesse an den zweiterstellten Stadtwerke-Bahnen ist bei den "Einblicke"-Teilnehmern groß.

Das Interesse an den zweiterstellten Stadtwerke-Bahnen ist bei den "Einblicke"-Teilnehmern groß.

Foto: Knopp

Als "SWB-Fachbereichsleiter für Zweiterstellung" ist er dafür zuständig, dass die alten Bahnen generalüberholt werden und dann wieder auf die Schienen kommen. Das war auch das Thema der ersten Veranstaltung der Reihe "Einblicke 2015", die die Stadtwerke ins Leben gerufen haben. Dazu hielt Wingen zunächst einen Vortrag in der SWB-Zentrale. Er umriss die Geschichte der Zweiterstellung in Bonn, die inzwischen Interessenten weltweit neugierig gemacht hat. Schon 2005 habe man begonnen, eine ausrangierte Bahn zu entkernen und Ersatzteile einzubauen.

Mit der Zeit habe man festgestellt, dass sich damit eine Menge Geld einsparen lasse, so Wingen. Also wurde die Zweiterstellung genauer geplant, der TÜV Rheinland hinzugezogen, schließlich kam ein neuer Antrieb in die "zweiterstellte" Bahn hinein, und 2011 wurden die ersten Testfahrten mit dem Prototyp begonnen. 2012 wurde das "Combeback des Jahres" gefeiert, außerdem ging die Zweiterstellung in Serie.

35 Bahnen bekommen so eine komplett neue Ausstattung: Der Chopper-Antrieb erzeugt beim Bremsen Strom, die Bahnen bekommen eine Luftfederung und Polstersitze, werden leiser, die Türen sind moderner und vieles mehr. Letztlich bleibt weitgehend nur die Karosserie. "Die Substanz solcher Fahrzeuge ist so gut, dass man sie zweiterstellen kann", erklärte SWB-Geschäftsführer Heinz Jürgen Reining.

Die Bahnen sind teils Baujahr 1974, 1984 oder 1993. Rund 20.000 Einzelteile pro Fahrzeug werden ausgebaut und ersetzt, für die teureren Ersatzteile werden EU-weite Ausschreibungen gemacht. Auf diese Weise spare man bei 35 Fahrzeugen insgesamt rund 110 Millionen Euro gegenüber dem Neukauf. "Wir wollen keine Abhängigkeiten von Siemens und Bombardier", so Reining. Deshalb suche man gezielt auch nach Anbietern im Ausland. Der Antrieb komme aus Deutschland, aber auch aus der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und den USA werden Teile geliefert.

Nach dem Vortrag wurden die Teilnehmer mit einem SWB-Bus zum Beueler Betriebshof gefahren und konnten Bahnen in unterschiedlichen Stadien der Zweiterstellung anschauen. Bei den Bürgern kam das gut an. "Das Technische interessiert mich", sagte Bahnkundin Heide Vogel. Sie nutze die Gelegenheit zu gucken, was alles dahinter steckt.

"Einblicke 2015"

Die Termine der Reihe "Einblicke 2015": Am Mittwoch, 15. April, besichtigen Teilnehmer ab 16 Uhr die SWB-Leitstelle. Am Mittwoch, 13. Mai, geht es ab 10 Uhr auf den Betriebshof in Friesdorf. Dort finden auch die Veranstaltungen zur Ausbildung der Bus- und Bahnfahrer - mit Selbstfahrversuch - am 10. Juni, die Werkstattführung Bus am 25. Juni und die Information zur Fahr- und Dienstplanung am 12. August statt.

Mit einer Werkstattführung Bahn geht es am 26. August auf dem Betriebshof Dransdorf weiter, wo für den 5. September alle Teilnehmer der Veranstaltungen zum Werkstattfest eingeladen sind. Weitere Informationen auf www.swb-busundbahn.de unter Suchwort "Einblicke" .

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