Stadt und Veranstalter geteilter Meinung OB besorgt wegen Anti-Lärm-Demo

BONN · Mit gemischten Gefühlen sieht die Stadt Bonn der Demonstration entgegen, die als Protest gegen die nicht genehmigte Reggae-Party an Rosenmontag auf dem Frankenbad-Vorplatz stattfinden soll.

 Party auf dem Vorplatz des Frankenbades: Nachdem die Rosenmontags- Fete in diesem Jahr nicht genehmigt wurde, ist eine "Versammlung für einen alternativen Karneval" als Demo angemeldet.

Party auf dem Vorplatz des Frankenbades: Nachdem die Rosenmontags- Fete in diesem Jahr nicht genehmigt wurde, ist eine "Versammlung für einen alternativen Karneval" als Demo angemeldet.

Foto: GA-Archiv

"Ich habe ein bisschen Sorge, dass es zu einem Gegeneinander führen könnte, das keiner will", sagte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch gestern bei einer Pressekonferenz. Dass am Höhepunkt des Karnevals eine Demo stattfinde, habe bisher keiner gekannt und mache ein Stückweit ratlos.

So wie die Party im Vorjahr gelaufen sei, sind Nimptsch & Co. unsicher, ob die Demo aus dem Ruder laufen könnte. Diese ist bei der Polizei von 15 bis 20 Uhr angemeldet als "Versammlung für einen alternativen Karneval", so Polizeisprecherin Daniela Lindemann. Nach dem Abstimmungsgespräch mit den Veranstaltern, die 500 Teilnehmer erwarten, sei die Demo bestätigt worden. "Wir gehen von einem friedlichen Verlauf aus und haben keine Hinweise auf Störungen", so Lindemann.

Gleichwohl stelle sich die Polizei "kräftemäßig" darauf ein und achte auch darauf, dass der Charakter einer Versammlung und keiner Party entstehe. "Der Rosenmontagszug ist von der Demonstration nicht beeinträchtigt", so Lindemann. Die Veranstalter der Initiative "Rhizom" sehen keine Gefahr, dass die Demo eskalieren könnte. "Ein friedlicher Verlauf ist im Interesse aller, wir sind doch keine marodierende Truppe von Trunkenbolden", meinte Christian Sebaly. "Die Besucher unserer Partys sind friedliebend. Damit hatten wir nie Probleme."

Die Sache ganz anders sehen die Anwohner, die über ihren Anwalt eine Klage angedroht hatten, sollte die Reggae-Party mit ihren Alkoholexzessen wieder stattfinden: "Die Absicht, die Party nunmehr als Demonstration zu tarnen, um unter den Schutz des Versammlungsrechts zu schlüpfen, ist ein Missbrauch des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit", finden sie und meinen: Ein Ende der Veranstaltung um 20 Uhr werde nach aller Erfahrung aus den letzten Jahren reine Makulatur sein.

Unterdessen scheint das Tischtuch zwischen der Stadt Bonn und dem Veranstalter zerschnitten: Die Stadt berichtete, 2014 seien die Absprachen von "Rhizom" nicht eingehalten worden, es habe Flaschenwürfe gegen Zugteilnehmer gegeben, die Party sei die ganze Nacht weitergegangen und Besucher hätten in Hauseingänge uriniert, weil nur sechs Dixi-Klos für 500 Leute da gewesen seien.

"Das sehen wir ganz anders", meinte "Rhizom"-Sprecher Jan Krüger. Das wilde Urinieren sei ein generelles Altstadt-Problem, man habe nach der Party aufgeräumt, so dass der Platz am Dienstag wieder sauber ausgesehen habe. Dass zersplittertes Glas herumlag, könne man nicht ihnen in die Schuhe schieben: "Wir hatten nur Plastikbecher im Ausschank." Und wenn Leute nach der Party den Vorplatz noch zum Feiern nutzen, habe das nichts mit ihnen zu tun. Problematisch sei auch, dass die Hauptbeschwerdeführerin jedes Gespräch ablehne und das Ordnungsamt massiv aufgetreten sei.

Auf Kritik, die Stadt möge risikofreudiger sein und die Party trotz Klageandrohung genehmigen, sagte OB Nimptsch: "Wir sind risikobereit, das haben wir beim Kunstrasen gezeigt." Zur Kritik, eine Lärmbegrenzung von 80 Dezibel sei zu niedrig, meinte er: "Das ist keine Zimmerlautstärke, sondern so laut wie ein Rasenmäher." Auch beim Ringfest in Köln liege die Grenze bei 85 Dezibel.

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