OB entmachtet Gebäudemanager Friedhelm Naujoks

Als Friedhelm Naujoks vor sechs Jahren auf Vorschlag von Ex-OB Bärbel Dieckmann sein Amt als Chef des neuen städtischen Gebäudemanagements antrat, eilte ihm viel Lob voraus. Jetzt hat OB Nimptsch seinen Parteifreund von allen Aufgaben als Gebäudemanager entbunden.

 Nach seiner Entmachtung ist Friedhelm Naujoks nun nicht mehr Herr über 700 städtische Liegenschaften.

Nach seiner Entmachtung ist Friedhelm Naujoks nun nicht mehr Herr über 700 städtische Liegenschaften.

Foto: Ronald Friese

Bonn. Als Friedhelm Naujoks (59) vor sechs Jahren auf Vorschlag von Ex-Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) sein Amt als Chef des neuen städtischen Gebäudemanagements (SGB) antrat, eilte ihm viel Lob voraus. Am Dienstag hat Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch (SPD) seinen Parteifreund von allen Aufgaben als Gebäudemanager entbunden.

Hintergrund: Im Zuge des Desasters um das World Conference Center Bonn (WCCB) ist nach Dieckmann und den früheren WCCB-Projektleitern Arno Hübner und Eva-Maria Zwiebler nun auch Naujoks ins Visier der Staatsanwälte geraten: Gegen ihn und zwei seiner SGB-Mitarbeiter wird wegen Betrugs ermittelt.

Seinen Posten als Gebäudemanager ist Naujoks nun zwar los, nicht jedoch seine exponierte Stellung bei der Stadt, wenn man deren Erklärung richtig versteht: Künftig soll Naujoks nun "herausgehobene Projekte im Dezernat des Oberbürgermeisters steuern". Genannt werden unter anderem das Stadthaus-Projekt und die Feuerwehrleitstelle. Naujoks' bisheriger Vize Bruno Lossau wird neuer SGB-Chef.

Das Tiefbauamt wandert aus dem SGB ins Planungsdezernat. Damit reagiere Nimptsch nicht nur auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen im SGB, heißt es. Er treffe gleichzeitig "bereits seit längerem vorbereitete Organisationsmaßnahmen". Der OB sprach von "einem anhaltenden Prozess, die Effektivität der Verwaltungsarbeit weiter zu steigern".

Dabei hatten Dieckmann und die Politiker sich einst vom neuen SGB mehr Effizienz, Synergieeffekte und deutliche Einsparungen versprochen und damit auch Naujoks Einstiegsgehalt von 150 000 Euro im Jahr gerechtfertigt. Als 2007 zu Naujoks Aufgaben unter anderem das WCCB dazu kam, wurde sein Salär auf 175 000 Euro erhöht.

Kommentar Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Schön geredet"Die Antwort auf die Anfrage des GA, ob Naujoks nun zurück- und Lossau höher eingestuft würde, blieb der OB schuldig und teilte in einer sperrigen Erklärung nur mit: "Die Organisationsverfügung zur Umsetzung der heute beschlossenen Umstrukturierungen werden unverzüglich auf den Weg gebracht. Dabei werden alle relevanten Fragen geprüft."

"Widersprüchlich und nicht nachvollziehbar", kritisierte Georg Fenninger (CDU) die Entscheidung des OB. Peter Finger (Grüne) nannte sie eine "peinliche Verlegenheitslösung": Auf der einen Seite werde Naujoks als SGB-Chef entmachtet, weil dem OB ganz offensichtlich das Vertrauen in ihn fehle. Andererseits rücke der bestbezahlte Mann der Verwaltung jetzt in das direkte Umfeld des OBs.

Ihre Forderung: Nimptsch solle sich besser von Naujoks trennen. Die SPD lobte dagegen den OB: Er habe einen "weisen Ausgleich zwischen den geäußerten Vorwürfen, Verdachtsmomenten und laufenden Ermittlungen auf der einen und dem Recht jedes Betroffenen auf fairen Umgang und die Unschuldsvermutung auf der anderen Seite getroffen." Außerdem äußerten Nimptschs Parteifreunde die Auffassung, dass die Reaktion der Bezirksregierung auf die Betrugsvorwürfe gegen Naujoks zeige, dass "man Vorgänge auch anders bewerten könne".

Die Staatsanwaltschaft ermittelt derweil weiter gegen Naujoks, der im Verdacht steht, bei der Bezirksregierung die bisher ausbezahlten 25 Millionen Fördermittel für das WCCB durch Betrug erschlichen zu haben. Ihr Vorwurf: Naujoks hat als beauftragte Prüfinstanz in baufachlichen Testaten mit falschen Zahlenangaben die Finanzierung des WCCB wahrheitswidrig als gesichert erklärt.

Dass die Bezirksregierung das anders sieht und das Geld nicht zurückfordert, ändert an der Einschätzung der Ermittler nichts, wie Oberstaatsanwalt Fred Apostel sagte. Allerdings werfe die Erklärung des Regierungspräsidenten mehr Fragen auf, als sie beantworte, so der Chef der Antikorruptionsabteilung.

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